Bundesrat Stenographisches Protokoll 690. Sitzung / Seite 176

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Ich sage Ihnen eines: Es gibt in Österreich im internationalen Vergleich eine äußerst kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft, und – Frau Kollegin, nehmen Sie das zur Kenntnis, ich muss es sonst bei jeder Sitzung wiederholen! – die glaubwürdigste Form der ökologischen Landwirtschaft ist jene der Tierhaltung, nämlich die Kreislaufwirtschaft: Die Nahrungsmittel, also die Früchte des Feldes und der Wiese, werden aus dem Kreislauf entnommen, an die Tiere verfüttert und in Form von Milch und Fleisch für die Lebensmittelproduktion verwendet. Und Gott sei Dank haben lebende Tiere auch eine Ausscheidung in Form von Urin und Kot – und das ist der Mist, die Jauche und die Gülle, die auf die Felder ausgebracht wird.

Frau Kollegin! Wenn Sie eine geruchlose Landwirtschaft wünschen – die wir Ihnen vorführen können –, dann haben Sie bewiesen, dass Sie keine Fachkompetenz haben! Dann nehmen wir den Mineraldünger: Da werden die Erdölscheichs glücklich sein, wir werden eine viehlose Landwirtschaft betreiben, Sie haben kein Problem mit Gerüchen – und Sie können sich glücklich schätzen, weil Sie glauben, Sie haben etwas bewegt. Das ist das Problem.

Von der Tierhaltung, Frau Kollegin, kann ich Ihnen etwas erzählen, weil ich sie seit 32 Jahren praktiziere. Unsere Tiere werden in so bescheidenen, kleinen Beständen gehalten im Vergleich zu anderen Ländern! Wir haben keine Diskussion über sechsstöckige Schweineställe, so wie in Holland, sondern wir haben eine artgerechte Tierhaltung, und – ich habe es heute schon mit den Kollegen aus der Gastronomie und Hotellerie besprochen – wir sollten endlich dazu zurückkommen, dass diese Qualitätsprodukte, die von unseren Konsumenten zum Teil auch sehr geschätzt werden, immer mehr konsumiert und genossen werden – und nicht argentinische Steaks oder Krokodil und Klapperschlange, wie wir es in manchem Dessertladen vorfinden. (Heiterkeit bei Bundesräten der SPÖ sowie des Bundesrates Schennach.  – Bundesrat Schennach: Das muss in Oberösterreich sein, die Klapperschlangen!)

Ja, die Ernährung auf Basis der drei Ks haben wir mitgemacht zu Zeiten der BSE-Krise: Krokodil, Klapperschlange und Känguru als Ersatz für unser qualitätsvolles Rindfleisch!

Deshalb zurück zur Tierhaltung: Wir haben natürlich da und dort bei Siedlungsgebieten Berührungsängste. Diese werden zum Großteil mit technischen Lösungen wirklich bereinigt. Glauben Sie mir eines – Sie haben es heute gesehen –: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirksbauernkammer Vöcklabruck sind da hinten als Zuhörer gesessen. Täglich sind wir im Einsatz, um diese Probleme zu lösen; täglich sind wir bemüht, im Sinne einer guten Kollegialität vor Ort, dies zu bewältigen, und wir sind stolz und glücklich auf jede Bäuerin und jeden Bauern, die bereit sind, sich das Los der Tierhaltung aufzuerlegen! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

Wir haben keine Probleme bei der Termingestaltung und mit der Urlaubsplanung, sondern hier geht es um beinharte verlässliche Arbeit, und zwar 365 Tage im Jahr von morgens bis abends. Wir haben heute schon von Nachtarbeit gesprochen: Wenn wir frische Milch haben wollen, dann muss die Kuh gemolken werden. – In diesem Sinne stimmen wir diesen zwei vorliegenden Gesetzesvorlagen zu. (Zwischenrufe des Bundesrates Boden und der Bundesrätin Auer. )

Wunderbar, Frau Kollegin! Ich lade Sie jederzeit herzlich ein, wenn Sie einmal im Urlaub Zeit haben, in meinen Betrieb zu kommen! Wir haben einen Massenbetrieb für österreichische Verhältnisse, aber unsere Tiere sind sehr glücklich. – Diese beiden Gesetze finden – wie gesagt – die Zustimmung meiner Fraktion. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

20.31

Präsident Ludwig Bieringer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Bernd Lindinger. – Bitte.

20.31

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Bernd Lindinger (Freiheitliche, Niederösterreich): Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Eigentlich sollten wir uns gerade in dieser Materie einig sein! Luft atmen wir alle, und es sollte kein Privileg sein, gute Luft atmen zu dürfen, beziehungsweise sollte es kein Nachteil sein, nicht im Westen wohnen zu können, weil man deswegen die Abluft einer ganzen Stadt in die Atemluft bekommt.


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