Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll114. Sitzung / Seite 54

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Wir wollen ein auf Geldleistungen beruhendes System haben. (Beifall bei der FPÖ.) Wir wollen die Selbstbestimmung, das Selbstbestimmungsrecht der Pflegepersonen und nicht ein auf Sachleistung umgestelltes System. Das ist etwas, was wir ablehnen. Da konnten Sie uns auch im Ausschuss keine überzeugende Antwort geben, denn Ihr Beispiel von einem Alkoholiker, wo es besser ist, er bekommt nicht das Bargeld in die Hand, das ist ein bisschen ein schwaches Beispiel. Da brauche ich das in die Erläute­rungen nicht hineinzuschreiben, wenn es solche Einzelprobleme jetzt schon gibt. Ins­gesamt können wir daher diesem Gesetz niemals unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.)

12.51


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Schwent­ner. – Bitte.

 


12.51.20

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Besucherinnen und Besucher! Ja, Frau Kollegin, Ihre Ängste möchte ich echt nicht haben. (Beifall bei Grünen und SPÖ.) Der Beweis wird immer wieder aufs Neue geliefert.

Es wurde ja heute schon sehr viel und vielen gedankt, nur einer ganz großen betrof­fenen Gruppe in diesem Bereich, nämlich den Frauen, wurde nicht gedankt. (Rufe: Oh ja!) Ich danke allen Müttern, Töchtern, Ehepartnerinnen, Lebensgefährtinnen, Enkelin­nen, allen, die nicht nur ihre Angehörigen pflegen, sondern auch in dem Bereich arbei­ten und tätig sind. (Zwischenruf des Abg. Kopf.) Allen pflegenden Angehörigen haben Sie gedankt, Sie haben auch den Familien, den Familien der Angehörigen gedankt, aber Sie haben nicht besonders den Frauen gedankt, und denen danke ich jetzt ein­mal. (Beifall bei Grünen, SPÖ und ÖVP. – Abg. Klikovits: 97 Prozent sind Frauen!)

97 Prozent sind Frauen, genau, 80 bis 90 Prozent des pflegenden Personals sind Frauen. 80 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Frauen. Es sind aber auch zwei Drittel der Pflegebedürftigen Frauen, das darf man nicht vergessen. Die demographi­sche Entwicklung wurde schon mehrmals besprochen.

Und worum geht es? – Es ist heute schon mehrmals im Raum gestanden, aber nicht oft genug: Es geht um ein würdevolles Altern, es geht darum, dass sich die zu pfle­genden Menschen in einer würdevollen Situation befinden. Es geht um eine gute Be­treuung der Leute und es geht vor allem darum, dass sich diese Leute viele, viele Jah­re in Pflege befinden, in denen viele Frauen auch ihre Angehörigen und ihnen Nahe­stehende pflegen. Diese vielen Jahre, vor allem auch in den Jobs, sollten ebenfalls un­ter würdigen Bedingungen verbracht werden.

Wir alle wissen, dass viele Menschen, die im Pflegebereich beschäftigt sind – wahr­scheinlich haben Sie auch Angst vor den Pflegeheimen, Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ –, Menschen mit Migrationshintergrund sind, die wir gerade dort brauchen, weil es sonst nur ganz wenig Menschen gibt, die sich diesen Job antun. Und wir wis­sen alle, dass gerade in diesem Bereich sehr viel getan werden muss. Es sollte nicht nur das Ansehen der Jobs aufgewertet werden, sondern es sollte auch eine finanzielle Aufwertung stattfinden. Es müssen sich die Rahmenbedingungen ändern. Es muss an­erkannt werden, dass es eine ganz, ganz wichtige Tätigkeit ist, die diese Leute in die­sem Bereich machen, und diese muss auch entsprechend honoriert werden.

Es geht auch um andere Rahmenbedingungen. Es geht darum, dass Angehörige in Pflegekarenz gehen können. Es geht darum, dass wir intelligente Systeme entwickeln und dass wir da keine Zeit mehr verlieren, uns mit der Zeit über 2014 hinaus zu be­schäftigen. Wir wissen alle, dass die 24-Stunden-Pflege nicht unbedingt das ideale Mo­dell ist, das war eine Notlösung. Und wir leben mittlerweile mit der Notlösung und ver-


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