Bundesrat Stenographisches Protokoll 717. Sitzung / Seite 210

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Glockenzeichen. – Bundesrat Schennach – in Richtung ÖVP –: Ihr müsst ein bisschen leiser sein, der Präsident ist schon zornig!)

 


10.51

Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Ich erspare mir, das Instrumentarium der tatsächlichen Berichtigung heranzuziehen, wobei ich es schon für bemerkenswert halte, dass, wenn gestern augenscheinlich ein Kollege von den Sozialdemokraten nicht gewusst hat, was eine tatsächliche Berichtigung ist, dann heute ein Kollege von der Volkspartei beson­ders ausgiebig darüber belehrt wird, was eine tatsächliche Berichtigung ist. (Beifall bei Bundesräten der ÖVP. – Bundesrat Boden: Da war aber schon ein Unterschied!)

Wie auch immer. Wir haben heute von Herrn Professor Konecny – er ist jetzt leider wieder nicht im Saal – eine kleine Geschichtsstunde bekommen, und zwar darüber, wie sich das Wahlrecht, insbesondere im Bundesrat, entwickelt hat. Er hat das auch sehr ausführlich begründet. Trotzdem bleibt die Frage offen, aus welchem Grund etwa Wiens 12 Bundesrätinnen und Bundesräte (Bundesrätin Haselbach: 11!) statt indirekt nicht auch gleich direkt gewählt werden können. Also dass die Zahl 12 etwas darüber besagen soll, ob direkt oder indirekt gewählt werden könnte (Bundesrat Boden: Da ist aber kein Zusammenhang!), da, muss ich sagen, gibt es eigentlich keinen Zusam­menhang. (Ruf bei der SPÖ: Das verstehe ich jetzt aber nicht!) Man könnte die gleiche Zahl von Bundesräten für die einzelnen Bundesländer selbstverständlich auch mit einer Direktwahl erreichen.

Der nächste Punkt, der ebenfalls angesprochen wurde – und das hat mich gefreut, denn das war sehr ehrlich, und dieser Ehrlichkeit möchte ich mich anschließen –, war, dass Professor Konecny gesagt hat, dass der Umstand, dass die Sozialdemokratie auf Bundesebene in der gegenwärtigen Rolle ist, mit zu wenig Zustimmung zusam­menhänge. Keine Frage! Ich stehe auch nicht an, zu sagen, dass das in Wien mit zu wenig Zustimmung für die Volkspartei zusammenhängt, kann jedoch nicht erkennen, warum bei der Erwähnung dessen, dass die Volkspartei in Wien in der Minderheit ist, hämisches Gelächter ausbricht, Sie aber die Minderheit, in der Sie auf Bundesebene sind, nicht so lustig finden. Das wiederum finden wir lustiger! Aber wo jetzt da sozu­sagen der Anlass zur Häme ist, ist für mich nicht nachvollziehbar. (Bundesrat Boden: ... Prozente! – Bundesrat Kraml: Nachrechnen! – Bundesrat Schennach: Point of view, Herr Kollege!)

Viel wesentlicher ist – und das wollte ich auch noch anführen –: Dieser Wandel ist schon bemerkenswert – und da sehe ich durchaus eine Entwicklung im Demo­kratie­verständnis der Sozialdemokratie, denn die Selbstverständlichkeit, mit der heute aner­kannt wird, dass die Volkspartei regiert, dass die Volkspartei mit den Freiheitlichen regiert und dass das auch demokratisch ist, war nicht immer gegeben! Dieselben Sozial­demokraten haben noch im Jahre 2000 in Frage gestellt, ob eine parlamen­tarische Mehrheit im Nationalrat und im Bundesrat dafür ausreichend ist, dass zwei Fraktionen miteinander eine Regierung bilden dürfen, ob das demokratiepolitisch er­laubt sei.

Und damals hat es ähnlich lächerliche Befragungen der Bevölkerung gegeben wie jetzt jene bezüglich der ÖH, welche Kollege Schnider gerade dargestellt hat. Auch damals hat man auf Grund irgendwelcher Befragungen behauptet, dass die Österreicher diese Bundesregierung eigentlich gar nicht wollten, diese Bundesregierung gegen den Willen der Bevölkerung gebildet worden sei. – Wir alle wissen, wie die darauf folgenden Wah­len ausgegangen sind.

Daher noch ein letzter Punkt, weshalb ich glaube, dass wir alle sehr gelassen bleiben können, wie auch immer dieses Wahlrecht neu geregelt wird beziehungsweise worden


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