Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 111

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14.03.27

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren von den Grünen! Es wird von uns zu dieser Regelung auch eine Zustimmung geben. Und ich nenne zuerst die zwei Gründe, die für mich ausschlaggebend sind. Das eine ist, wie schon erwähnt wurde, dass mit dem Lissabonvertrag Österreich 19 Mandate haben könnte, wenn der Lissabonvertrag im Herbst oder nächstes Jahr doch in Kraft träte. Daher macht es wohl Sinn, den Wählerinnen und Wählern schon für den 7. Juni klar zu machen, dass die Wahl, die sie treffen, möglicherweise, wahr­scheinlich, ich sage hoffentlich, mehr österreichische Vertretung bringen wird, und das schon jetzt zu regeln, damit die Wählerinnen und Wähler auch Bescheid wissen.

Das Zweite ist, dass es wohl auch rein technisch gesehen und wohl auch politisch einen Sinn macht, jetzt schon festzulegen, welcher Modus dann gewählt werden wird, denn die Vorstellung, dass man sich nach der Wahl, nachdem der Lissabonvertrag in Kraft getreten ist, darüber streitet, nach welcher Methode man jetzt die nächsten zwei auswählt, wo es dann möglicherweise unterschiedliche Zuteilungen von den Parteien geben würde, würde einer Wahl nicht gut tun. Und deswegen macht es Sinn, diese Vorkehrungen jetzt schon zu treffen und nicht nach einem eventuellen Inkrafttreten des Lissabonvertrags.

Aber ich muss hier wohl auch noch meinem Erstaunen über die Haltung der Frei­heitlichen Ausdruck geben. Diejenigen, die sich immer als die großen Verteidiger Österreichs, des Vaterlandes, der Heimat aufspielen, sind jetzt dagegen, dass Öster­reich im Europaparlament zwei Sitze mehr hat. (Abg. Strache: Ihnen sind zwei Man­date wichtiger als die österreichische Souveränität! Das ist die Chuzpe!) Die sind dagegen, dass Österreich im Europaparlament stärker vertreten ist. Also das müssen Sie noch irgendwem erklären. (Abg. Strache: Das versteht jeder Österreicher: Ihnen geht es um Posten!)

Diese großen Verteidiger, die angeblichen Verteidiger Österreichs sind dagegen, die wollen zwei Mandate, zwei Sitze im Europaparlament an andere verschenken. Die wollen weniger mitzureden haben. Das können Sie selber erklären, aber sonst niemandem in diesem Land, meine Damen und Herren von den Freiheitlichen.

Noch etwas anderes. Sie sind, wir wissen das ja, gegen diesen Lissabon-Vertrag. Sie sind aber auch diejenigen, die durchaus immer wieder durchklingen lassen, dass Sie eigentlich am liebsten aus der Europäischen Union austreten würden. (Abg. Strache: Wer sagt das? Hat nie jemand gesagt! Sie behaupten etwas, was nicht stimmt, Frau Kollegin! Sie können die Unwahrheit hundertmal behaupten, das stimmt nicht! Wir wollen Europa reformieren im Unterschied zu Ihnen!)

Wissen Sie, was? – Wenn Sie diesem Austrittspopulismus weiter frönen wollen, dann sollten Sie nämlich für den Vertrag sein, denn nur mit diesem Vertrag könnten Sie überhaupt dieses Ansinnen, dass Österreich aus der EU austritt, auch vertreten. Im jetzigen Zustand geht das einfach nicht, meine Damen und Herren oder vorrangig meine Herren von den Freiheitlichen!

Also machen Sie hier keine Angstpropaganda und Sonstiges, was den Lissabonvertrag betrifft. Jetzt sind auf einmal Sie die, die weniger Österreich in der Europäischen Union wollen. Das werden wir den Wählerinnen und Wählern erzählen.

In diesem Zusammenhang kann ich meiner Vorrednerin Beatrix Karl nur zustimmen. Die FPÖ hat Angst vor mehr parlamentarischen Rechten und vor mehr Rechten für die Bevölkerung und für Parlamente in Europa. (Abg. Strache: Absurd, wirklich absurd!) Das ist wohl der falsche Weg, meine Damen und Herren von der FPÖ! Aber das haben wir ohnehin schon lange gewusst. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.06

 


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