Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 116

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sowie werteinsichtig zu urteilen und zu handeln, und zwar durch die Vermittlung und Reflexion verschiedener gesellschaftlicher Normen und Werte.

Ich meine damit die unterschiedlichen Positionen, die der Mensch im gesellschaftlichen Netzwerk innehat: der Mensch als Individuum selbst; der Mensch in der Beziehung zum Du, also zum anderen; der Mensch als Teil einer Familie oder einer Lebensgemeinschaft; der Mensch als Teil der Gesellschaft; der Mensch als kulturelles Wesen oder der Mensch in der Natur, in der Mitwelt überhaupt.

Nochmals: Wir haben eine positive Einstellung zum Ethikunterricht, wir sagen ein absolutes Ja dazu. Dieser soll auf freiwilliger Basis und, wie ich bereits gesagt habe, nach Möglichkeit im Rahmen eines Freigegenstandes oder einer unverbindlichen Übung erfolgen, damit wirklich jeder Jugendliche, der Interesse an dieser Zusatzinformation hat, diese Möglichkeit auch wahrnehmen kann. Darüber sollten an der Schule Schüler, Lehrer und Eltern entscheiden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.38

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Khol. Gleiche Redezeit. – Bitte.

17.38

Abgeordneter Dr. Andreas Khol (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Problem ist bekannt: Der Religionsunterricht trifft nur jene Schüler, die einer Konfession angehören, die Religionsunterricht an der Schule haben. Die Zahl der Konfessionslosen steigt. Es gibt eine Prognose, die besagt, daß im Jahre 2010 an die 40 Prozent der Schüler konfessionslos sein werden.

Das bringt das Problem mit sich, daß ein Teil der Kinder Religionsunterricht hat und ein Teil der Kinder keinen Religionsunterricht hat. Daher gibt es ernsthafte Überlegungen, wie man den Zielparagraphen unserer Schulgesetzgebung, nämlich das Wertenlernen, auch für Kinder, die nicht in den Genuß des Religionsunterrichtes kommen, erfüllen kann.

Frau Ministerin Gehrer hat in diesem Zusammenhang acht Schulversuche im gesamten Bundesgebiet gestartet. Die Ergebnisse dieser Schulversuche sind abzuwarten. Meine Meinung, die eine bewundernswerte Beschleunigung in der Willensbildung des Liberalen Forums hervorgerufen hat, wofür ich sogar dankbar bin – ohne Ätze, Frau Kollegin Schaffenrath –, habe ich in der "Kathpress" wörtlich gesagt. Damit ich Ihre Verwirrungen behebe, lese ich sie jetzt vor:

"Khol: Für Pflichtfach ,Religionen, Kulturen und Werte‘. Für ,eine ernsthafte Auseinandersetzung‘ mit der Frage eines Schulpflichtfaches, das sich mit ,Religionen, Kulturen und Werten‘ befassen soll, hat sich ÖVP-Klubobmann Abg. z. NR Dr. Andreas Khol ausgesprochen. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Parlament, bei der der Österreichische Kartellverband (ÖCV) sein Bildungskonzept präsentierte, äußerte Khol seine persönliche Meinung, ein solches Fach solle kein ,Blabla-Fach sein‘, sondern der Wissens- und Wertevermittlung dienen. Es dürfe auch keine Konkurrenz zum konfessionellen Religionsunterricht darstellen.

Ausgehend von der Prognose, daß im Jahre 2010 rund 40 Prozent der Schüler ohne Religionsbekenntnis sein werden, sei es aber Aufgabe des Bildungssystems, auch diesen Schülern, die sich vom konfessionellen Religionsunterricht abgemeldet haben, Grundwerte zu vermitteln, betonte Khol. Es gebe bereits vielversprechende Schulversuche in diese Richtung, deren Ergebnisse man abwarten müsse."

Ich glaube, damit ist alles gesagt: ein Pflichtfach; keine Konkurrenz zum konfessionellen Religionsunterricht. Die Inhalte decken sich mit dem, was auch im Antrag der Liberalen enthalten ist, also kundliche Elemente, Religionen und Kulturen, aber auch das Wertenlernen – ein ganz wichtiges Lehrziel.

Hauptadressat, Frau Kollegin Schaffenrath, sind meiner Meinung nach die Konfessionslosen, die ein Recht darauf haben, Unterricht im Sinne des Zielparagraphen zu erhalten. (Abg. Schaf


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