Parlamentskorrespondenz Nr. 216 vom 28.03.2002

AUSRICHTUNG AUF NATURNAHE UND NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT

----

Wien (PK) - Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft hat dem Parlament einen Bericht mit dem Titel "Nachhaltige Waldwirtschaft in Österreich - Österreichischer Waldbericht 2001" zugeleitet. Die Möglichkeiten der neuen Informationstechnologien und die Auswirkungen der allgemeinen Globalisierung auf den Forst-, Holz- und Umweltsektor haben zu einer grundlegenden Neugestaltung des waldbezogenen Berichtswesens geführt, heißt es im Vorwort. Aus diesem Grund finden sich die wesentlichen Daten über wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftlich relevante Aspekte der Waldentwicklung nunmehr im Internet unter www.lebensministerium.at und werden dort laufend aktualisiert. Darauf aufbauend und in Ergänzung dazu wird nun heuer erstmals der Österreichische Waldbericht herausgegeben, der eine zusammenfassende periodische Bewertung der Waldsituation vornimmt, welche zunehmend auch internationalen Maßstäben zu genügen hat.(III-144 d.B.)

Nach den Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur 1992/96 steht in Österreich einer jährlichen Holznutzung von 19,5 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) ein Holzzuwachs von 27,3 Mio. Vfm gegenüber. Der gesamte Holzvorrat in den Wäldern ist auf 988 Mio. Vfm angestiegen. Weiterhin zunehmend ist auch die Waldfläche, die seit der letzten Inventurperiode jährlich um 7.700 Hektar auf insgesamt 3,92 Mio. Hektar (46,8 % des Bundesgebietes) angewachsen ist. Österreich ist somit das nach Slowenien dichtest bewaldete Land Mitteleuropas. Die waldreichsten Bundesländer sind Kärnten und Steiermark; den geringsten Waldanteil, wenn man von Wien absieht, hat mit 32 % das Burgenland.

Über die rein quantitativen Aussagen hinaus lassen die Inventurergebnisse auch einen Trend zu naturnaher Waldwirtschaft erkennen: Steigende Laub- und Mischwaldanteile, sinkender Kahlschlaganteil, und auf mehr als 50 % der Fläche wird mit Naturverjüngung gearbeitet. Im Spätsommer 2000 begannen die Erhebungen zur neuen Österreichischen Waldinventur, die bis 2002 dauern werden und noch stärker auf ökologische Fragestellungen eingehen.

AUSSENHANDEL

Der Handel mit Holz und Holzprodukten ist für Österreich von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Mit fast 47 % Waldanteil an der Staatsfläche und 171.000 Forstbetrieben nimmt der Wald eine wichtige Stelle im Hinblick auf das bäuerliche Einkommen und die Wertschöpfung im ländlichen Raum ein.

Beträchtliche Teile der Holz- und Papierproduktion werden exportiert, überwiegend in die EU-Staaten. Über 90 % des heimischen Holzeinschlages werden in Österreich selbst verarbeitet oder zu Brennzwecken verwendet. Zudem werden rund 8,5 Mio. m³ Rohholz aus dem Ausland eingeführt. Der größte Holzabnehmer ist die Sägeindustrie, die etwa zwei Drittel des gesamten Rohholzes verarbeitet.

Der Beitrag der Forstwirtschaft zum Brutto-Inlandsprodukt beträgt zwar nur 0,3 % bis 0,4 %, die heimische Holzproduktion ist aber ein wichtiger Standortfaktor für die sehr leistungsfähige und exportorientierte Holz verarbeitende Industrie. Der Gesamtwert der Holzexporte lag im Jahr 2000 bei € 2,49 Mrd.; 12 % mehr als 1999 und 30 % mehr als 1998. Das wichtigste Ausfuhrprodukt mit einem Anteil von 45 % ist Schnittholz (€ 1,11 Mrd., +7 % gegenüber 1999). Wenn man den Exportwert aller Forst- und Holzprodukte inklusive Papier und Pappe heranzieht (2000: 6,01 Mrd. €), dann ist die Holzwirtschaft neben dem Tourismus der größte Devisenbringer des Landes.

BIOLOGISCHE VIELFALT

Das Naturwaldreservate-Programm stellt für Österreich einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt der Wälder sowie eine Grundlage für Forschung, Lehre und Bildung dar. Österreichweit wurden bis Ende 2000 insgesamt 172 Naturwaldreservate mit einer Gesamtfläche von rund 8.100 Hektar eingerichtet und vertraglich abgesichert. Auf EU-Ebene ist das Natura 2000-Programm von besonderer Bedeutung. Durch die Einrichtung eines europaweiten Netzes von Gebieten sollen schützenswerte Pflanzen und Tiere sowie deren Lebensräume bewahrt werden.

GESUNDHEIT UND VITALITÄT

Die Überwachung des Waldzustandes erfolgt insbesondere durch permanente  österreichweite Erhebungen der Forstlichen Bundesversuchsanstalt (FBVA), in Form der Österreichischen Waldinventur oder des Waldschaden-Beobachtungssystems. Ein großflächiges Absterben von Wäldern, wie in den Achtzigerjahren befürchtet, konnte durch umwelt- und forstpolitische Maßnahmen in Österreich verhindert werden. Die Waldschadenbeobachtung zeigt aber weiterhin ein hohes Belastungsniveau und unterstreicht die Notwendigkeit der Weiterführung konsequenter Waldschutzpolitik.

Probleme gibt es in erster Linie dort, wo mehrere Schwächungsfaktoren zusammenwirken. Besonders ungünstig stellt sich dabei die Situation des Schutzwaldes dar. Überalterung, Schäden durch Wild und Weidevieh sowie touristische Aktivitäten erschweren in diesen sensiblen Waldregionen oftmals die Bemühungen um stabile Waldbestände. Nach der Einteilung der Waldinventur gelten jedoch nur 60 % der Schutzwaldprobeflächen (ohne Latschen- und Grünerlenflächen) als stabil. Insgesamt weist die Waldüberprüfung rund 165.000 Hektar dringend zu sanierende Objektschutzwälder aus. Es handelt sich hierbei um Wälder mit direkter Schutzwirkung für Siedlungen und Verkehrswege, die in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen bzw. in Risikogebieten gelegen sind und bezüglich der Schutzfunktion einen sehr schlechten Zustand aufweisen. Für diese prioritären Flächen sind Sanierungsmaßnahmen unumgänglich; ein entsprechendes Strategiekonzept wurde daher ausgearbeitet.

INTERNATIONALE AKTIVITÄTEN

Für ein waldreiches Land wie Österreich, mit hohen Umweltstandards in der Forstwirtschaft, einer exportorientierten Holzwirtschaft und einem ausgeprägten Tourismus in ökologisch sensiblen Berggebieten, ist es bedeutsam, dass die Wälder im Rahmen internationaler Politik einen entsprechenden Stellenwert einnehmen und nicht sektoral, sondern ganzheitlich behandelt werden, betonen die Autoren des Berichts.

Sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene hat die Zusammenarbeit in Bezug auf den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Im Herbst übernahm Österreich z.B. den Ko-Vorsitz innerhalb der MCPFE (Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe) und wird für die Abhaltung der Vierten Ministerkonferenz in Wien verantwortlich zeichnen. Auf globaler Ebene haben die zwei von der UNO befristet eingerichteten Foren, Intergovernmental Panel on Forests (IPF) und Intergovernmental Forum on Forests (IFF), 270 Maßnahmenempfehlungen zur Verbesserung der Waldsituation vorgeschlagen. Innerhalb der Europäischen Union ist die EU-Forststrategie das zentrale Instrument, um die verschiedenen - für den Wald relevanten - Politiken zu koordinieren. (Schluss)