Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll161. Sitzung / Seite 200

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Zum Abschluss komme ich noch zu Herrn Klubobmann Kopf, der sich jetzt dieser Debatte nicht einmal stellt; interessant, aber vielleicht richtet man es ihm aus. Herr Klubobmann Kopf ist auch durchschaubar, denn immer dann, wenn er sich besonders unwohl fühlt, wenn er merkt, jetzt ist etwas, das eigentlich nicht sein sollte, dann entgleist er. Er ist mittlerweile der Klubobmann mit den meisten Ordnungsrufen in der Geschichte. Das müssen Sie sich einmal anschauen, das ist interessant, das haben normalerweise Klubobmänner nicht notwendig. Immer dann, wenn er entgleist, merkt man, er fühlt sich nicht wohl, merkt man, wie er empfindet: Ui, jetzt haben sie mich erwischt, jetzt muss ich irgendetwas ganz Starkes sagen! Heute war er Wieder­holungstäter, denn für das, was er der Opposition heute vorgeworfen hat, nämlich den „Hooligan-Sektor“, hat er schon einmal einen Ordnungsruf bekommen – und heute wieder.

Ich habe ja geglaubt, dass Herr Klubobmann Kopf sich in der Materie auskennt, aber ich glaube, er kennt sich nicht wirklich aus, weshalb man ihm vorhalten muss, was es eigentlich bedeutet, Hooligan zu sein. (Abg. Rädler: Na Sie kennen sich ja aus im Stadion!) – Ich weiß, der da hinten kennt sich nicht aus.

Wissen Sie, wer Herr Adrian Maleika war? Herr Adrian Maleika war Fan von Werder Bremen und war am 16. Oktober 1982 beim Pokalspiel Hamburger SV gegen Werder Bremen. Er wurde dort von einer Hooligan-Gruppe überfallen und mit Steinen bewor­fen. Herrn Maleika, einen 16 Jahre alten Buben, hat ein Stein am Kopf getroffen, er wurde ins Krankenhaus eingeliefert und starb am darauffolgenden Tag aufgrund seiner Schädelverletzungen. Dieser Fall gilt in der Geschichte des Hooliganismus als erster Fall in Deutschland. (Abg. Dr. Matznetter: Zur Sache!)

Sie kennen wahrscheinlich den Namen Nivel. Herr Nivel war Gendarm und war am 21. Juni 1998 nach dem Spiel Deutschland gegen Jugoslawien bei der Fußball­welt­meisterschaft in Lens zum Dienst eingeteilt. Er wurde von einer Gruppe von Hooligans überfallen, erlitt damals schwerste Kopfverletzungen, fiel sechs Wochen ins Koma und ist seitdem schwerst behindert.

Als das wohl schrecklichste Ereignis des Hooliganismus in der Geschichte ist die Katastrophe des Heysel-Stadions am 29. Mai 1985 zu sehen. Im Endspiel um den Pokal der Landesmeister zwischen Liverpool und Juventus Turin sind Hooligans anei­nan­dergeraten – es gab 39 Tote, 454 Verletzte!

Herr Klubobmann Kopf, wenn Sie wirklich der Meinung sind, dass hier herinnen ein „Hooligan“ sitzt oder gleich ein ganzer „Sektor“, so wie Sie das formulieren, also Menschen, die in abartiger Art und Weise physische Gewalt anwenden, um andere Men­schen zu töten, wenn Sie das wirklich meinen, dann kommen Sie hier heraus und sagen Sie das! Wenn Sie das nicht gemeint haben, dann haben Sie die Verpflichtung, hier herauszukommen und sich ein für alle Mal zu entschuldigen! (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

17.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein. – Bitte.

 


17.24.29

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Wer dieser Debatte folgt und zum Thema ESM die europäische Diskussion nicht verfolgt hat, die Diskussionen im Hauptausschuss in den letzten Monaten in Vorbereitung von europäischen Gipfeltreffen nicht verfolgt hat, könnte der Meinung sein, dass dieses Thema heute zum ersten Mal an die Ohren der Opposition, vor allem der Freiheitlichen und des BZÖ, dringt.

 


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