Bundesrat Stenographisches Protokoll 734. Sitzung / Seite 81

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Deshalb meine ich noch einmal, wir sollten in diesem Haus, gerade wo wir heute einen einstimmigen Beschluss fassen, nicht kryptisch über Missstände reden, die nicht vor­handen sind. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Ing. Kampl.)

14.07


Präsidentin Sissy Roth-Halvax: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Schennach. Ich erteile es ihm.

 


14.07.12

Bundesrat Stefan Schennach (Grüne, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Lieber Kollege Spiegelfeld-Schneeburg, was heißt, nicht über Missstände in Museen reden? Ich weiß nicht, was dieses fast priesterliche Vorgehen von Ihnen hier jetzt zur Sache hat.

Ich sage Ihnen einmal, was unsere Sache ist. Dem Antrag keinen Einspruch zu erhe­ben, werden wir hier unsere Zustimmung geben. – Das ist einmal das Erste.

Das Zweite ist: Wir kennen natürlich die internationalen Diskussionen, die unter Mottos gelaufen sind wie „Nofretete will nach Hause“. Sie kennen sicher die Diskussion, die Österreich betrifft, über den Federschmuck Montezumas, ich würde eher meinen, eines seiner Hohenpriester, beziehungsweise über Adele in New York. Da geht es natürlich um Rechtstitel, um große Diskussionen, die auch die UNESCO führt. Der frühere fran­zösische Kulturminister Lang war ja noch vor über zehn, 15 Jahren auf diesem Gebiet sehr federführend.

Wir müssen diese Diskussion weiterführen, auch wenn es um unterschiedliche Rechts­titel geht. Das eine sind Restitutionssachen, das andere sind grundsätzlich moralisch-ethische Diskussionen, die eine Zeit betreffen, die jetzt sozusagen nicht in dieser kur­zen überschaubaren Zeit des 20. Jahrhunderts angesiedelt ist. Darüber müssen wir weiter diskutieren.

Jetzt geht es darum, dass viele Häuser auf Grund bestimmter Begehrlichkeiten unter Schock stehen. Es gilt, innerösterreichisch den Sammlungsaustausch zu fördern, dafür zu sorgen, dass Sammlungen oder Ausstellungen überhaupt zustande kommen. Des­halb sehe ich hier kein Problem, dem Antrag zuzustimmen.

Nun aber zum Zweiten, da ich schon am Rednerpult stehe. Liebe Frau Bundesminister, ich höre immer wieder, dass es Versuche gibt, im Rahmen einer Ausstellung das so genannte Schliemann-Gold oder den so genannten Schatz des Priamos, den größten Goldschatz der Antike, nach Österreich zu bringen. Ich würde wirklich davon abraten. Der Weg dieses Schatzes des Priamos ist mehr als dubios. Wir alle wissen, dass ein wirklich übler Schatzräuber, Schatzgräber, nämlich Herr Schliemann, das ausgegraben hat, dass man dann verschiedene Summen gezahlt hat in Richtung der Türkei, dann natürlich in Richtung der Griechen, dass er dann diesen Schatz, weil er nicht wollte, dass er in Deutschland verbleibt, dem Zaren angeboten hat.

Dann kamen andere Ereignisse dazwischen. 1945 haben die Trophäen-Brigaden der sowjetischen Armee im Flakturm Zoo, und zwar im Saal N 11, diesen Schatz gefun­den, nachdem ein sehr beherzter Kustos diesen Schatz bis zum Schluss sogar gegen bewaffnete Truppen verteidigt hat. 2001 ist durch einen Zufall, weil ein Dokument nicht vernichtet wurde, die Übernahmebestätigung des Schatzes vom Herbst 1945 in Mos­kau aufgetaucht. 2001 wurde der Schatz in einem Speicher einer Brauerei bei Moskau dann auch tatsächlich gefunden. Er umfasst 8 900 einzelne Teile. Er wurde dann 2003, glaube ich, zum ersten Mal der Öffentlichkeit in einer Ausstellung wieder zugänglich gemacht.

Liebe Frau Bundesministerin, also wenn wir diesen Schatz nach Österreich holen, dann haben wir einige internationale Verfahren oder Beschlagnahmeverfahren am


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite