Bundesrat Stenographisches Protokoll 679. Sitzung / Seite 174

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Brief zu schreiben. – Das sind die Fakten der Entwicklung, das Konsumentenverhalten und sein Ergebnis.

Dasselbe gilt für Bankgeschäfte, Stichwort: Telebanking. – Wer geht heute noch persönlich zur Bank? (Rufe bei der SPÖ: Ich! Ich!) Wo werden Herr und Frau Meier noch höflich begrüßt, ihr Kontostand bekanntgegeben und ihre Behebung erledigt?

Wir sind schon so weit gekommen, dass manche Leute gar niemandem mehr abgehen. Wir finden sie in den Hochhäusern manchmal erst dann, wenn leider schon der Verwesungsgeruch nach außen dringt. – Das sind die Auswirkungen dieser modernen Entwicklung!

Ein letzter Punkt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich darf noch einen letzten Punkt bringen, weil der Slogan "Regierung neu" oder "neu regieren" angesprochen wurde. – Ich darf ein konkretes Beispiel bringen. Mit der Einführung des Kindergeldes, die erstmalig für alle Mütter ein klares Zeichen der hochoffiziellen Politik war, dass diese wertvolle Leistung Erziehung der öffentlichen Hand etwas wert ist, ist man unserem Wertsystem, unserem Weltbild natürlich einen Schritt näher gekommen, weil in unseren Augen die sozialste Versorgung im Alter ein funktionierender Familienverband ist. Für uns gibt es keine bessere Pflege und keine persönlichere Betreuung als jene durch die Kinder, durch die Schwiegerkinder und durch die Enkelkinder. (Bundesrätin Schicker: Darüber können wir morgen reden! Morgen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir würden uns sehr viel Geld durch die öffentliche Hand, durch diverse Sozialvereine sparen (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen), wenn diese Arbeit im sehr persönlichen Umfeld eines funktionierenden Familienverbandes übernommen werden würde. Frau Kollegin Schicker! Hören Sie sich das an, rechnen Sie es durch, und überlegen Sie, ob das nicht das Ziel wäre! Schauen Sie sich die Geburtenraten an! Reden wir von Fakten und nicht von einer Scheinwelt, die es leider so nicht gibt!

In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, in der Diskussion darauf Rücksicht zu nehmen. – Ich bedanke mich ganz herzlich. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

20.08

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Marizzi. – Bitte.

20.08

Bundesrat Peter Marizzi (SPÖ, Niederösterreich): Herr Bundesminister Strasser! Herr Bundesminister Böhmdorfer! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe gehört, Herr Kollege Missethon hat gemeint, ich sei ein Drahtzieher, ein Fädenzieher.

Ich fühle mich heute persönlich betroffen und von Ihnen angegriffen, denn ich habe wirklich versucht, eine grundsätzliche Debatte zu führen. Ich habe nicht wie andere versucht, diese Debatte parteipolitisch zu nützen und vielleicht unter der Gürtellinie herumzuschlagen. Ich habe gesagt: Wir müssen den Dialog suchen, wir müssen – auch meine Fraktion – über Parteigrenzen hinweg denken und so weiter.

Sie haben gesagt – und da bin ich sehr heikel! –, ich war der Fädenzieher beim Niedergang der Obersteiermark. – Ich erzähle Ihnen jetzt für das Protokoll meine Geschichte:

Ich war Betriebsansiedler, bevor ich in die Politik ging. Wir hatten am Standort Ternitz 2 000 Leute abzubauen; das war die Stahl-Krise. Die Hälfte oder ein Drittel dieser Menschen kannte ich und war vielleicht mit 20 Prozent von ihnen per Du;

Ich war in Japan, ich war in Finnland, ich war in der Schweiz und habe damals mit einem Netzwerk von Unternehmensberatern und Betriebsansiedlern – gemeinsam mit der ICD, mit Generaldirektor Genn – Betriebsansiedlungen gemacht. Es ist gelungen, das Werk "Amada" nach Ternitz zu bringen, und es ist gelungen, das Werk "Fischer-Druckguss" nach Ternitz zu bringen.


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