Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 114

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich bin schon etwas verwundert, Kollege Tiefnig, wenn du sozusagen als Vertreter der Landwirtschaft dafür eintrittst, dieses Gesetz zu beschließen – ein Gesetz, das letzt­endlich nicht die Existenzsicherung der gentechnikfreien Landwirtschaft zum Ziel hat und gleichzeitig auch keine ausreichenden Haftungsregelungen vorsieht. Du bist ja in einer Region Landwirt, die kleinräumig ist und wo es völlig klar ist, dass es sonst schwierig ist, wenn man nicht im Gesamten gentechnikfreie Zonen hat.

Was ist die andere Aktion, Kollege Kraml? – Ein Gesetz, das gemeinsam von allen Fraktionen in Oberösterreich getragen und beschlossen wurde, das momentan beim EuGH beeinsprucht wird, weil vorher abgelehnt. Da sind wir nach wie vor dabei, mit wissenschaftlicher Unterstützung dieses Gesetz tatsächlich durchzubringen, ihm also zum Durchbruch zu verhelfen.

Frau Ministerin! Es ist richtig, man muss die Sensibilität der KonsumentInnen und Anbieter stärken, aber Sensibilität, glauben wir, ist zu wenig. Aber da es ein Teil ist, wird es bei uns natürlich auch entsprechende Öffentlichkeitsmaßnahmen zum Thema nachhaltige Wochen geben, wo über die Produkte informiert wird und die Kon­su­mentInnen auch aufgeklärt werden.

Die weiteren Bereiche, die in Oberösterreich durch unseren Landesrat Anschober umgesetzt werden sollen, sind derzeit in Planung, teilweise fertig und werden in den nächsten Wochen präsentiert werden. Ich bin überzeugt davon, dass wir es eben unter grüner Regierungsmitgliedschaft, unter einem grünen Landesrat in Oberösterreich auch tatsächlich schaffen werden, gentechnikfrei zu bleiben.

Dem Gesetz können wir in der vorliegenden Fassung nicht zustimmen, sosehr wir das auch bedauern. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

15.57

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner wäre Herr Bundesrat Ing. Kampl. Ich könnte Ihnen noch eine Restredezeit von ungefähr 3 Minuten anbieten. Wenn Sie damit das Auslangen finden, erteile ich Ihnen gerne das Wort.

 


15.57

Bundesrat Ing. Siegfried Kampl (Freiheitliche, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Laut Mahnschreiben der EU-Kommission von 2001 ist Österreich seinen Verpflichtungen nicht nach­gekommen. Seit 2003 liegt bereits eine Klage vor, das heißt, Österreich muss handeln. Das ist die Devise. Wenn wir schon Vollmitglied sind, sind wir auch verpflichtet, ent­sprechend Verantwortung mitzutragen.

Die neun Punkte der neuen Regelung sind: Risikobewertung, zehn Jahre Befristung, Überprüfung, Kennzeichnung, Überwachung, Registerführung, Inverkehrbringen, For­schung, verbesserte Transparenz.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Offene Fragen gibt es auch. Was ist mit der Ernährung? Offene Fragen der Umwelt, Abstimmung mit den Nachbarn, Pufferzonen, Fruchtwechsel, Pollenbarriere und unterschiedlicher Blühzeitpunkt?

In Österreich haben wir bereits 280 000 Hektar Ökoflächen in 2 300 Gemeinden. Jetzt ist die Frage, wie weit es möglich ist, dass wir in Österreich bei der klein strukturierten Landwirtschaft das überhaupt verkraften. In England beträgt die Durchschnittsgröße von landwirtschaftlichen Betrieben 68 Hektar, in Österreich 17 Hektar, da wird es schon schwieriger. Wie schaut es denn in Griechenland bei 4,5 Hektar aus?

In Artikel 95 EU-Vertrag ist die Freisetzungsrichtlinie genau geregelt, in Artikel 164 auch das Umweltziel. Daher offen: Wie schaut ein Gentechnik-Führerschein aus? Über die Leute, die mit Gentechnik umgehen, die Freisetzung betreiben wollen, wird man


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite