Bundesrat Stenographisches Protokoll 643. Sitzung / Seite 156

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Partners oder aus der Sicht des Kontrahenten zu beurteilen. Immer mehr erforderlich in unserer Gesellschaft wird Kreativität, also die Fähigkeit, aus gewohnten Denk- und Einstellungsbahnen auszubrechen, sich Neues einfallen zu lassen, und zur Entwicklung realer Utopie.

Meine Damen und Herren! Ich frage Sie jetzt: Wie sollen diese Fähigkeiten mit einer ziffernmäßigen Beurteilung zum Ausdruck gebracht werden? – Nur mit einer verbalen Beurteilung ist das möglich. Wir Sozialdemokraten werden daher nicht müde werden, immer wieder darauf hinzuweisen, daß das nicht nur die bessere und modernere Form der Beurteilung wäre, sondern auch die einzig richtige.

Ein zweiter wichtiger Punkt, der in diesem Reformpaket enthalten ist, wurde hier schon angesprochen. Es soll eine Fremdsprachenoffensive durch Führung der verbindlichen Übung "Lebende Fremdsprache" in der 1. und 2. Schulstufe der Volksschule gestartet werden. Bis jetzt war dieser Fremdsprachenunterricht auf die 3. und 4. Volksschulklasse beschränkt. Es ist dies sicherlich – ich würde das so bezeichnen – ein sehr mutiger Schritt, aber, wie ich glaube, wiederum ein richtiger Schritt. Das spielerische Erlernen einer Fremdsprache durch integrative Führung, ohne Angst vor Grammatik, vor Schularbeiten, vor Tests und so weiter, ist der richtige Weg, um Kindern die Scheu vor einer Fremdsprache zu nehmen. Bei aller Problematik, die auch meine Vorrednerin angesprochen hat, nämlich daß es natürlich wichtig ist, zunächst einmal Deutsch zu lernen – ganz klar –, muß uns aber auch bewußt sein, daß eine Fremdsprache genau in dieser Zeit von der Altersstruktur her richtig angesetzt ist.

Es ist wichtig, daß das notwendige Unterrichtsmaterial für die Lehrer zur Verfügung gestellt wird und auch da und dort eine Weiterbildung der Lehrer möglich ist. So schlecht, wie Sie gemeint haben, Frau Kollegin, sind unsere Lehrer nicht, nämlich daß die Volksschullehrer überhaupt nicht Englisch können und diese Sprache somit den Kindern nicht beibringen können. Das stimmt sicher nicht, und das weise ich ganz entschieden zurück. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Bundesrätin Mühlwerth: Das habe ich nicht gesagt!) Sie haben das sehr wohl gesagt, daß sie Schwierigkeiten bei der Aussprache ... (Bundesrätin Mühlwerth: Nein, nein, das ist falsch!)

Ein weiterer Punkt ist, daß die Schulversuche zur Erprobung (Bundesrat Mag. Gudenus: Zitieren Sie richtig, Herr Kollege! Bestenfalls ein "Genügend"!) – danke – flexiblerer Formen der Leistungsdifferenzierung in der Hauptschule weitergeführt werden. Die bisher doch sehr starre Einteilung in Leistungsgruppen kann gelockert werden. Beim Übertritt in eine höhere Schule gibt es Erleichterungen. Wer in eine BHS beziehungsweise AHS wechseln will, aber nur in einer II. Leistungsgruppe sitzt, braucht in Zukunft keine Aufnahmsprüfung mehr zu machen, wenn ihn die Klassenkonferenz dafür für fähig hält. Ich glaube, auch das ist eine richtige Maßnahme, können doch die Lehrer, die einen Schüler über Jahre betreut haben, dessen Leistungsfähigkeit sehr viel besser einschätzen, als dies bei einer punktuell stattfindenden Prüfung geschehen kann.

Meine Damen und Herren! Ich möchte schon zum Ende meiner Ausführungen kommen. Ich glaube, es ist ein Paket, das dokumentiert, daß die Koalitionsregierung in Bildungsfragen zeit- und gesellschaftsorientiert arbeitet. Ich glaube, daß unser österreichisches Bildungswesen daher auch den Vergleich mit anderen Staaten nicht zu scheuen braucht. Österreichs Lehrer sind Garanten dafür, daß Österreichs Schüler zu den bestausgebildeten gehören. Wir Sozialdemokraten erheben daher gegen das vorliegende Reformpaket keinen Einspruch. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

9.29

Präsident Alfred Gerstl: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Uta Barbara Pühringer. – Bitte.

9.29

Bundesrätin Uta Barbara Pühringer (ÖVP, Oberösterreich): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Uns liegt ein umfangreiches Schulpaket vor, das eine Vielzahl von Neuerungen enthält, beginnend beim Schuleingangsbereich bis hin zur Matura. Es ist in der vereinbarten Redezeit nicht möglich, auf alles einzugehen. Ich habe daher vor allem jene Punkte herausgegriffen, die meinen Bereich, nämlich die Pflichtschule, betreffen. Einige Punkte haben meine Vorredner, vor allem Herr Bundesrat Leichtfried, schon vorweggenommen. Ich darf sie entweder streichen oder aus meiner Sicht dazu Stellung nehmen.


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