Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll110. Sitzung / Seite 193

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Sie sagen, die Tito-Partisanen als österreichische Freiheitskämpfer bezeichnet, sie für ihren großen Einsatz lobt und sie hier am Rednerpult des österreichischen Nationalra­tes richtiggehend abfeiert.

Ich lade Herrn Abgeordneten Walser gerne einmal in unser Bundesland ein. Dann fah­ren wir gemeinsam nach Südkärnten und besuchen jene Familien – und es sind Tau­sende Familien in Südkärnten –, die Opfer der Tito-Partisanen zu beklagen haben. (Beifall bei BZÖ und FPÖ. – Abg. Dr. Strutz: Genau!)

Da gibt es Gräuelgeschichten, die können Sie sich gar nicht vorstellen. Männer, Frau­en, kleine Kinder wurden verschleppt und ermordet!

Dass Sie das hier mit Ihrer Rede im Nationalrat gutheißen, verteidigen und sogar lo­bend anpreisen, indem Sie die Tito-Partisanen für ihre Ruhmestaten loben, ist wirklich eine Ungeheuerlichkeit. Es ist wirklich schockierend, dass das hier in diesem Hohen Haus gesagt wird.

Es ist auch eine unnötige Provokation in einer sehr heiklen Phase, die wir gerade in Kärnten durchleben, wo die Lösung der Ortstafelfrage ansteht. Dieser Ortstafelkonflikt hat gerade deswegen über 50 Jahre lang gedauert, weil die Menschen in Südkärnten diese Gräueltaten nicht vergessen haben. Wir alle sind froh darüber und arbeiten da­rauf hin, dass wir diesen Konflikt nun lösen. Sie mit Ihren Ausführungen tragen dazu bei, diesen Konflikt zu prolongieren, und das hat hier im Hohen Haus wirklich über­haupt nichts verloren und ist ein schändliches Verhalten.

Ihre ideologische Geisteshaltung kennen wir jetzt. Es ist Gott sei Dank nicht jene der Österreicherinnen und Österreicher und schon gar nicht jene der Kärntnerinnen und Kärntner, die für ihre Freiheit gekämpft und sich diese erkämpft haben – und dafür dan­ken wir ihnen noch heute! (Beifall bei BZÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.10


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Pirklhuber zu Wort. – Bitte. (Ruf bei der ÖVP: Die Glawischnig brauchen wir! – Abg. Mag. Wurm: ... Männerthema!)

 


19.10.38

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Meine Damen und Her­ren! Herr Präsident! Es ist ein wirklich jämmerliches Zeichen, werte Kolleginnen und Kollegen, dass Sie dem Kollegen Walser nicht zuhören konnten und nicht zuhören wollten. (Zwischenrufe beim BZÖ.)

Kollege Walser hat nämlich ganz klar gesagt, dass es darum ginge, der Realität in aller Ruhe und Gelassenheit aus einer historischen Distanz in die Augen zu sehen. Er hat ganz klar davon gesprochen, dass jene Völkervernichtung, die passiert ist, und jene Massaker, die nach 1945 auf jugoslawischem Staatsgebiet passiert sind, durch nichts zu rechtfertigen sind, selbstverständlich! (Abg. Dr. Strutz: Es war in Kärnten! – Anhal­tende Zwischenrufe bei ÖVP, FPÖ und BZÖ.)

Meine Damen und Herren! Sie, Herr Kollege Petzner, können hier nicht herunter kom­men und eine Geschichtsdarstellung konstruieren (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), die darauf nicht hinweist und nicht klarmacht, dass gerade durch den Widerstand der Kärntner Slowenen, durch den Widerstand vieler Bürgerinnen und Bür­ger, auch aus den volksdeutschen Gruppen in den Regionen von Ex-Jugoslawien (Abg. Gartelgruber: Volksdeutsche ...!), die auch im Widerstand gegen das national­sozialistische Terrorregime und ihre militärischen Eroberungsfeldzüge gestanden sind ... (Ruf bei der ÖVP: Red keinen Blödsinn!) Daher müssen diese Menschen ge­würdigt werden. Aus heutiger Sicht ist es sinnvoll, sich diese Geschehnisse in aller Ru­he anzusehen, Herr Kollege Petzner – und nicht hier revanchistisch zu argumentieren.

 


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