Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 239

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20.41.57

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuschauer an den Bildschirmen! Wie aus der unlängst präsentierten Studie der EU-Grundrechteagentur „Violence against women across the EU. Abuse at home, work, in Public and online“ hervorgeht, ist Gewalt gegen Frauen trotz aller bisher gesetzten Maßnahmen nach wie vor ein großes Problem in den Mitgliedstaaten der EU. Ich möchte hier einige der scho­ckierenden Aussagen dieser Studie zitieren, da ich annehme, das viele von Ihnen sie nicht kennen.

33 Prozent der Frauen haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Dies entspricht etwa 62 Millionen Frauen in der EU. 62 Millionen!

22 Prozent der Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partner­schaft erlebt. Eine von 20 Frauen ist seit ihrem 15. Lebensjahr vergewaltigt worden. Fast jede zehnte Frau, die sexuelle Gewalt außerhalb der Partnerschaft erfahren hat, gab an, dass mehrere Täter oder Täterinnen an dem schwerwiegenden Vorfall beteiligt waren.

43 Prozent der Frauen waren entweder durch den aktuellen Partner/die aktuelle Part­nerin psychischer Gewalt ausgesetzt.

33 Prozent der Frauen haben in der Kindheit körperliche oder sexuelle Gewalt durch einen Erwachsenen oder eine Erwachsene erfahren.

12 Prozent der Frauen waren in der Kindheit von sexueller Gewalt betroffen, die in der Hälfte der Fälle von fremden Männern ausgeübt wurde.

18 Prozent der Frauen haben seit dem 15. Lebensjahr Stalking erlebt. Bei 5 Prozent der Frauen war dies innerhalb der letzten zwölf Monate vor der Befragung der Fall. Dies bedeutet, dass etwa 9 Millionen Frauen in der EU von Stalking betroffen sind. Vie­le von diesen Frauen gaben an, dass die Belästigung länger als zwei Jahre andauerte.

11 Prozent der Frauen haben bereits unangemessene Annäherungsversuche in den neuen sozialen Medien erlebt oder erhielten E-Mails oder SMS-Nachrichten mit ein­deutig sexuellem Inhalt.

55 Prozent der Frauen haben irgendeine Form der sexuellen Belästigung erlebt. 32 Prozent der Opfer von sexueller Belästigung nannten als TäterInnen Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen oder Kunden und Kundinnen.

67 Prozent, also zwei Drittel, meldeten die schwerwiegendsten Gewaltvorfälle inner­halb einer Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation.

Das alles ist eine schreckliche Auflistung. Bei all diesen Gewalttaten werden die Würde von Frauen und die Menschenrechte missachtet. Dafür darf in der EU kein Platz sein. Auch wir hier in Österreich leben leider nicht auf einer Insel der Seligen, was das The­ma Gewalt an Frauen betrifft, aber wir bemühen uns seit Jahren sehr, Verbesserungen zum Schutz von Frauen und Mädchen herbeizuführen. Österreich setzt in diesem Be­reich viele Initiativen, die sich sowohl hinsichtlich der rechtlichen Grundlagen als auch in der Praxis bewährt haben. Außerdem wurde am 26. August der Nationale Aktions­plan zum Schutz von Frauen vor Gewalt, der in den Jahren 2014 bis 2016 von der Bundesregierung umgesetzt werden soll, beschlossen. Österreich nimmt also zu die­sem Thema eine Vorreiterrolle ein und hat eine umfangreiche Expertise erarbeitet, die auch international anerkannt wird.

Die Europäische Ratspräsidentschaft unter dem Vorsitz von Frau Federica Mogherini hat sich vorgenommen sich dieses Themas verstärkt anzunehmen. Dies wurde auch bereits am informellen Justiz- und Innenministerrat im Juli in Mailand diskutiert. Ich bin


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