Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 185

im Ausschuß eine Möglichkeit gegeben. Statt dessen gibt es einen negativen Ausschußbericht zu dieser Frage. In der nächsten Sitzung des Sozialausschusses im Juni wird es noch eine Möglichkeit geben, das zu ändern, und ich hoffe, daß Sie diese bescheidene Gelegenheit wahrnehmen werden, um sich wenigstens in dieser Frage ein Stück zu bewegen. (Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)

20.44

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Gatterer. - Bitte.

20.44

Abgeordnete Edeltraud Gatterer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Frauenministerin! Den Initiatoren des Frauen-Volksbegehrens muß man zugestehen, daß das Thema "Frauen" wieder ins Gespräch gebracht wurde. Ich würde wirklich gern wissen, was sich vor allem die vier jungen Damen auf der Galerie vom Frauen-Volksbegehren erwarten! (Abg. Dr. Mertel: Reden Sie mit uns - oder mit der Galerie?) Frau Kollegin Mertel! Ihre Zwischenrufe sind bekanntlich charmant! (Abg. Dr. Mertel: Sie erwarten Erziehungsgeld!)

Ich glaube, wir haben in den unzähligen Sitzungen des Unterausschusses - 34 oder 38 Stunden - erkannt - vor allem die Frauen, denn es haben sehr wenige Männer an diesen Unterausschußsitzungen teilgenommen -, wo die Probleme liegen. Wir alle wissen, nicht zuletzt von den Internationalen Frauentagen, wie groß die Unterschiede zwischen den Einkommen von Männern und Frauen sind und daß es eine gläserne Decke gibt, daß also fast keine Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Diese Problem haben wir gemeinsam erkannt.

Die Gespräche mit den Expertinnen und Experten haben gezeigt, daß die Wege in Richtung Lösung dieser Probleme sehr unterschiedlich sein können. Auch die Experten waren sich nicht einig, wie man diese Probleme lösen kann, um gemeinsam für die Frauen zu einer guten Lösung zu kommen.

Einige Punkte des Frauen-Volksbegehrens wurden inzwischen umgesetzt. Und wenn Kollege Öllinger zum Beispiel die Möglichkeit, daß sich geringfügig Beschäftigte selbst versichern können, als schlechte Lösung ansieht, dann muß ich sagen: Diese sogenannte schlechte Lösung, Kollege Öllinger, ist für viele Frauen wichtig, denen einige Jahre zur Pension fehlen, eben weil die ÖVP-Forderung, daß Kindererziehung auch pensionsbegründend sein soll und daß es einen Versorgungsausgleich geben soll, nicht richtig eingeschätzt wurde. Daher ist es für viele Frauen immer noch notwendig, sich über diese Möglichkeit der Versicherung bei geringfügiger Beschäftigung wenigstens einige Jahre zu erwerben. Ich glaube, das sollte man nicht außer acht lassen, und deswegen ist das wirklich als frauenfreundliche Maßnahme zu bezeichnen. Ich hoffe, daß sie uns Frauen lange erhalten bleibt.

Auch der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen ist positiv. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekennen sich alle Frauen. Wir könnten uns auch vorstellen, daß mehr als 600 Millionen Schilling dafür aufgewendet werden. In diesem Zusammenhang muß auch betont werden - Kollegin Bauer hat das andiskutiert, denn Niederösterreich ist ein sehr gutes Beispiel dafür -, daß man nicht immer nur an die staatliche Kinderbetreuung denken darf. Vielmehr müssen wir versuchen, auch neue Formen von Kinderbetreuung zu finden. Das Berufsbild der Tagesmutter, das wir einfordern, ist ein ganz wichtiger Schritt dazu. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte ganz kurz einige Ziele der ÖVP noch einmal unterstreichen und bewußt machen. Das wichtigste Ziel ist die Schaffung des Bewußtseins, daß Frauen - wie Ministerin Gehrer gesagt hat - gefördert und Männer gefordert werden müssen.

Ein zweites wichtiges Ziel für die ÖVP ist, daß Frauen das Recht haben müssen, auszuwählen, für welches Lebensmodell sie sich entscheiden. Es kann und darf kein aufgesetztes Lebensmodell für Frauen geben. - Das ist ein zweites wichtiges Prinzip der ÖVP, von dem ich meine, daß es ein Grundrecht ist, das wir den Frauen erhalten sollten. (Beifall bei der ÖVP.)

Das dritte Prinzip der ÖVP besagt, daß wir bei allen Forderungen für Frauen die Balance zwischen Schutz der Frauen und Hürde für Frauen halten müssen. Ich glaube, gerade in


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