Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 153

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Idylle nicht immer vorzufinden ist und bei weitem nicht so verbreitet ist, wie in diesem Bericht vermittelt wird, das wird großteils ignoriert. Aus diesem Grund werde ich auch dem Bericht nicht zustimmen. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

18.18

 


Präsident Hans Ager: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Fröhlich. Ich erteile ihr dieses.

 


18.18

Bundesrätin Christine Fröhlich (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Staatssekretärin! Ich habe auch ein paar Dinge aus dem Familienbericht 1999 herausgesucht, und ich möchte diese Punkte hier auch ein bisschen darstellen.

Die Familie im Wandel – diese ist aber nicht in der Krise. Die Familie bleibt das zent­rale Leitbild der Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.) Es gibt aber weniger Kinder und Eheschließungen, jedoch mehr Schei­dungen. Außerdem geht der Trend dahin, später zu heiraten und später Kinder zu kriegen. – Das sind einige der zentralen Aussagen des Familienberichtes 1999.

Zahlreiche Wissenschafter unterschiedlichster Fachrichtungen haben sich mit den aktuellen Entwicklungen rund um das Thema Familie auseinander gesetzt und umfas­sendes Zahlenmaterial zusammengetragen. Die Bandbreite der Analysen umfasst dabei demographische oder rechtspolitische Fragestellungen ebenso wie ökonomische und familienpolitische. In der Langfassung hat der Familienbericht, der dem Nationalrat alle zehn Jahre vorgelegt werden muss, mehr als 12 000 Seiten.

Die vielfach geäußerten Behauptungen, dass sich die Familie in der Krise befindet, kann der Bericht nicht bestätigen. Untersuchungen zeigen, dass sich am Stellenwert von Ehe und Familie in den vergangenen Jahrzehnten wenig geändert hat und dass Familie, Partnerschaft und Elternschaft nach wie vor äußerst geschätzte Werte darstel­len. Die Kernfamilie ist, wie die Zahlen belegen, auch heute noch die weitaus häufigste Lebensform. Große Einbrüche sind für die vergangenen zehn Jahre nicht festzustellen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konstatieren aber doch einen gewissen Wandel. Zwar werden alternative Lebensformen meist in der Phase des jungen Er­wachsenenalters gewählt, die Zahl der kinderlosen Paare nimmt aber zu, es kommt aber auch zu späteren Geburten. Auch bei den Eheschließungen ist in den letzten zehn Jahren ein Rückgang – bei gleichzeitigem Anstieg der Zahl der Scheidungen – festzustellen. 1998 betrug die statistische Kinderzahl pro Frau 1,34. Das ist der nied­rigste jemals in Österreich festgestellte Wert.

Wenig geändert hat sich dem Bericht zufolge an der Aufteilung der Familienarbeit zwi­schen Männern und Frauen. Zwar befinden sich Rollenbild und Selbstverständnis der Männer im Wandel, der überwiegende Beitrag zur Erholung sowie zur Hilfe für Fami­lienmitglieder und deren Pflege wird aber nach wie vor von den Frauen geleistet. Zudem sind die Mütter immer noch Hauptbetreuungspersonen und widmen sich den Kindern, auch wenn sie erwerbstätig sind.

Umfangreiches Zahlenmaterial macht den Familienbericht 1999 zum wertvollen Nach­schlagewerk in Sachen Familie. So zeigt die Bevölkerungsstatistik, dass die Bevölke­rung Österreichs nach einer stetigen, vor allem durch Zuwanderung bedingten Wachs­tumsphase seit 1993 stagniert. Auch in den nächsten Jahrzehnten wird die Einwohner­zahl – so die Prognose – nicht mehr wachsen. Ab dem Jahr 2020 ist sogar mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen, da das wachsende Geburtendefizit bei gleich blei­bender Zuwanderung nicht mehr ausgeglichen wird. Die individuelle Lebenszeit steigt allerdings sehr deutlich.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite