Bundesrat Stenographisches Protokoll 685. Sitzung / Seite 163

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verlängern. Es muss in Zukunft klare Abgrenzungen geben: den Schwerpunkt Praxisorientierung bei den Fachhochschulen und den Schwerpunkt Forschung und Entwicklung an den Universitäten.

Die gegenständliche Gesetzesnovelle ist sicherlich zu begrüßen. Wir befinden uns im europäischen Umfeld und müssen dafür Sorge tragen, dass wir dem europäischen System der Anrechnung von Studienleistungen entsprechen. Fachhochschul-Bakkalaureats-Studiengänge in Verbindung mit Fachhochschul-Magister-Studiengängen und einem verpflichtenden Berufspraktikum sind zu begrüßen. Es muss uns nur klar sein, dass wir nicht wie in früheren Zeiten mit einer Weichenstellung Jahrzehnte lang auskommen werden.

Die Arbeitswelt bewegt sich immer schneller, das Rezept für die Zukunft unseres österreichischen Bildungssystems wird sein: motivierte Studierende, motivierte Lehrende und ein sehr flexibles Verwaltungsmanagement. Es wird die große Herausforderung sein, Bewährtes zu erhalten und immer wieder kostengünstig mit Neuem zu verbinden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

19.50

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schennach. – Bitte. (Bundesrat Hösele: Muss das sein? – Bundesrat Schennach: Ja, ausnahmsweise schon! Wissen Sie schon wieder, welche Fraktion Sie haben? – Okay!)

19.50

Bundesrat Stefan Schennach (Grüne, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich habe mich deshalb noch zu Wort gemeldet, um vielleicht als jemand, der an einer Fachhochschule Nacht für Nacht und Woche für Woche unterrichtet, auch ein bisschen Praxis hereinzubringen, und ich kann nur sagen: Nach all dem, was ich so von der Fachhochschule weiß, ist es sicherlich eine der gelungensten Reformen im Bildungsbereich.

Ich habe selten so motivierte Menschen gesehen. Das sind nicht nur junge Menschen – das hat überhaupt nichts mit jung zu tun, manche Studierende sind älter als ich, und ich bin auch schon 45, also das ist es nicht –, aber die Leute sind enorm motiviert, denn sie gehen Nacht für Nacht dorthin und das acht Semester hindurch. Das muss man einmal als eine ganz große Leistung von vielen Menschen würdigen, die diese Fachhochschulen angenommen haben.

Ich habe – und das ist jetzt kein Schmäh, meine Damen und Herren – vor ein paar Minuten ein SMS bekommen, anhand dem Sie das ersehen können: Juhu! Meine Bewerbung an der Fachhochschule ist angenommen! Welch ein Traum!, schreibt eine Mitarbeiterin, die mittlerweile auch nicht so viel jünger ist als ich.

Das zeigt, dass es dieses Bedürfnis gibt, in einem bestimmten Stadium des Lebens eine Qualifizierung zu erwerben, und wenn man sieht, mit welcher Begeisterung an die Arbeit gegangen wird, dann erkennt man: Das ist keine Irgendwie-Schule, keine Irgendwie-Zweitausbildung, sondern da wird sehr viel gefordert, und die Studierenden leisten in der Doppelbelastung Beruf und Arbeit und manche sogar auch in der Dreifachbelastung als Eltern Enormes.

Es ist dies eine Schule, die auch sehr lebens- und berufsorientiert ist, und das Wichtige wäre jetzt, sie in den nächsten Schritten – das haben einige Vorredner schon gesagt – erstens flächendeckend einzurichten, um von der Bundeshauptstadt und von den Landeshauptstädten, so wie Sie gesagt haben, auch in einige Bezirkshauptstädte zu kommen. Es soll ja nicht nur ein Privileg der Zentren sein, eine solche mögliche berufsorientierte Ausbildung anzubieten.

Das Zweite, Frau Ministerin, wäre, dass man bei den Zugangskriterien doch Überlegungen anstellt, die in meinen Augen noch ein bisschen berufsorientierter sein könnten, als sie es derzeit sind. Im Augenblick habe ich das Gefühl, dass sie noch zu sehr schulorientiert sind, also entweder in Richtung Matura oder Zulassungsprüfung gehen. Hier sollte man noch eine Spur mehr in die Berufswelt gehen.


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