Bundesrat Stenographisches Protokoll 714. Sitzung / Seite 167

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Eine wesentliche Forderung seitens der Kinderfreunde ist die Einführung des Vater­schutzmonats. Ich finde diese Idee sehr gut, und daher steht auch die SPÖ hinter dieser Idee, denn so haben Väter und Mütter die Möglichkeit, sich auf die neue Familiensituation einzustellen. Und da stimme ich Kollegin Gansterer nicht zu, wenn sie sagt, bei den Vätern geht es nicht um die Quantität, sondern um die Qualität. Meines Erachtens reicht es nicht aus, dass Väter zwei oder drei Stunden zur Verfü­gung haben, um mit ihren Kindern zu spielen. Wenn die Männer arbeiten gehen und dann spät nach Hause kommen, wird nicht die Möglichkeit sein ... (Zwischenruf der Bundesrätin Gansterer.) – Legen Sie Ihr neugeborenes Kind um 22 Uhr nieder? (Bundesrätin Gansterer: Oft, oft!) Oft! Okay, dann sind Sie vielleicht die rühmliche Ausnahme, aber das stimmt sicherlich nicht!

Meines Erachtens können Väter Erfahrungen sammeln, wenn sie im Sinne der Gleich­berechtigung einen angemessenen Teil der Betreuungsarbeiten übernehmen.

Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich glaube auch nicht, dass man Männer dazu ermutigen kann, die Väterkarenz in Anspruch zu nehmen, wenn ich mir die derzeitige Arbeits­markt­situation ansehe, noch dazu, wo der Kündigungsschutz für Väter drastisch vermindert wurde. Die gespannte Arbeitsmarktlage verhindert meines Erachtens die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und verstärkt umso mehr die traditionelle Ge­schlechterrolle. Es bedarf noch gewaltiger Anstrengungen, dass es in den nächsten Jahren dazu kommt, dass noch mehr Väter die Karenz in Anspruch nehmen. Aber wir werden nicht aufgeben und konstruktiv daran mitarbeiten, dass es zu einer gleich­berechtigten Aufteilung von Betreuungsarbeiten kommt. Wir werden daher dieser Änderung zustimmen, aber nur mit dem Beisatz, dass das nur die Basis und die Ausgangslage sein kann. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

19.28

 


Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Kerschbaum. – Bitte.

 


19.28

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kollegin Gansterer! Es war ja hervor­ragend, dass du vorher herausgegangen bist und alles schon einmal angeschnitten hast, jetzt brauche ich nur mehr darauf einzugehen.

Erklär mir bitte: Warum ist für dich das Wort „Vaterschutzmonat“ so komisch, und warum braucht der Vater keinen Schutz, wenn es gleichzeitig Mutterschutzwochen gibt? Also ich weiß nicht, warum die Mutter einen Schutz braucht ... (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja, schon, aber der Vater könnte das auch übernehmen, ich finde das nicht so abwegig. (Zwischenruf der Bundesrätin Gansterer.) Das ist mir schon klar, dass er nicht schwanger werden kann, aber warum ist „Vaterschutzmonat“ so abwegig, wenn es Mutterschutzwochen gibt? (Bundesrat Mag. Himmer: Es ist schon ein Stress, der Vaterschutzmonat!) Ja, es ist schon Stress, genau! Vielleicht könnt ihr euch das noch parteiintern ausmachen.

Des Weiteren verstehe ich auch nicht, warum es so abwegig ist, dass beide Elternteile gleichzeitig die Karenz in Anspruch nehmen. Das heißt ja nicht, dass beide Elternteile zwei Jahre lang Vollzeit zu Hause sind, sondern das heißt, dass sie sich einfach die Karenzzeit aufteilen können, und das wäre doch nicht ... (Zwischenruf der Bundesrätin Gansterer.) – Ja, aber warum können sie nicht gleichzeitig in Teilzeitkarenz gehen? Das würde ja nicht mehr kosten, das wäre nur eine weitere Wahlmöglichkeit für die Familien. (Bundesrätin Gansterer: Es ist ein Unterschied, ob ich sage, beide gleich­zeitig, oder ob ich sage ...!) Ja, aber sie können trotzdem beide gleichzeitig in Karenz gehen, dann wäre es auch aufgeteilt, und es gibt ja trotzdem nur zwei Jahre Karenz


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