BundesratStenographisches Protokoll700. Sitzung / Seite 42

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zu einer ordentlichen Ausformung des Rechtsstaates, zur Gewaltenteilung im Sinne Montesquieus, aber auch zur Machtkontrolle und Machtbalance.

Mir erscheint es immer als besonders wesentlich, dass der friedliche Machtwechsel ge­geben sein muss. – Man sieht nämlich immer nach Wahlen, wie ein Übergang möglich ist oder ob er durch alle möglichen Tricks nicht stattfindet.

Für Europa ist auch im Hinblick auf seine christliche Tradition wichtig, dass wir die Men­schenrechte in der EU entsprechend verankert haben. Der Konvent hat hier ein klares Signal gesetzt, wie uns Bundesrat Tusek dargelegt hat.

Nicht zuletzt ist in dieser Wertegemeinschaft die kulturelle Vielfalt besonders wichtig, die in Europa gegeben ist.

Ein weiterer Grund für unsere Zustimmung ist – und das soll nicht politisch aus den Au­gen verloren werden –, dass die EU bemüht ist, Wohlstand in Europa zu schaffen. Dieser Gedanke wird durch die Förderung der unterentwickelten Regionen unterstri­chen. Österreich war vor allem im Burgenland daran beteiligt, aber auch die zukünfti­gen Länder im Norden, Osten und Süden Europas werden daran partizipieren können.

Erwähnt darf auch noch werden, dass die zehn Neuen eine gedankliche Bereicherung bedeuten, denn zumindest ein Teil von ihnen hat durch die Erfahrungen der Jahre vor 1989 einen unterschiedlichen Zugang zur Lösung von Problemen, verbunden mit der Bereitschaft, Opfer zu bringen, als Kontrast zur gesättigten Gesellschaft des Westens.

Es wäre aber eine derartige Rede heute unvollständig, wenn wir nicht auch zurück­blicken und vor allem den europäischen Gründungsvätern Dank sagen würden – näm­lich einem Monnet, einem Schuman, einem Adenauer, aber auch einem De Gasperi –, Dank aber bitte auch den österreichischen Vordenkern und Verwirklichern: Hier darf ich an Vizekanzler Bock, Vizekanzler Mock, aber auch an Bundeskanzler Vranitzky er­in­nern, dem es nicht immer leicht gefallen ist, in seiner Partei den Europagedanken durchzusetzen. (Bundesrat Mag. Gudenus: Und Coudenhove-Kalergi? – Bundesrat Gasteiger: Jetzt wird’s gefährlich!)

Gegen den einen oder anderen Staat mag jeder Österreicher etwas haben. – Kollege Gudenus hat hier das eine oder andere ja entsprechend hervorgehoben. Uns ist be­kannt, dass die entfernteren Staaten immer mit mehr Sympathien belegt werden als die unmittelbaren Nachbarn. Ich darf aber darum bitten, dass wir die diversen Klischees und Vorurteile vergessen.

Ich plädiere daher dafür, dass wir die heutige Diskussion dazu nützen, an alle zehn Beitrittsländer zu denken, die aufgenommen werden sollen, und dass wir heute durch ein „Ja“ alle zehn in der Gemeinschaft der Europäischen Union offen und freudig auf­nehmen und wirklich herzlich begrüßen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen sowie des Bundesrates Schennach.)

10.27

 


Präsident Hans Ager: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dr. Schnider. – Bitte. (Vizepräsidentin Haselbach übernimmt den Vorsitz.)

 


10.28

Bundesrat Dr. Andreas Schnider (ÖVP, Steiermark): Frau Präsidentin! Herr Staats­sekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, dass in dieser Debatte sehr klar geworden ist, dass die Erweiterung wirklich ein Wesensbestandteil unserer gemeinsa­men Politik ist. Aber trotzdem – Kollege Gudenus hat es mit einer Studie angespro­chen, und ich möchte mich am Anfang auch auf diese beziehen –: In einer Studie, die in der „Presse“ am 17. Juli dieses Jahres zitiert worden ist, heißt es, dass 67 Prozent


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