Parlamentskorrespondenz Nr. 1013 vom 04.11.2014

Heinisch-Hosek: Keine Angst vor der Zentralmatura

Unterrichtsausschuss debattiert Anlaufschwierigkeiten der standardisierten Reifeprüfung

Wien (PK) – Unzulänglichkeiten habe es zwar bei den heurigen Schulversuchen zur standardisierten Reifeprüfung gegeben. Sofort sei aber vom Ministerium mit einer Taskforce darauf reagiert und gemeinsam mit den Schulpartnergremien die notwendige Problembehebung angegangen worden, so Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek heute im Unterrichtsausschuss des Nationalrats. Auf Zweifel seitens der Opposition, ob denn mit dem Bildungsforschungsinstitut BIFIE als Organisator der Zentralmatura ein reibungsloser Ablauf gewährleistet ist, antwortete die Ministerin, die zukünftige Aufgabenstruktur des BIFIE kläre eine Reformarbeitsgruppe bis Jahresende.

Diskussionsgrundlage im Ausschuss war der BIFIE-Bericht über die Schulversuche im Vorjahr, mit denen die Schulen auf die standardisierte Reife- und Diplomprüfung vorbereitet wurden. In Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) findet die sogenannte Zentralmatura dieses Schuljahr statt, an Berufsbildenden höheren Schulen (BHS) 2015/16. Wiewohl der Bericht vom Ausschuss mehrheitlich angenommen wurde, befeuerte er doch eine intensive Debatte über die Organisation und den Ablauf der neuen Reifeprüfung. Von der Zahl der Vorbereitungsstunden für MaturakandidatInnen bis hin zur Ausgestaltung der Beurteilungsschlüssel waren noch viele Fragen für die Abgeordneten offen.

Die Anregung der Grünen, negative Klausurarbeiten bei der Reifeprüfung einer Zweitbegutachtung zu unterziehen, wurde wie ihr Antrag auf ein Maturafach Türkisch vertagt.

Ablauf der Reifeprüfung auf Fehler durchleuchtet

Eine tiefgreifende Umstellung bei der Matura bilde die neue Reifeprüfung, erklärte Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann (S), da sei es natürlich, dass Ängste unter allen Beteiligten bestünden. Etwa, ob ausreichend Zeit zur Vorbereitung der SchülerInnen auf das neue Prüfformat gegeben ist, wie die Abgeordneten Asdin El Habbassi (V) und Julian Schmid (G) einwarfen. Befürchtung unter den Lehrkräften macht Robert Lugar (T) aus, da tatsächlich nur wenige LehrerInnen Rückmeldungen zu den Schulversuchen der Zentralmatura gegeben hätten. Ihr Ministerium arbeite mit allen SchulpartnerInnen permanent daran, sämtliche Unsicherheiten abzubauen, damit im nächsten Jahr ein reibungsloser Verlauf der Reifeprüfungen sichergestellt ist, replizierte Bildungsministerin Heinisch-Hosek.

Welche Prozess- und Arbeitsschritte bei den vorjährigen Feldtestungen und Schulversuchen zur Entwicklung der standardisierten kompetenzorientierten Reifeprüfung konkret vorgenommen wurden, erörterte der Ausschuss auf Grundlage eines Berichts des Bildungsforschungsinstituts BIFIE. Insgesamt habe sich im Großteil der Rückmeldungen von LehrerInnen und SchülerInnen Zufriedenheit mit Durchführung und Aufgabenstellungen gezeigt, geht aus dem Bericht hervor. Auch die begleitende Information durch das BIFIE wurde demnach seitens der Lehrkräfte gut aufgenommen, kritisiert worden sei jedoch die nicht immer als ausreichend empfundene Kommunikation von Änderungen im Zusammenhang mit den Prüfungen.

Deutlich nimmt das BIFIE im Bericht über die Zentralmatura auch zu den Vorfällen Stellung, die rund um die Schulversuche der standardisierten Reifeprüfung im heurigen Frühjahr und hinsichtlich Datensicherheit für Aufregung bei den Beteiligten sorgten. Um Organisationsfehler bei der standardisierten kompetenzorientierten Reifeprüfung zukünftig möglichst zu vermeiden, erläuterte Bundesministerin Heinisch-Hosek, habe sie eine eigene Taskforce mit VertreterInnen des Ministeriums und Mitgliedern des BIFIE eingerichtet. In Absprache mit SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern seien in diesem Gremium von der Logistik bei Aufgabenübermittlung bis zu den zeitlichen Rahmenbedingungen der Wiederholungsprüfungen mehrere Änderungen im Prüfungsablauf erarbeitet worden.

Verstärkt fänden zudem Informationsveranstaltungen mit allen Beteiligten sowie Fortbildungen für Lehrkräfte statt, die SchülerInnen würden nicht zuletzt durch die Bildungsstandards, in Kompetenz-Checks und Probeklausuren auf ihre Reifeprüfung vorbereitet. Ein Schulpartnerschaftsprogramm ermögliche außerdem einen Erfahrungsaustausch hinsichtlich Zentralmatura zwischen den Schulstandorten, berichtete Heinisch-Hosek. Zur Zukunft des Bildungsforschunsinstituts BIFIE, das mit der Abwicklung der Zentralmatura betraut ist, sagte sie, im Dezember erwarte ihr Ressort den Endbericht der zuständigen Reformarbeitsgruppe. In diesem Lenkungsausschuss seien WissenschafterInnen aus dem In- und Ausland mit der Ausarbeitung von Vorschlägen betraut, wie Struktur und Aufgabenbereich des Bildungsforschungsinstituts aussehen sollen.

Ihren Ausgangspunkt nahm die Debatte über Änderungen beim Bildungsforschungsinstitut in mehreren Bemerkungen seitens der Opposition. Das BIFIE lerne offenbar aus seinen Fehlern, resümierte Gerald Loacker (N) die Ausführungen der Ministerin, dennoch lasse die angekündigte Reform des Bildungsforschungsinstituts noch auf sich warten. Ebenso hinterfragte Wendelin Mölzer (F) den Stand der BIFIE-Reform und Harald Walser (G) meinte überhaupt, hoheitliche Aufgaben wie die Matura müssten vom Ministerium selbst in die Hand genommen werden.

Die Aufregung, die bei Schulversuchen im Frühjahr durch flexible Beurteilungsvorgaben ausgelöst wurde, nahm Grünen-Bildungssprecher Harald Walser zum Anlass, die Beurteilungsmethodik näher zu hinterfragen. Gerade bei den LehrerInnen würde eine Zweitbeurteilung von negativ bewerteten Klausuren durch eine andere Fachlehrkraft für mehr Sicherheit sorgen, fand er. Seinem Antrag (325/A(E)) dazu hielt Marianne Gusenbauer-Jäger (S) entgegen, dass sich ein Gesamtkonzept der Beurteilung in Vorbereitung befinde. Zur Benotung einer Reifeprüfung generell vermerkte Heinisch-Hosek, auch in Zukunft hätten die LehrerInnen die Gesamtleistung bei der Matura zu interpretieren. Als verlässliche Ausgangsbasis dafür böten die Beurteilungsschlüssel zur standardisierten Reifeprüfung klare Prozentzahlen. Den Antrag der Grünen kommentierte die Bildungsministerin zurückhaltend, immerhin stehe den SchülerInnen mit den Kompensationsprüfungen eine gute Möglichkeit zur Verbesserung offen. Auf Antrag der SPÖ wurde der gegenständliche Tagesordnungspunkt ebenso vertagt wie die Forderung von Alev Korun, Türkisch als zweite lebende Fremdsprache und als Maturafach an Österreichs höheren Schulen einzuführen (541/A(E)).

Sie halte einen solchen Schritt angesichts der vielen Jugendlichen mit Türkisch als Muttersprache für sinnvoll, begründete Alev Korun (G) die Initiative. Auch der enge wirtschaftliche Bezug zur Türkei spreche für die Förderung der Mehrsprachigkeit. Den Antrag wollten SPÖ und ÖVP deshalb nicht zur Abstimmung bringen, weil die Umsetzung der Forderung der Grünen eine Novelle des Lehrplans der AHS voraussetzt, wie Andrea Gessl-Ranftl (S) betonte. Auch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek machte darauf aufmerksam, dass man zunächst den ersten Schritt setzen müsse, nämlich Türkisch als Studium anzubieten, und das wird ihrer Aussage zufolge wahrscheinlich ab dem Studienjahr 2015/16 der Fall sein. Den Bericht über die Zentralmatura nahmen alle Fraktionen bis auf die FPÖ schließlich zur Kenntnis. (Fortsetzung Unterrichtsausschuss) rei/jan


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