Bundesrat Stenographisches Protokoll 611. Sitzung / Seite 33

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Meine Damen und Herren! Es handelt sich bei diesem Gesetzesbeschluß des Nationalrates um die gelungene Verbindung von bewährtem Bildungsauftrag und Bildungsziel mit neuen Anforderungen. Schon bisher hat es sich bewährt, Österreicher für den eigenen diplomatischen Dienst beziehungsweise für Tätigkeiten in internationalen Organisationen auszubilden und daneben auch offen zu sein für Studierende aus dem Ausland, vornehmlich aus Entwicklungsländern und neuerdings auch aus den Staaten des früheren Ostblocks.

Es ist eigentlich gar nicht notwendig zu betonen, daß junge Menschen, die hier bei uns eine qualitativ erstklassige Ausbildung erhalten, bei ihrer Rückkehr in ihr Heimatland natürlich ein Österreichbild mitnehmen, das sich positiv auf die weitere Zusammenarbeit auswirkt. Ganz automatisch wird das dazu beitragen, bei den Studierenden Vorurteile über Kollegen aus anderen Ländern zu vermeiden, zukünftige Zusammenarbeit wird in hohem Maß gefördert, und – das halte ich für ganz besonders wichtig – die nichtösterreichischen Studierenden lernen hier das Funktionieren einer pluralistischen, demokratischen, die Menschenrechte und Menschenwürde achtenden Gesellschaft kennen, und sie lernen diese Werte auch als unverzichtbar schätzen. Das war während der bisherigen zweijährigen Ausbildung so, und das wird auch innerhalb der neuen Strukturen so sein.

Meine Damen und Herren! Unser auswärtiger Dienst ist geprägt von bestens ausgebildeten und gebildeten Generalisten. Das ist sicher ein österreichisches und auch europäisches Spezifikum, das anerkannt und durchaus auch bewundert wird. Ich glaube nur, die Anforderungen der Zeit verlangen darüber hinaus eine immer größere Spezialisierung.

Spezialwissen muß heute bereits mitgebracht werden, für ein Learning-by-doing fehlt die Zeit, da läuft einem die Konkurrenz uneinholbar davon. Und gerade dieser Erkenntnis trägt die Neuordnung der Studien an der Diplomatischen Akademie im Verbund mit der Universität Wien Rechnung. Die Möglichkeit, nach abgeschlossenem Studium durch einen post-graduate höheren Lehrgang ein international anerkanntes und weltweit auch verstandenes Masters degree zu erlangen, wird vielen Absolventen die Chance eröffnen, auch außerhalb Österreichs einer hochqualifizierten Beschäftigung nachgehen zu können.

Nur wenn mehr Österreicher als bisher in internationalen Konzernen und Organisationen in Führungspositionen sind, wird der Bestand unseres Landes auch als anerkannter Wirtschaftspartner und als ein Land, das vernünftige Problemlösungsmodelle anbieten kann, gesichert sein.

Über 30 Jahre hat die Diplomatische Akademie hervorragende Arbeit geleistet, jetzt werden Bedingungen geschaffen – das muß auch hervorgehoben werden – aus der Erfahrung der Akademie heraus, Bedingungen, die es ermöglichen, in der Ausbildung einer zunehmenden internationalen Konkurrenz standzuhalten, und die die notwendige Flexibilität garantieren.

Die Ausgliederung aus der Bundesverwaltung eröffnet die Möglichkeit der betriebswirtschaftlichen Führung des Instituts, das damit rascher auf neue Anforderungen reagieren kann, als das bisher der Fall war.

Meine Damen und Herren! Mit unserer Zustimmung zur Reform der Diplomatischen Akademie ermöglichen wir einen modernen, zukunftsweisenden Studienbetrieb, der letztlich auch dazu beitragen wird, Österreichs guten Ruf im Ausland zu mehren. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

15.28

Vizepräsident Dr. Drs h. c. Herbert Schambeck: Zu Wort gemeldet ist weiters Herr Bundesrat Gottfried Jaud. Ich erteile es ihm.

15.28

Bundesrat Gottfried Jaud (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Hoher Bundesrat! Die beiden vorliegenden Gesetze signalisieren für mich als Wirtschaftler erfreuliche Entwicklungen in unserer Bundesverwaltung. Ich bin davon überzeugt, daß die meisten Tätigkeiten mit wirtschaftlichem Hintergrund unter marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wesentlich besser und effizienter durchgeführt werden können. Es ist allerdings notwendig, den handelnden Personen den notwendigen Freiraum für ihre Tätigkeit und für die

 


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