Bundesrat Stenographisches Protokoll 722. Sitzung / Seite 83

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Präsident Mag. Georg Pehm: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Fraunschiel. – Bitte, Frau Bundesrätin.

 


18.20.00

Bundesrätin Andrea Fraunschiel (ÖVP, Burgenland): Herr Präsident! Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Bundesrates! Wichtige Eckpunkte sind fixiert, aber es ist auch Platz für wichtige Reformen. Ich glaube, darüber sind wir uns alle einig.

Wo ich nicht zustimmen kann, ist, wenn Kollegin Konrad sagt, erst die PISA-Studie habe bewirkt, dass darüber diskutiert wird. (Bundesrätin Konrad: Habe ich nicht gesagt!) – Entschuldigung, dann habe ich es falsch verstanden. (Bundesrätin Konrad: Ich habe gesagt, bei der nächsten wird wieder diskutiert werden! – Heiterkeit des Bun­desrates Konecny.) – Okay, aber es gibt sehr wohl auch die Meinung, dass erst die PISA-Studie Anlass zu Diskussionen gegeben hat; was schlicht und einfach nicht stimmt!

Frau Ministerin Gehrer hat schon im Frühjahr 2003 die Zukunftskommission eingerich­tet. Und die Internet-Plattform „klasse:zukunft“ mit ihren mehr als 500 000 Beiträgen zeigt, wie wichtig dieses Thema allen ist und wie groß die Diskussionsbereitschaft ist. Die Pisa-Studie hat natürlich auch in den Medien vermehrt zu Diskussionen geführt.

Von Schule sind wir alle betroffen, als Schüler, als Eltern, als Lehrerinnen und Lehrer, auch als Schulerhalter, wenn wir Gemeindevertreter sind. Es ist uns allen klar, dass sich die Schule den Anforderungen immer wieder anpassen muss. Gutes muss erhal­ten bleiben, wir müssen uns aber den neuen sozialen, wirtschaftlichen und unterrichts­methodischen Anforderungen anpassen.

Die Umwelt für die Kinder hat sich geändert, die Umwelt für die Lehrerinnen und Lehrer hat sich geändert. Wenn ich an die Arbeitswelt denke: Gerade für Frauen – es wird auch immer wieder die allein erziehende Mutter genannt – ist es wichtig, ihre Kinder gut betreut zu wissen. Heute wurde immer wieder von vielen Kollegen hier gesagt, dass die Ganztagsschule die beste Lösung sei.

Ich selbst kann nur sagen, in Eisenstadt bieten wir schon seit acht Jahren eine Nach­mittagsbetreuung an. Anfangs waren es 30 Kinder, inzwischen haben wir 130 Kinder. Ich sehe sehr viele Vorteile darin, dass die Kinder nicht von Montag bis Freitag in der Schule sein müssen, sondern dass sie von Montag bis Freitag in der Schule sein kön­nen, wenn es erforderlich ist. Und für mich steht die Wahlfreiheit hier an erster Stelle. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Ing. Kampl.)

Wir versuchen ganz besonders, an die Arbeitsbedingungen der Eltern anzuschließen. Es ist durchaus möglich, dass die Kinder nur einen Tag ins Tagesheim gehen, sie können auch drei Tage gehen. Wir sind flexibel innerhalb des Schuljahres, und es gibt genauso sozial abgestufte Tarife. Ich halte das für eine sehr, sehr wichtige Aufgabe.

Daher ist es meiner Ansicht nach auch eine unzulässige Verkürzung, zu sagen, die ÖVP spiele Familie und Schule immer wieder gegeneinander aus! Wir wollen vielmehr den Eltern Wahlfreiheit bieten, wir wollen den Eltern auch die Möglichkeit bieten, mit ihren Kindern gemeinsam zu lernen. Ich halte es für eine Verkürzung, Hoffnungen darauf zu wecken, dass die Kinder von acht bis fünf in der Schule sind und man dann als Elternteil mit den Kindern Freizeit genießen kann. So wird das nicht gehen! Dann werden nämlich die Schüler in der HTL nach wie vor Probleme haben.

Lernen ist ein Prozess des Wiederholens. Erstens bin ich davon überzeugt, dass Eltern auch sehr gerne mit ihren Kindern lernen. Es kommt natürlich auf die Menge an, aber Erziehung und Bildung sollen und dürfen nicht allein in der Schule stattfinden! Das ist meine Überzeugung. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

18.24

 


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