Bundesrat Stenographisches Protokoll 712. Sitzung / Seite 49

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Dieser Prinz, Wilhelm von Thurn und Taxis, Jahrgang 1919, wäre in allfällige Ehrungen, die auch der Herr Bundesminister vorgesehen hat, mit einzubeziehen. Er hat sehr wohl im Widerstand gewirkt, nur nicht mehr als Soldat. Er – unter anderem er – hat im Jahr 1945 den Sowjets – und Herr Botschafter Steiner nickt zustimmend – einen Einmarsch in Wien ohne weitere Kampfhandlungen ermöglicht. Mir liegt daran, diesen mit mir persönlich befreundeten Willi von Thurn und Taxis in allfällige Ehrungen mit einzubeziehen.

Im Übrigen bin ich dem Herrn Bundesminister Platter für seine Ausführungen sehr dankbar. Ich stimme Ihnen zu, Herr Minister: Es ist dies ein wohlüberlegter Kom­promiss. Dazu, ob jetzt eine Kaserne nach Bernardis benannt wird, die möglicherweise dann einmal nicht mehr Kaserne sein wird, oder aber eine Gedenktafel gemacht wird, wo man weiß, dass Gedenktafeln selten verschwinden, sondern in Österreich dankenswerterweise sehr wohl eine lange Lebensdauer haben, darf ich sagen: Herr Kollege Konecny, seien wir froh, dass wir diese Person mit einer Gedenktafel entsprechend würdigen können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Bundesräten der ÖVP.)

11.29

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Bieringer. Ich erteile ihm das Wort.

 


11.30

Bundesrat Ludwig Bieringer (ÖVP, Salzburg): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Botschafter Dr. Steiner! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin froh darüber, dass ich das Glück des Spätgeborenen habe und dieses Unrechtsregime nicht persönlich miterleben habe müssen. Ich bin froh darüber, dass Österreich seit nunmehr 59 Jahren in Frieden leben kann und seit 49 Jahren in Freiheit lebt. Ich bin froh darüber, dass es Leute gegeben hat, die unter Einsatz ihres Lebens gegen dieses Unrechtsregime aufgestanden sind. Und ich bin stolz darauf, dass einer jener Männer heute unter uns weilt und auf der Regie­rungsbank Platz genommen hat. Wir alle wissen, was Botschafter Dr. Ludwig Steiner für dieses unser Österreich geleistet und getan hat, und ich glaube, es gebührt Dr. Ludwig Steiner unser uneingeschränkter Respekt und unsere Hochachtung. Und ich sage dir, sehr geehrter Herr Botschafter, ein herzliches und aufrichtiges Danke­schön! (Allgemeiner Beifall.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundesminister Dr. Platter hat in ein­drucksvoller Weise erklärt, was er um den 20. Juli 1944 in Erinnerung an das Attentat auf einen gewissen Herrn Hitler getan hat, welche Vorkehrungen er getroffen hat, und insbesondere, welche Initiativen er ergriffen hat. Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass Günther Platter der erste Verteidigungsminister in der Geschichte der Zweiten Republik ist, der dieses Thema offensiv angegangen ist. Auch dafür gebührt Herrn Bundesminister Platter unser herzlicher Dank. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheit­lichen sowie des Bundesrates Schennach.)

Meine Damen und Herren! Wir haben Bundesminister für Landesverteidigung aller Couleurs gehabt. Wir haben Bundesminister für Landesverteidigung gehabt, die zu diesem Thema ein distanziertes Verhältnis eingenommen haben. Es ist daher hoch an der Zeit, dass Verteidigungsminister Platter diese Maßnahmen gesetzt hat, und ich bin froh darüber, dass er eine Historikerkommission einsetzt, die nicht nur aus Militär­historikern bestehen wird, sondern die einen weiten Bogen umspannen wird, um die Geschichte endlich aufzuarbeiten. Ich bin froh darüber, dass das nunmehr geschieht – und ich gebe dem Kollegen Konecny Recht: viel zu spät geschieht. Aber Konrad Adenauer hat einmal gemeint: Es kann mich niemand daran hindern, dass ich über


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