Parlamentskorrespondenz Nr. 464 vom 26.04.2018

Bundesrat: Strache kündigt umfassende Sportstrategie an

Konsens in der Länderkammer über Ausbau der Bewegungsangebote für Kinder

Wien (PK) – Unter dem Titel " Sport - einer der wichtigsten Wirtschafts- und Gesundheitsfaktoren Österreichs" stand heute die Aktuelle Stunde im Bundesrat , bei der Vizekanzler Strache über die wichtigsten Vorhaben in seinem Ressort informierte. Nach der stiefmütterlichen Behandlung des Sports in den letzten Jahren werde er sich dafür einsetzen, dieses Thema wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Im Sinne einer langfristigen Planung und einer sinnvollen Prioritätensetzung arbeite sein Haus an einer umfassenden "Sportstrategie Austria", die noch vor dem Sommer vorgelegt werden soll. Ein wichtiger Teil werde dabei die Bewegungsförderung der Kinder sein; die tägliche Turnstunde müsse nun rasch flächendeckend umgesetzt werden.

Auf der Tagesordnung stand auch noch die aktuelle EU-Vorschau für die Bereiche öffentlicher Dienst und Sport, die einstimmig zur Kenntnis genommen wurde. Darin wird u.a. festgehalten, dass Österreich während seines EU-Ratsvorsitzes vor allem die Themen Innovationen im Sport sowie die Gesundheitsförderung aufgreifen wird.

Als Folge der Kärntner Landtagswahlen wurden vor Eingang in die Debatte neue BundesrätInnen angelobt; die SPÖ entsendet Ingo Appe, Gerhard Leitner und Günther Novak in die Länderkammer, die FPÖ wird von Josef Ofner vertreten.

Sport von Kindesbeinen an und mehr Kooperation zwischen Schulen und Vereinen

Sport und Bewegung sorgen nicht nur für eine Wertschöpfung von rund 17 Mrd. € pro Jahr, sondern helfen auch dem Staat, etwa 530 Mio. € an Gesundheitskosten einzusparen, hob Thomas Schererbauer (FPÖ/O) hervor. Die Tatsache, dass der Bewegungsmangel der Bevölkerung einen Schaden von rund 2,4 Mrd. € verursacht, zeige jedoch, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Um die Sportnation Österreich wieder auf Schiene zu bringen, müsse man schon so früh wie möglich, nämlich in den Kindergärten, ansetzen, war der Bundesrat überzeugt. Eine intensive Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen sei daher von besonderer Bedeutung. Durch die tägliche Turnstunde wiederum könne man auch jene Kinder erreichen, denen die sportliche Betätigung im Elternhaus nicht vorgelebt werde. Als weitere wichtige Maßnahmen führte Schererbauer die Implementierung von zeitgemäßen und transparenten Fördermodellen sowie die Forcierung der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft an.

Österreichs SportlerInnen haben in den vergangen 100 Jahren enorme Leistungen vollbracht, betonte Reinhard Pisec (FPÖ/W), und diese sollen nun in einem neuen Sportmuseum entsprechend gewürdigt werden. Weiters befasste er sich mit den Sportstätten in Wien, wo es immer wieder Probleme mit dem Denkmalschutz gegeben hat. Bedauerlicherweise seien viele Sportflächen der Bebauung und Betonierung zum Opfer gefallen; hier sei ein Umdenken notwendig.

Er verstehe den Sport als Querschnittsmaterie, der positive Effekte auf zahlreiche Bereiche wie etwa die Gesundheitsförderung, die Wirtschaft, den sozialen Zusammenhalt und die Integration hat, erklärte Armin Forstner (ÖVP/St). Insgesamt trage der Sport 4,1% zum BIP bei. Dies sei doppelt so hoch wie in der EU und nicht zuletzt auf den Tourismus zurückzuführen, erläuterte er.

Forstner stimmte mit seinen Vorrednern darin überein, dass bereits von Kindesbeinen an Bewegung und Sport gefördert werden sollten. Wichtig ist ihm auch die stärkere Einbindung von Menschen mit psychischen und physischen Einschränkungen. Spitzensport spiele vor allem aufgrund seiner Vorbildfunktion eine wichtige gesellschaftliche Rolle, sagte er. Die Erfolge einzelner Athleten bei Großveranstaltungen motivieren viele Menschen und können nachhaltiges Interesse erwecken.

Edgar Mayer (ÖVP/V) ging insbesondere auf die "Sportstrategie Austria" ein, die alle Bereiche der Sportförderung von der Schule bis zum Spitzensport sowie alle Ebenen der öffentlichen Verwaltung vom Bund bis hinunter zu den Gemeinden umfasst. Diese Maßnahme soll u.a. für eine größtmögliche Transparenz bei der Vergabe von Förderungen sorgen. Verbesserungsmöglichkeiten sah er bei der Infrastruktur; einige Sportstätten müssten dringend saniert werden.

SPÖ und Grüne für Ausbau der Prävention und bewusstseinsbildende Maßnahmen 

Österreich brauche sowohl den Breiten- als auch den Spitzensport, urteilte Bundesrat Jürgen Schabhüttl (SPÖ/B), beide Bereiche bedingen sich gegenseitig. Die Kinder sollen so früh wie möglich an den Sport herangeführt werden; der Erhalt und der Ausbau der täglichen Turnstunde sei daher unabdingbar. Zum Themenbereich Sport habe man von der Regierung in den ersten Monaten noch wenig gehört. Er hoffe jedoch, dass Vizekanzler Strache den erfolgreichen Weg seines Vorgängers Doskozil fortsetzt und sich dafür stark macht, die Politik aus dem Sport herauszuhalten. Schabhüttl wünschte sich auch klare Aussagen in Bezug auf Doping.

Sein Fraktionskollege Rene Pfister (SPÖ/N) wies auf die über 600.000 ehrenamtlichen FunktionärInnen hin, ohne die vor allem der Breitensport nicht funktionieren würde. Da im Sport leider auch immer wieder Unfälle passieren können, nahm Pfister die Aktuelle Stunde zum Anlass, um auf die hervorragende Arbeit der Einrichtungen der AUVA hinzuweisen. 

David Stögmüller (Grüne/O) machte darauf aufmerksam, dass nur einer von vier Personen im erwerbstätigen Alter regelmäßig Sport betreibt. Wie schon erwähnt, verursache der Bewegungsmangel einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden. Prävention stehe daher für ihn im Vordergrund, betonte Stögmüller, es müssen noch viel mehr Menschen zum Sport motiviert werden. Es brauche u.a. mehr Bewusstseinsbildung bei den Eltern, damit sie ihre Kinder an sportliche Aktivitäten heranführen. Außerdem schlug er die Einführung von Bewegungskindergärten, die Forcierung von Motorikparks und den Ausbau der Infrastruktur an den Schulen vor. Gerade in den Städten wäre es hilfreich, wenn schulische Sportstätten in den Ferien geöffnet würden.

Strache: Neue Einnahmequellen für den Sport, Unterstützung der Vereine und Reform der Sport GmbH.

Man müsse dafür Sorge tragen, dass die Menschen ein Leben lang in Bewegung bleiben, bekräftigte Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Neben den gesundheitlichen Aspekten seien für ein Tourismusland wie Österreich aber auch die ökonomischen Effekte bedeutsam. Allein die Bruttowertschöpfung der Sportwirtschaft in der Höhe von 17 Mrd. € zeige, welches Potential in diesem Bereich steckt. Der Ressortchef schloss sich den Rednern an, wonach vor allem bei den Kindern angesetzt werden müsse. Laut einer aktuellen Studie erfülle lediglich ein Fünftel der 11- bis 15-Jährigen die WHO-Empfehlung, sich mindestens 60 Minuten pro Tag zu bewegen. Von der täglichen Turnstunde in den Schulen und Kindergärten werde seit vielen Jahren nur geredet, nun müsse sie endlich flächendeckend umgesetzt werden. Er hoffe, dass die dafür benötigten 50 Mio. € im Rahmen einer Querschnittsfinanzierung mit anderen Ministerien aufgebracht werden könne. Wichtig sei dabei auch die Kooperation mit Vereinen, die in die Nachmittagsbetreuung verstärkt eingebunden werden sollen. Generell sollen die Vereine besser unterstützt und etwa durch eine Mehrwertsteuersenkung auf 10% in Bezug auf die Sportstättennutzung entlastet werden.

Eines der dringlichsten Vorhaben sei die Erarbeitung einer umfassenden "Sportstrategie Austria" in Zusammenarbeit mit den Bundesländern, den Dachverbänden, den wichtigsten Playern im heimischen Sport sowie der Öffentlichkeit, führte Strache weiter aus. Darin sollen unter anderem Lösungen und Konzepte zur Sportstättengestaltung, zur Stärkung des Spitzensports, zur sportlichen Gesundheitsvorsorge bis hin zur Mobilität im hohen Alter gefunden werden. Außerdem ist ein Forschungs- und Technologiezentrum in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck ab 2019 angedacht. Genau evaluiert werde auch die Bundes-Sport GmbH, kündigte der Minister an, da man den Eindruck habe, dass es dort zu viel an Verwaltung gibt. Es mache aus seiner Sicht auch keinen Sinn, wenn Fördergeber und Fördernehmer quasi in einer Struktur sitzen; hier müsse eine Entflechtung vorgenommen werden. Zusätzliche Einnahmen wolle man durch die Einbeziehung der Sportwetten-Anbieter im Internet sowie durch eine steuerliche Entlastung des Sponsorings lukrieren. Eine langfristige Strategie brauche es auch für den Sommersport. Es gelte, jene Nischen ausfindig zu machen, wo es die größtmöglichen Chancen gibt.

Um Menschen mit Behinderung noch besser unterstützen zu können, seien zusätzliche Planstellen im Heeres- und Polizeisport sichergestellt worden, informierte Strache. Überdies trat er dafür ein, dass die siegreichen TeilnehmerInnen bei Paraolympics die gleich hohe Preisgelder wie die olypmischen MedaillengewinnerInnen erhalten. Was die Bewerbung von Schladming für die olympischen Spiele 2026 angeht, so war Strache grundsätzlich der Meinung, dass jede internationale Veranstaltung in Österreich "ein Vorteil sein kann". Entscheidend sei aber die Frage, ob es eine ausreichende Budgetierung dafür gibt. 

Als Herzensanliegen bezeichnete Strache die Einrichtung eines Nationalstadions. Im Gespräch sei das Ernst-Happel-Stadion, das jedoch bezüglich des Denkmalschutzes noch einige offene Fragen aufwerfe. Wenn diese nicht gelöst werden, dann wäre ein Neubau sicher die bessere und leistbarere Variante. Außerdem soll noch eine 14.000 Personen umfassende Mehrzweckhalle errichtet werden, um dort etwa Davis-Cup-Turniere abhalten zu können. (Fortsetzung Bundesrat) sue


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