Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 46

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zu beantworten, das gebe ich zu, weil das Problem ganz einfach sehr vielschichtig ist. Meiner persönlichen Meinung nach ist das gesamte österreichische Bildungssystem von den Kindergärten über die Vor-, über die Grundschulen, über die höheren Schulen bis hin zu den Universitäten gefordert, auf diese Frage Antworten zu finden.

Eine denkmögliche Antwort könnte sein: Erhalten und fördern wir – wir haben gerade heute sehr viel Jugend hier im Saale – die dem Menschen angeborene Neugier über alle Stufen der Ausbildung! Erzeugen wir vor allem in unseren Bildungssystemen keine Verlierer! Gleichen wir Schwächen aus und fördern wir die Stärken der uns anver­trauten Jugend! Fördern wir das Leistungsprinzip im positiven Sinne und halten wir die Sehnsucht nach Bildung in den jungen Menschen wirklich wach! – Wenn lebenslanges Lernen kein Schlagwort bleiben soll, muss dieser mühselige Weg – und dieser Weg ist mühselig – eben beschritten werden.

Finnland ist bereits sehr stark in diese Richtung unterwegs, Finnland ist bereits auf diesem Weg. Bei dieser Enquete in Villach war auch eine Teilnehmerin aus Finnland, aus dem finnischen Bildungssystem anwesend. Mich hat die Stellungnahme dieser Referentin aus Finnland zum starken Abschneiden der Finnen im Quervergleich zu anderen Bildungssystemen fasziniert. Sie meinte nämlich sinngemäß: Ich wundere mich auch über unser sehr positives Abschneiden. Auch unser Schulsystem in Finn­land wurde intern immer wieder kritisiert, und ich bin überrascht, dass Bildungssysteme in anderen Ländern noch schlechter sind.

Vielleicht sollten wir, meine sehr verehrten Damen und Herren, aus dieser Bescheiden­heit der Finnen im Zugang zum Bildungssystem lernen und unsere doch weit verbrei­tete Selbstzufriedenheit in vielen Bildungsbereichen ganz einfach immer wieder in Frage stellen.

Die Fachhochschulen jedenfalls sind aus meiner Sicht auf einem guten Weg. Schlie­ßen wir auf diesem Weg auch andere Bildungsbereiche mit ein! Fahren wir selbst­kritisch und immer wieder hinterfragend fort und setzen wir verstärkt auf Teamarbeit! Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wird uns sehr gut tun. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.06

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Frau Bundesminister, Sie haben das Wort. – Bitte.

 


11.06

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Der Trend zu höherer Bildung ist in Österreich in allen Be­reichen gegeben, er ist überall spürbar, und durch die Bildungspolitik der Bundes­regierung wird darauf auch Rücksicht genommen, damit wir den jungen Menschen mehr Bildung, bessere Bildung, höhere Bildung anbieten.

Diese Gesetzesnovelle zu den Fachhochschulen zeigt auf die Weiterentwicklung ge­rade auch in diesem Bereich. Ich möchte an vier Beispielen diesen Trend zur höheren Bildung aufzeigen.

Österreich hat im Jahre 1997 als erstes Land in Europa die Möglichkeit der Berufs­reifeprüfung geschaffen, die Möglichkeit, dass ein Lehrling nach der abgeschlossenen Lehre oder im Laufe seiner Ausbildung die Berufsreifeprüfung ablegt und damit einen Zugang zu Fachhochschulen und Universitäten erhält. Das ist einmalig in Europa! In Deutschland kann ein junger Mensch zwar eine Berufsreifeprüfung ablegen, hat da­nach aber nur die Möglichkeit, an eine Fachhochschule zu gehen. Im übrigen Europa gibt es diese Durchstiegsmöglichkeit von der Lehre zu weiterführender Bildung über­haupt nicht.

 


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