Bundesrat Stenographisches Protokoll 637. Sitzung / Seite 9

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Beginn der Sitzung: 10 Uhr

Präsident Ludwig Bieringer: Ich eröffne die 637. Sitzung des Bundesrates.

Das Amtliche Protokoll der 636. Sitzung des Bundesrates vom 12. Februar 1998 ist aufgelegen, unbeanstandet geblieben und gilt daher als genehmigt.

Krank gemeldet haben sich die Mitglieder des Bundesrates Herbert Platzer und Johann Kraml.

Entschuldigt hat sich das Mitglied des Bundesrates Mag. Günther Leichtfried.

Ich unterbreche nunmehr die Sitzung bis zum Eintreffen des Herrn Bundespräsidenten.

(Die Sitzung wird um 10.01 Uhr bis zum Eintreffen des Herrn Bundespräsidenten unterbrochen.  – Vizepräsidentin Haselbach und Vizepräsident Weiss nehmen am Präsidium Platz. – Bundespräsident Dr. Klestil betritt den Saal.)

Präsident Ludwig Bieringer: Mit großem Respekt, Hochachtung und Wertschätzung begrüße ich unser Staatsoberhaupt in unserer Mitte und heiße Sie, Herr Bundespräsident, sehr herzlich bei uns willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Ebenso freut es mich, in unserer Mitte den Zweiten Präsidenten des Nationalrates, Herrn Dr. Heinrich Neisser, begrüßen zu dürfen. (Allgemeiner Beifall.)

Herr Nationalratspräsident Dr. Heinz Fischer bedauert es sehr, selbst nicht anwesend sein zu können, aber er befindet sich in London und kann daher den Termin nicht wahrnehmen, ebenso der Dritte Präsident des Nationalrates, Dr. Willi Brauneder, der sich ebenfalls außerhalb Wiens befindet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Geschichte Österreichs ruft uns heute, am 12. März 1998, besonders zum Nachdenken auf über das, was sich vor 60 Jahren ereignet hat. Damals wurde Österreich seiner Freiheit beraubt. Wir wollen daher der 60. Wiederkehr jenes unheilvollen Märztages 1938 gedenken.

Ich darf nun den Herrn Bundespräsidenten bitten, das Wort zu ergreifen.

Ansprache des Bundespräsidenten

10.03

Bundespräsident Dr. Thomas Klestil: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich danke Ihnen für die Einladung, diese Stunde des Gedenkens mit Ihnen hier auf parlamentarischem Boden zu verbringen.

Genau 60 Jahre sind heute seit jenem 12. März 1938 vergangen, den wir als den dunkelsten Tag in der Geschichte Österreichs in Erinnerung behalten. Mit diesem Datum verbindet sich nicht nur die Besetzung und die Auslöschung Österreichs. An diesem Tag wurde – leider auch vielfach von Jubel und falschen Hoffnungen begleitet – eine Lawine des Leidens losgetreten, die bruchlos zu einer der größten Tragödien der Weltgeschichte überleitete – zum Zweiten Weltkrieg und zum Holocaust des jüdischen Volkes.

Jene Generation, die damals die Akteure, die Zeugen und die Opfer gestellt hat, ist inzwischen weitgehend abgetreten. Neue Generationen sind nachgerückt, die keine unmittelbaren Eindrücke von den Ereignissen von damals mehr haben. Sollte man das Geschehene, das nun schon so weit zurück liegt, also nicht besser den Archiven der Geschichte überlassen?

Die Antwort darauf gibt uns die tägliche Erfahrung, daß es kaum Lebendigeres, kaum Brisanteres gibt als die Vergangenheit. Das Interesse daran, was damals geschah und wie es geschehen konnte, vor allem aber die Frage, was wir daraus gelernt haben, dieses Interesse ist in


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