Bundesrat Stenographisches Protokoll 681. Sitzung / Seite 58

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Auch wenn wir einen großen Hang zu Statistiken haben, sollten wir immer bedenken, dass hinter diesem nüchternen Zahlenmaterial Menschen und Schicksale stehen und dass schon ein arbeitsloser Jugendlicher, der auf der Straße steht und keine Zukunftsperspektive hat, einer zu viel ist.

Als einer, der schon einige Lehrlinge ausgebildet hat, weiß ich, dass es eines großen und beiderseitigen Vertrauens bedarf, wenn Eltern ihren Sohn oder ihre Tochter einem Lehrherrn oder einer Lehrfrau anvertrauen. Schaffen wir dieses gegenseitige Vertrauen auch mit allen Gremien, die mit Lehrlingsausbildung und mit der Ausbildung junger Menschen generell zu tun haben! Es ist ein wichtiges Thema, und ich bitte alle darum, dass wir das so machen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

13.20

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Günther Kaltenbacher das Wort. – Bitte.

13.20

Bundesrat Günther Kaltenbacher (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die berufliche Zukunft der Jugend zu sichern ist, so glaube ich, oberstes Gebot und gleichzeitig, wie mein Vorredner bereits gesagt hat, eine Investition in den Wirtschaftsstandort Österreich.

Die Basisausbildung oder berufliche Erstausbildung spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, und der Wunsch der Jugendlichen, in diesen Bereich einzusteigen, ist stärker im Steigen begriffen. Erwerbsarbeit hat fast für alle Jugendlichen eine sehr große Bedeutung. Sie erwarten sich dadurch finanzielle Unabhängigkeit. Die Arbeit soll Spaß machen, das Selbstbewusstsein stärken und dem Leben einen Sinn geben. Das gilt sowohl für Burschen als auch für Mädchen.

Die Arbeitsmarkt- und Lehrstellensituation wird teilweise von den Jugendlichen als sehr prekär erlebt. Eine Studie vom Institut für Höhere Studien belegt, dass Jugendliche vor allem aus ländlichen Regionen sehr pessimistisch sind, was die Lehrlingsausbildung betrifft.

Obwohl die Konjunktur nachlässt, die Arbeitslosenzahlen wieder im Steigen begriffen sind, haben wir in der Steiermark ein teilweise schizophrenes Bild am Arbeitsmarkt. Ich möchte anhand von statistischen Zahlen belegen, welche Problematik dahinter steckt, und hier wiederum primär bei Mädchen.

In der Steiermark gab es im Jahr 2000 3 925 Mädchen, die eine Lehrstelle suchten. Lediglich 2 064 Mädchen konnten eine Lehrstelle bekommen – obwohl in der Steiermark ein extremer Facharbeitermangel herrscht! Gender-Mainstreaming lautet die Devise. Das heißt, nicht nach dem Geschlecht zu fragen, sondern nach den Ausgangs- und Zugangsqualifikationen. Es gibt viele Bereiche, in denen Mädchen Gleiches leisten können wie Burschen. Dass das nicht in allen Bereichen möglich ist, ist uns völlig klar.

Hingegen schaut die Situation bei den Burschen wesentlich anders aus. Sie haben eine viel größere Anzahl an Möglichkeiten, die sie wahrnehmen können.

Jene Jugendlichen – hier wieder überwiegend Mädchen –, die keine Lehrstelle finden, gehen in weiterführende Schulen, obwohl sie teilweise weder den Wunsch noch die Zugangsvoraussetzungen haben. Die Konsequenz ist, dass das Niveau in den weiterführenden Schulen sinkt und das Problem auf Jahre verschleppt wird.

Mit dem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz habe ich als jener, der in der Arbeitsmarktpolitik tätig ist, schon immer, seit 1999, meine Freude gehabt, weil es ein Auffangbecken für Jugendliche darstellt. Leider, so muss ich sagen, werden Stiftungen nicht berücksichtigt. Die Evaluierung durch das Wirtschaftsministerium hat ergeben, dass diese nicht effizient und effektiv sind. – Warum? – Gerade im Bereich der Stiftungen hat man auf die neuen Lehrberufe gesetzt – EDV-, Kommunikationstechniker und so weiter und so fort –, aber diese wurden von der


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