Parlamentskorrespondenz Nr. 892 vom 01.08.2016

IST Austria auf dem Weg zu internationaler Spitzenstellung

Wissenschaftsministerium legt Bericht des internationalen Evaluierungskomitees vor

Wien (PK) – "Das Institute of Science and Technology Austria (IST) hat einen hervorragenden Start hingelegt und die große Herausforderung gemeistert, eine Institution von Grund auf zu schaffen und die Basis für ihre zukünftige Entwicklung zu legen. Für die Erreichung des Ziels des IST, eine internationale Spitzenstellung zu erlangen, werden nun die nächsten Jahre entscheidend sein". Der nunmehr dem Parlament vorliegende Bericht des internationalen Evaluierungskomitees (III-288 d.B.) stellt der 2007 gegründeten Einrichtung ein hervorragendes Zeugnis aus und kommt zu dem Schluss, angesichts der beeindruckenden bisherigen Leistungen bestehe hinreichend Grund zu Optimismus, wenngleich auch noch große Aufgaben zu bewältigen seien. Die GutachterInnen appellieren in diesem Sinn an die Bundesregierung, in den kommenden Jahren ihre Unterstützung für das IST für den Zeitraum 2026-2036 zu bekräftigen, um dadurch Stabilität zu gewährleisten und die für die Berufung von Spitzenkräften erforderlichen langfristigen Perspektiven zu ermöglichen.

Internationale GutachterInnen bescheinigen IST Austria hervorragenden Start

Das Institute of Science and Technology Austria mit Sitz in Maria Gugging betreibt nach dem Vorbild internationaler Einrichtungen wie dem Weizmann Institute, dem Scipps Research Institute oder der Rockefeller University Spitzenforschung mit dem Schwerpunkt Grundlagenforschung. Ziel ist es, zu den weltweit führenden Spitzenforschungseinrichtungen dieser Art aufzusteigen und ForscherInnen aus aller Welt nach Österreich zu bringen. Das von Professor Roger Kornberg (Stanford) geleitete Evaluierungskomitee, dem die ProfessorInnen John Ball (Oxford), Ralph Eichler (ETH Zürich), Barbara Liskov (MIT), Erwin Neher (Max Planck Institute für Biophysical Chemistry) und Randy Shekman (UC Berkeley) angehören, spricht von einem hervorragenden Start des IST Austria, in dessen Rahmen es vor allem gelungen sei, ein ehrgeiziges Programm zu entwickeln und eine Anzahl exzellenter ForscherInnen zu gewinnen, die noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen. Bekräftigt wird dieser Befund auch durch Zahlen: So wurden seit der Eröffnung im Jahr 2009 500 MitarbeiterInnen rekrutiert, davon 300 WissenschaftlerInnen, wobei für 2026 eine Zielgröße von 1.000 MitarbeiterInnen anvisiert ist.

Hohe Erfolgsquote bei Einwerbung von Mitteln aus externen Quellen

Voll des Lobes ist der Bericht über das Management, dem das Komitee vor allem sorgfältig und planvoll betriebene Bemühungen attestiert, das Institut in relativ kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. In den sechs Jahren seit der Aufnahme des Betriebs sind die Forschungsgruppen des Instituts auf durchschnittlich zehn WissenschaftlerInnen, zum Großteil Postdocs, angewachsen und haben sich dank einer Mischung aus interner und externer Finanzierung hervorragend entwickelt, heißt es dazu. Der Umstand, dass es keine Abgänge von ProfessorInnen an andere Institutionen gegeben hat, wird dabei als Ausdruck eines hohen Maßes an Kollegialität und Loyalität gewertet. Als höchst beeindruckend hebt das Evaluierungskomitee auch die Erfolgsquote bei der Einwerbung von Mitteln aus externen Quellen  - 55 Mio. € an Förderungen und 17,5 Mio. € aus Spenden – hervor. So hat das IST Austria allein 15% der insgesamt nach Österreich vergebenen Forschungsmittel des European Research Council (ERC) gewonnen. Das PhD-Programm, insbesondere das interdisziplinäre Ausbildungsprogramm, wiederum hat sich zu einem attraktiven Ziel für Studierende aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland entwickelt. 75% der KandidatInnen, denen ein Platz angeboten wird, nehmen diesen an – eine, wie der Bericht betont, ungewöhnlich hohe Quote, die im Vergleich mit den begehrtesten PhD-Programmen in den USA und in anderen europäischen Staaten positiv hervorsticht.

Räumliche Trennung von Wien als Wermutstropfen

Standort, Campus und Gebäude des IST Austria werden als ansprechend bewertet, einen Wermutstropfen stellt aber die räumliche Trennung von anderen wichtigen akademischen Einrichtungen in Wien dar, die den Austausch erschwere. Für DoktorandInnen, die in Wien leben, sei es abends und an Wochenenden schwierig, zu den Labors zurückzukehren, gibt der Bericht zu bedenken. Als verbesserungsfähig werden in diesem Zusammenhang auch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Unterbringungsmöglichkeiten vor Ort bezeichnet. 

Komitee empfiehlt Errichtung einer Chemie-Biochemie-Molekularbiologie-Abteilung als nächsten Schritt

Die Basis für die zukünftige Entwicklung ist gelegt worden, nun geht es darum, den Aufstieg an die Spitze zu meistern, skizziert der Bericht die Herausforderungen der kommenden Jahre. Als entscheidenden nächsten Schritt empfiehlt das Evaluierungskomitee die Schaffung einer Chemie-Biochemie-Molekularbiologie-Abteilung (CBMB) und erinnert in diesem Zusammenhang, dass das 21. Jahrhundert das Zeitalter der Biologie und insbesondere der durch die Chemie vermittelten Anwendung der Physik in der Biologie sein wird. Im Ausland gebe es zahlreiche vielversprechende NachwuchswissenschaftlerInnen auf diesem Gebiet, die für eine ausreichend große und vielfältige Abteilung angeworben werden können. Die neu zu schaffende CBMB-Abteilung sollte jedenfalls das Feld der Kryoelektronenmikroskopie umfassen, zumal in Zukunft keine Universität ohne diese revolutionäre Technologie auskommen werde, heißt es weiter.

Ohne große Namen kein internationaler Spitzenrang

Das Ziel, hohes internationales Ansehen zu erlangen, ist ohne wenigstens einige StarwissenschaftlerInnen in Schlüsselgebieten wie CBMB nicht zu erreichen, steht für das Komitee außer Zweifel. Das Institut sollte sich deshalb aktiv um noch junge, aber bereits etablierte WissenschaftlerInnen bemühen, um dadurch seine Strahlkraft zu steigern. Solche Berufungen können Ausnahmen von den Institutsregeln bezüglich der Gruppengrößen, des Ausmaßes an zugewiesenen Räumlichkeiten und der Vergütung erforderlich machen. Der Bericht empfiehlt daher, ein Komitee auf Institutsebene einzurichten, dem diese schwierigen Entscheidungen übertragen werden. (Schluss) hof