Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll56. Sitzung / Seite 136

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mir fällt schon einiges dazu ein –, schon auch eruieren, wie valide Ausleseverfahren am Beginn eines Studiums sind.

Sehr viele Experten – ich habe mit einigen geredet, habe einiges gelesen – sagen – und das war für mich erschreckend –, dass die Validität, das heißt, die Aussagekraft eines Tests, dass er die Besten und am besten Geeigneten auswählt, zwischen 55 und 60 Prozent herumkrebst. Welcher Personaldirektor einer Firma ist zufrieden mit einem Test, wo die Wahrscheinlichkeit 60 Prozent beträgt, dass man die Besten bekommt? – Wir sollten uns auch nicht hinter einer Pseudogenauigkeit von Tests und Wissenschaft verstecken, sondern ein bisschen den Vorhang wegziehen.

Zu sagen, dass diejenigen, die diesen Test bestanden haben, die Besseren sind, würde eine zweite Gruppe erfordern, eine Kontrollgruppe, nämlich jene, die diesen Test nicht bestanden haben und die auch studieren. Die gibt es aber nicht. Das heißt, man kann den Test nicht vergleichen. Zu sagen, die Schule oder der Schultyp sei schuld, ist nicht ganz plausibel, glaubt man den Befürwortern dieses Tests. Die haben gesagt: Wir wollen keinen Numerus clausus, die Maturanoten, das ist uns zu primitiv, so unsozial. Die Schulen sind unterschiedlich streng, haben unterschiedlich gute Lehrer. Das wollen wir nicht. Daher wollen wir einen Test, genau diesen Test, der nicht auf schulisches Wissen abzielt, sondern auf Studierfähigkeit. (Abg. Dr. Brinek: Ja, genau!) – Ja gut, aber Studierfähigkeit heißt, emsig sein, hartnäckig sein, schnelle Auffassungsgabe. (Abg. Dr. Brinek: Na! Na!) – Bitte, Kollegin Brinek, Sie können dann auf der Uni eine Vorlesung halten, jetzt rede ich, bitte! (Abg. Dr. Stummvoll: Das ist eine Vorlesung!)

Der Test sagt aber nichts aus über die Berufsfähigkeit, und das sollte schon zum Nachdenken geben. Zu sagen, das sind vielleicht die erfolgreicher Studierenden, aber nicht die Erfolgreicheren und Geeigneteren im Beruf, da muss man nachdenken. – Punkt eins.

Wenn ich mir dann anschaue, dass auch bei der zweiten großen Prüfung Frauen wiederum schlechter aussteigen und es heißt, strategisches Lernen sei gefragt und man schlägt nach, was die Pädagogik unter strategischem Lernen versteht, findet man Folgendes: „Strategisches Lernen“ heißt situationsbezogenes, prüfungsorientiertes Lernen.

Der Stoff ist 8 000 Seiten in den ersten zwei Semestern, da ist tiefschürfende Quer­vernetzung, Analyse et cetera nicht gefragt. Und siehe da! Fragt man die Studie­renden, sagen die, sie lernen Kurzlehrbücher, Fragebögen und werden trainiert. (Abg. Dr. Brinek: Das wissen wir! Ich kenne die Studie!) Und ich würde sehr davor warnen – Professor Dierich in Innsbruck –, an den Schulen etwas zu trainieren, damit man den Test dann besser besteht, solange ich nicht weiß, dass der Test gut ist. Wenn ich jetzt fünf Jahre lang „Millionenshow“ trainiere, damit ich gewinne, und weiß, wie der dritte Schlagzeuger von Drahdiwaberl heißt, macht mich das nicht gebildeter, aber ich gewinne vielleicht die „Millionenshow“. Das ist kein Bildungskonzept! (Beifall bei den Grünen.)

Und jetzt noch etwas. Was sind die Prädiktoren, was sagen die Experten, was sind die entscheidenden Sachen, die eine große Rolle spielen? – Deutsche Muttersprache, hohe Lernkapazität, ein breites Rückgrat, das männliche Geschlecht und auch die Schulleistung, was wir nie haben wollten. Jetzt zeigen aber Frauen in anderen Studien, dass Frauen bessere Schulleistungen haben, keine Unterschiede zwischen Wissen und Fertigkeiten festgestellt werden können zwischen den Geschlechtern, und dass Frauen auch die besseren Prüfungsergebnisse haben.

Und jetzt Professorin Spiel hin oder her, ob das die Beste oder nicht die Beste ist: Man muss fragen, wie benotet wird. Glauben Sie wirklich, dass AHS-LehrerInnen in einem


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