Parlamentskorrespondenz Nr. 829 vom 24.09.2014

NEOS fordern Stärkung der Elementarpädagogik

Kurze Debatte im Nationalrat über akademische Ausbildung von KindergärtnerInnen

Wien (PK) – Auf Verlangen der NEOS wurde in der Nationalratssitzung auch eine Kurze Debatte über eine Anfrage der Abgeordneten Beate Meinl-Reisinger an Bundesministerin Sophie Karmasin abgehalten.

Meinl-Reisinger verwies auf die Notwendigkeit, die Akademisierung der Elementarpädagogik weiter voranzutreiben. Österreich hinke in diesem Bereich anderen Ländern hinterher. Das Arbeitsprogramm der Bundesregierung stelle zwar eine Anhebung der Ausbildung auf akademisches Niveau in Aussicht, sie befürchte aber, dieses Ziel werde nicht sehr konsequent verfolgt. Gegen die Akademisierung der Ausbildung regten sich zahlreiche Widerstände, vor allem seitens der Gemeinden, welche die Kindergärten nur als Betreuungs- und nicht als Bildungseinrichtungen verstehen wollen, da sie Zusatzkosten fürchten. Die Familienministerin verweise in ihrer Antwort auf die Frage nur auf die geplante 15a-Vereinbarung, die ausschließlich freiwillige Leistungen vorsehe, bedauerte Meinl-Reisinger.

Familienministerin Sophie Karmasin betonte in ihrer Stellungnahme zur Anfragebeantwortung, dass die Ausbildungssituation sehr gut sei. Sie setze sich für eine Erweiterung der tertiären Ausbildung ein, derzeit sei aber eine akademische Ausbildung aller ElementarpädagogInnen nicht sinnvoll. Sie habe sich bei den Verhandlungen über den Ausbau der Kinderbetreuung für Maßnahmen zur Qualitätsverbesserungen der Elementarpädagogik eingesetzt, stellte Karmasin fest. Dazu gehören die freiwillige Verbesserung des Betreuungsschlüssels, räumliche Qualitätsverbesserungen und Maßnahmen zur Ausbildung von Tageseltern und Hilfskräften. Ihr Ressort fördere auch Werbemaßnahmen für den Beruf der ElementarpädagogInnen, wobei insbesondere Männer angesprochen werden sollen. Sie sei selbstverständlich offen für weitere Inputs zur Frage der Qualitätssicherung, hielt die Ministerin fest.

Die von den NEOS geäußerten Sorgen über mangelndes Engagement der Bundesregierung bei der weiteren Entwicklung der Elementarpädagogik seien nicht gerechtfertigt, meinte Daniela Holzinger (S). Sie stimmte zu, dass der Beruf attraktiver gemacht werden müsse, nicht zuletzt für Männer. Die Erweiterung der Ausbildung sei bereits auf dem richtigen Weg, sagte die SPÖ-Abgeordnete. Einiges bleibe noch zu tun, vor allem zur Behebung des Stadt-Land-Gefälles beim Angebot an Krippen und Kindergärten. Ihre Fraktion werde sich konsequent für die Stärkung der Elementarpädagogik einsetzen, bekräftigte sie.

ÖVP-Mandatar Georg Strasser (V) stellte fest, dass auch bisher gute Arbeit geleistet wurde und die Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (BAKIP) eine gute Ausbildung anbieten. Dieses Ausbildungsangebot werde derzeit ausgebaut. Das einzige Kriterium für Qualitätsverbesserung dürfe aus seiner Sicht nicht die Akademisierung sein, sondern es müssten die Praxisorientierung und die Freude am Beruf im Mittelpunkt stehen.

Auch Anneliese Kitzmüller (F) meinte, es gebe andere wichtige Kriterien als nur die Akademisierung der Ausbildung. Vor allem die Frage der Entlohnung sei ein wichtiger Motivierungsfaktor. Diese müsse weit besser werden, wolle man auch Männer für die Elementarpädagogik gewinnen. Kitzmüller stellte Uneinigkeit innerhalb der ÖVP zur Frage der weiteren Entwicklung der elementarpädagogischen Ausbildung fest. Offenbar gebe es noch eine Reihe offener Fragen, die zu diskutieren sie gerne bereit sei.

Harald Walser (G) verwies auf das Beispiel Dänemarks, wo vieles von dem bereits umgesetzt sei, was in Österreich noch immer auf sich warten lasse. Die Erreichung des Barcelona-Ziels der Betreuungsquote liege noch in weiter Ferne. Natürlich müsse in der Ausbildung der Praxisbezug im Vordergrund stehen, sagte Walser. Es werde aber unumgänglich sein, Berufsbild und Ausbildung völlig neu zu gestalten, wenn man den Kindergarten zu einer echten Bildungseinrichtung machen wolle. Hier sei man noch nicht am richtigen Weg, hielt er der Familienministerin entgegen.

Abgeordneter Robert Lugar (T) sah das Problem nicht in der Frage der pädagogischen Ausbildung der ElementarpädagogInnen, sondern in der zu geringen Bezahlung des Berufs. Die Akademisierung sei hier der falsche Ansatzpunkt, denn sie schaffe nur neue Hürden für den Berufseinstieg. Erst müsse man die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Anstellung von qualifizierten PädagogInnen schaffen, dann erst sei es sinnvoll, weiter über ihre akademische Ausbildung nachzudenken, argumentierte Lugar. 

NEOS-Klubobmann Matthias Strolz hielt der Familienministerin vor, es reiche sicher nicht, den Beruf ElementarpädagogIn stärker zu bewerben. Vielmehr müsse das Berufsbild attraktiver gemacht werden. Leider vermisse er eine eindeutige und konsequente Haltung zur Stärkung der tertiären Ausbildung im Bereich Elementarpädagogik seitens der ÖVP. Österreich sei eindeutig Schlusslicht innerhalb der EU, was Elementarpädagogk betrifft. Man vergebe dadurch viele Bildungschancen für Kinder in den ersten Jahren. Die Ausbildung an den BAKIP sei einerseits eine teure Ausbildung, anderseits würden viele der dort Ausgebildeten danach nicht ins Berufsleben einsteigen. Hier sei ein klarer Fehler im System, merkte Strolz an, dieser Tatsache müsse man sich stellen. (Fortsetzung Nationalrat) sox