Bundesrat Stenographisches Protokoll 693. Sitzung / Seite 44

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Bundesministerin für öffentliche Leistung und Sport Vizekanzlerin Dr. Susanne Riess-Passer: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich begrüße Sie sehr herzlich und freue mich, bei einem Tagesordnungspunkt hier zu sein, der – von meinen Vorrednern wurde darauf schon hingewiesen – wichtig ist, nämlich dem Gehaltsabschluss für das Jahr 2003. Es ist dies der dritte Gehaltsabschluss, den ich mit der Gewerkschaft verhandelt habe.

Zielsetzung bei all diesen Verhandlungen war es von meiner Seite, beim Gehaltsabschluss soziale Gerechtigkeit und Ausgewogenheit im Auge zu haben, auch in der Hinsicht, dass wir die Bezieher kleiner Einkommen im öffentlichen Dienst besonders begünstigen – Sie haben das schon erwähnt. Ich glaube, dass das deswegen wichtig ist, weil wir eine sehr große Schere haben, wenn wir von Beamtengehältern reden. Die Durchschnittsgehälter der Beamten sind natürlich relativ hoch im Vergleich zur Privatwirtschaft, es gibt im öffentlichen Dienst allerdings eine Gruppe, die weit darunter liegt, nämlich die Bezieher kleiner Einkommen.

Daher war es mir schon im Jahr 2000 bei den Gehaltsverhandlungen wichtig, entsprechende Schritte zu setzen: Wir haben damals einen Fixbetrag in der Höhe von 500 S ausverhandelt. Und wir haben jetzt, wie gesagt, mit dem Mindestbetrag eine entsprechende Absicherung in die Richtung geschaffen, dass die Bezieher kleiner Einkommen entsprechend begünstigt werden.

Da Herr Kollege Rosenmaier die soziale Gerechtigkeit angesprochen hat, muss ich Ihnen Folgendes sagen: Das, was wir gemacht haben, auch bei den Gehaltsverhandlungen, und zwar gegen massiven Widerstand Ihrer Gewerkschaftsfraktion, war, die freiwilligen Sozialleistungen für die Fixbezügler, das heißt für die Beamten mit hohen Bezügen, entsprechend zu kürzen. All das waren Einführungen von sozialdemokratischen Regierungen in den Jahren zwischen 1970 und 2000, also Essensmarken für Sektionschefs und so weiter; ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen, ich möchte Ihnen das jetzt ersparen, Herr Kollege, aber wir wissen, wovon wir reden. Diese Dinge abzuschaffen, ist ein Ausdruck sozialer Gerechtigkeit, denn das waren Dinge, die explizit eingeführt wurden, um den Beziehern kleiner Einkommen einen sozialen Aus­gleich zu geben.

Das ist etwas, was mir im Sinne der Gerechtigkeit und Ausgewogenheit besonders wichtig war und was wir Gott sei Dank auch gegen den Widerstand Ihrer Gewerkschaftsfraktion durch­gesetzt haben. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenruf bei der SPÖ.)

Herr Kollege Rosenmaier! Sie haben die Frage angesprochen – ich möchte das nicht unbeantwortet lassen –, warum die Länder nicht in die Verhandlungen eingebunden waren. – Mit gutem Grund waren sie nicht eingebunden: weil 1997 von der damaligen Regierung – und wie ich meine, zu Unrecht – das Harmonisierungsgebot aufgehoben wurde. Ich halte das für einen ganz schweren Fehler. Es hat sich gezeigt, dass in der Zwischenzeit die Schere zwischen Landes- und Bundesdienst extrem auseinander gegangen ist. Das hat dazu geführt, dass Sie derzeit keinen Landesbeamten mehr finden werden, der bereit ist, in den Bundesdienst zu wechseln, weil er im Regelfall in seinem Land eine wesentlich günstigere Regelung hat. Das ist ein Zustand, der eigentlich unhaltbar ist.

Ich habe mich in allen drei Jahren meiner Amtszeit sehr darum bemüht, die Länder dazu zu bringen, wieder dieses Harmonisierungsgebot zu beachten, und zwar sowohl in Fragen der Pensionsreform als auch in Fragen der Gehaltsverhandlungen. Die Länder waren nicht dazu bereit. Folgendes sage ich Ihnen ganz ehrlich: Dass ich mit Leuten am Tisch sitze, die mir beim Verhandeln nur die Zeit stehlen, ohne dass sie sich an das Verhandlungsergebnis gebunden fühlen, das mache ich – mit Verlaub gesagt – nicht! Das habe ich den Ländern auch immer gesagt.

Ich habe gesagt: Gemeindebedienstete und Ländervertreter sind herzlich zu den Ver­hand­lungen eingeladen, aber natürlich nur dann, wenn das Ergebnis für beide Seiten bindend ist. Es ist ohnedies nicht ganz einfach, mit der Beamtengewerkschaft zu verhandeln, da gibt es ohnehin oft lange Nachtsitzungen. Man muss diese Sitzungen nicht auch noch künstlich verlän-


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