Bundesrat Stenographisches Protokoll 643. Sitzung / Seite 160

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gen bei der Regelung bleiben sollte, in der 3. und 4. Klasse mit dem Englisch-Lernen zu beginnen.

Einen Punkt, sehr verehrte Frau Ministerin, möchte ich noch ganz kurz ansprechen, und zwar ist das die erhöhte Gewaltbereitschaft der Jugend in den letzten Jahren. Diese Tatsache kann man in den jährlichen Kriminalitätsberichten ablesen. Es ist leider so, daß diese Zeiterscheinung, diese sehr unangenehme Zeiterscheinung, auch vor unseren Schulen nicht haltmacht. Meine Frage an Sie ist, was Ihr Ministerium in dieser Richtung unternehmen möchte, denn die Voraussetzungen für eine Verbesserung dieser Situation kann man meiner Meinung nach nur in den Schulen schaffen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zum Abschluß meines Debattenbeitrages möchte ich noch ganz kurz auf den Schulsport eingehen. Wir sollten den Schulsport nicht vernachlässigen, da er für die Psyche und die körperliche Verfassung, für die Zukunft der Kinder von enormer Bedeutung ist. Auch unser Präsident hat in seiner Antrittsrede auf die Bedeutung des Schulsportes und die täglichen Bewegungsstunden verwiesen. Dem können wir Freiheitliche uns nur anschließen.

Als Conclusio ist zu sagen, daß wir das Schulpaket als Ganzes leider ablehnen müssen, weil es Ihr Hauptziel ist, junge Menschen mit Gewalt in der Schule zu halten, anstatt eine vernünftige Beschäftigungspolitik zu machen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

9.46

Präsident Alfred Gerstl: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Johann Payer. Ich erteile dieses.

9.46

Bundesrat Johann Payer (SPÖ, Burgenland): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine Vorredner haben sich schon sehr eingehend und manchmal sehr kompetent mit diesen einzelnen Schulgesetzen auseinandergesetzt, ich werde daher meinen Debattenbeitrag etwas anders gestalten. Ich möchte dieses Paket von Schulgesetzen nicht nach der Abfolge der Tagesordnungspunkte, sondern nach drei Gesichtspunkten diskutieren. Erster Gesichtspunkt: Pädagogik, Methodik, Didaktik; zweiter Gesichtspunkt: Schuldemokratie; und dritter Gesichtspunkt: Nationaler Aktionsplan für Beschäftigung.

Zum ersten Gesichtspunkt: Die Neuordnung der Schuleingangsphase ist pädagogisch und didaktisch sehr sinnvoll. Zahlreiche Schulversuche können dafür als Beweis angeführt werden. Aus Erfahrung weiß ich, wie wichtig ein sanfter Schulstart für die zukünftige Entwicklung des Kindes ist. Mit dem Begriff "sanfter Schulstart" meine ich, daß die Kinder bis zu drei Jahre Zeit haben, die Grundstufe I – das sind die 1. und 2. Klasse Volksschule – zu absolvieren. Dadurch kann auf das Lerntempo der Kinder individuell Rücksicht genommen werden.

Im Rahmen einer notwendigen Fremdsprachenoffensive – das wurde auch schon angesprochen – werden die Schulversuche zur lebenden Fremdsprache in der 1. und 2. Schulstufe in das Regelschulwesen übernommen. Das ist kein eigener Gegenstand, das ist gut so, das wird integrativ unterrichtet. Eine Anmerkung sei hier erlaubt: Eine große Aufgabe für die Lehrerfortbildung tut sich hier auf, wenn nämlich spätestens bis zum Schuljahr 2003/2004 diese Maßnahme in allen Volksschulen umgesetzt werden soll.

In diesem Reformpaket ist auch von Begabtenförderung die Rede. Man versteht darunter – und das finde ich etwas eindimensional – das Überspringen von Klassen. Ich bin für Begabtenförderung, weiß aber nicht und zweifle etwas daran, ob man mit diesem Überspringen von Klassen diesen begabten, diesen sehr begabten Schülern etwas Gutes tut. Ich sage ja zu Leistung, ich sage ja zur Förderung von guten Schülern, ich glaube aber, daß dieses Überspringen nicht der Weisheit letzter Schluß ist. Es fehlen dann die "Zugpferde" in den einzelnen Klassen, und vergessen wir nicht: Schüler lernen nicht nur vom Lehrer, sondern lernen auch von den Mitschülern! Und vergessen wir nicht, daß die Schule neben dem Leistungsaspekt auch Erziehungstätigkeit zu leisten hat.


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