Bundesrat Stenographisches Protokoll 650. Sitzung / Seite 77

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Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Mag. John Gudenus. Ich erteile es ihm.

14.05

Bundesrat Mag. John Gudenus (Freiheitliche, Wien): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir behandeln heute drei Berichte. Als erstes möchte ich auf den Österreichischen Waldbericht 1996 eingehen.

Beim Waldbericht 1996 möchte ich erwähnen, daß unter anderem ein Grund unserer Ablehnung die sehr späte Einreichung hier ist, da wir es nicht als sehr zweckmäßig empfinden, historische Berichte hier im Parlament zu diskutieren, wo wir vor allem und in der Mehrzahl Aktualitäten zu behandeln haben.

Grundsätzlich muß ich sagen, daß alle drei Berichte sehr gut leserlich aufbereitet, gewissermaßen benützerfreundlich sind. Es stimmt mich ein bißchen wehmütig, wenn ich höre, Herr Bundesminister, daß der Waldbericht 1996 der letzte ist, der uns in dieser Form vorgelegt wird. Der Waldbericht 1997 kommt ins Internet und in CD-ROM. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum wir diesem Bericht keine Zustimmung geben: weil wir diese Berichte doch sehr gerne als Vorlage schriftlich vorliegen haben. (Bundesrat Dr. Liechtenstein: Du stellst sie dir in die Bibliothek?)  – So ist es, das sammelt man ja. Die einen haben den Gotha, und ich habe den Waldbericht zu Hause!

Die Problematik der Forstwirtschaft ist erfreulicherweise – das ist das Problem am Waldbericht 1996; er ist überholt – gering. Die derzeitige Marktlage für die Holzbauern oder Holzerzeuger ist erfreulicherweise nicht schlecht. Ich behaupte nicht, daß sie gut ist, denn sie kann uns nie gut genug sein, Herr Bundesminister! Aber sie ist nicht schlecht, wohingegen das Jahr 1996 ein forstwirtschaftlich gedämpfter Zeitraum war, und das gibt der Waldbericht 1996 klarerweise wieder. Ich möchte Ihnen nun sagen, welche Punkte es sind, auf die Sie, Herr Bundesminister, vielleicht oder sicherlich einwirken können, damit die Situation für die Forstwirte besser wird.

Wir haben in den letzten Jahren diese Berichte immer wieder gehört, und es wurde über schrecklichen Wildverbiß und Umweltschäden berichtet. Bei genauer Durchsicht und Abklärung der verschiedensten Berichte und Überprüfungen kann man erkennen, daß manches auf diesem Gebiet besser geworden ist. Speziell die Verbißschäden sind geringer geworden. Die Naturverjüngung nimmt in weiten Bereichen leicht zu. Sogar Pflanzen, welche für Verbiß sehr anfällig sind, wie zum Beispiel die Tanne – die Weißtanne, wie man auch sagt –, erholen sich. Aber auch die Umweltschäden sind aufgrund der verschiedensten Abkommen und der technischen Einwirkungen auf die Abgasanlagen und so weiter geringer worden. Ich meine, dieses Thema oder diese Bereiche haben wir weitgehend im Griff.

Weniger im Griff haben die Forstwirte – das betrifft vermutlich auch das Ministerium – den im Endeffekt zu geringen Holzabsatz, und zwar insbesondere in den Jungholzarten, in den Durchforstungsholzarten. Da wird die Konkurrenz zum Altpapier sehr groß. So sehr man es einerseits begrüßen kann, daß die österreichische Sammlertätigkeit bei Altpapier ungebrochen stark ist, sosehr bedauere ich es auch als kleiner Holzbauer, daß diese Sammlertätigkeit so groß ist, weil man dadurch eben zuwenig Durchforstungsholz marktgerecht und preisgerecht auf den Markt bringen kann.

Die Überlegungen, ein Gütesiegel einzuführen, werden, wie ich höre, auch von Ihrem Ministerium sehr zurückhaltend betrachtet. Ich hoffe, ein Holzgütesiegel wird nicht eingeführt! Das würde nämlich heißen, daß die österreichische Forstwirtschaft in den letzten 50, vielleicht sogar 150 Jahren eine schlechte Forstwirtschaft war, und das ist etwas, was nicht einmal die Feinde der Waldbesitzer sagen können.

Dabei glaube ich, es gibt gar keine Feinde der Waldbesitzer, denn jeder schätzt den Wald. Es ist eine der romantischen Adern des Mitteleuropäers, den Wald nicht nur als Wirtschaftsbetrieb zu sehen, sondern ihn auch als Gesundheitsträger im Ökosystem zu sehen, sich der Artenvielfalt fast spielerisch hinzugeben und die Verbesserungen der Produktionsformen mitzubetreiben. Ich erwähne, wie Sie sehen, die wirtschaftlichen Bereiche des Waldes schon eher an letzter Stelle, obwohl sie auch für die Bevölkerung in weiten Bereichen soziale Auswirkungen haben, denen wir Waldbesitzer uns auch fast klaglos unterwerfen – Klammer auf: müssen – Klammer zu.


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