BundesratStenographisches Protokoll755. Sitzung / Seite 86

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Die zweite positive Auswirkung ist, dass auf diese Art und Weise, liebe Kollegen und Kolleginnen, jeder einzelnen Person, jeder einzelnen Bürgerin und jedem einzelnen Bürger der Zugang zum Menschenrechtsgerichtshof ermöglicht wird. Und gerade diese Punkte, diese wichtigen Punkte, hat bei der letzten Sitzung des Europarates in Straß­burg die deutsche Bundeskanzlerin Merkel betont. Wir haben ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Zielsetzung für ganz Europa; nämlich ein Europa zu schaffen, auf das in Zukunft aufgebaut werden kann, ein Europa im Sinne des Miteinanders, ein Europa eines positiven und friedlichen Zusammenlebens von 500 Millionen Menschen aus 27 Mitgliedstaaten.

Seit fast sechs Jahrzehnten gibt es keinen Krieg mehr auf diesem Kontinent. Wenn wir bedenken, wie viele Millionen Menschen im Ersten und im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten, muss man sagen, es ist der eine Punkt, nämlich für Frieden zu sor­gen, ein wesentlicher Punkt, durch den bewiesen wird, dass diese EU und dieser Re­formvertrag ihre Berechtigung haben.

Dazu ist es aber auch notwendig, dass dieses Europa auch ein Europa für Bürger und Bürgerinnen wird und auch ist. Ein Europa der Bürger und Bürgerinnen bedeutet aber, das gegenseitige Kennenlernen zu forcieren. Europas Reichtum liegt in der Vielfalt, und Europa ist eine Zone der sprachlich-kulturellen Vielfalt. Die verschiedenen Spra­chen und Kulturen müssen als Bereicherung Europas erkannt werden. Das Erlernen der Muttersprache ist sehr wichtig, denn gerade das Erlernen der Muttersprache hilft wesentlich dabei, eine Identität, eine Zugehörigkeit und ein Verständnis für die eigene Heimat zu entwickeln.

Darüber hinaus geht es aber auch darum, andere europäische Sprachen zu erlernen, um ein besseres Verständnis für Europa in seiner ganzen Vielfalt zu erlangen, nämlich ein Europa des Respekts, ein Europa des Vertrauens, ein Europa der Akzeptanz und gegenseitiger Achtung.

Der Weg Europas soll hin zu einer Offenheit, zu einer Lebendigkeit führen, auch zu einer Lebendigkeit der kulturellen und sprachlichen Vielfalt. Eine Sprache zu kennen bedeutet mehr als ihre Beherrschung für Kommunikationszwecke. Eine Sprache zu kennen bedeutet, andere besser kennenzulernen, andere in ihren Sprachen anzure­den, sie besser zu verstehen und Vertrauen aufzubauen. Wo Vertrauen herrscht, fühlt man sich wohl. Und wo man sich wohlfühlt, liebe Kolleginnen und Kollegen, da herrscht Frieden.

Die verschiedenen Sprachen und Kulturen sind ein Reichtum, ja sogar ein Wettbe­werbsvorteil. Deshalb sollte die Mehrsprachigkeit in diesem Europa gefordert, gefördert und genützt werden. Nur wenn Europa seine Vielfalt als eine europäische Aufgabe ver­steht, werden die Geister der Vergangenheit, die durch Nationalismus und Chauvinis­mus zerstörerisch und destruktiv in Erscheinung traten, zum Schweigen gebracht.

(Die Rednerin setzt ihre Ausführungen in slowenischer Sprache fort.)

Danke. – Hvala. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

13.57


Präsident Helmut Kritzinger: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Himmer. Ich erteile es ihm.

 


13.57.29

Bundesrat Mag. Harald Himmer (ÖVP, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Zunächst einmal nehme ich mir ganz ernsthaft vor, mich an die freiwillige Redezeitbeschränkung zu halten! (Allgemeiner Beifall.) Die Debatte, die wir hier führen, ist sehr, sehr wichtig, was natürlich rechtfertigen würde, dass wir länger reden. Aber wenn es dann dazu


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