Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 117

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fenrath: Aber, Herr Kollege ...) Natürlich weiß ich, daß sich Schüler in unterschiedlicher Weise vom konfessionellen Unterricht abmelden – nach der Pflichtschule; in der Pflichtschule sind es ganz wenig, unter zwei Prozent. In der AHS und der BHS ist es regional verschieden. Da meine ich, daß dann, wenn es ein Pflichtfach sein wird, die Schüler, die sich vom konfessionellen Religionsunterricht abmelden, an diesem Pflichtfach "Religionen, Kulturen und Werte" teilnehmen werden. Aber die Zielgruppe sind nicht die Abgemeldeten – das wollte ich zum Ausdruck bringen –, sondern die Konfessionslosen, die auch werten lernen sollten. (Abg. Schaffenrath: Das kommt aufs gleiche hinaus!)

Wir sind nicht für die Fristsetzung. Ich habe das auch bereits in meiner Aussendung am 2. Juli zum Ausdruck gebracht, weil ich der Meinung bin, es gibt diese acht Schulversuche; diese acht Schulversuche werden begleitet. Frau Abgeordnete Brinek hat beispielsweise in einer Arbeitsgemeinschaft bereits Zwischenergebnisse, was den Lehrplan, die Lehrmethoden und die Lehrer betrifft, evaluiert. Ich glaube, daß wir weiterhin das Ergebnis der Schulversuche abzuwarten haben, und ich bin völlig der Meinung von Frau Ministerin Gehrer, daß wir diese ein, zwei Jahre noch verstreichen lassen sollten. Das Problem ist nicht so dringlich.

Ich habe gesagt, im Jahre 2010 kommt die Zeit, in der es sehr viele Konfessionslose geben wird, sodaß es notwendig ist, dann in aller Ruhe und im Konsens diese Verwirklichung des Zielparagraphen unseres Schulunterrichtsgesetzes in die Wege zu leiten.

Ich hoffe, daß dieser Zielparagraph des Schulunterrichtsgesetzes, den das Liberale Forum eigentlich streichen beziehungsweise ändern (Abg. Schaffenrath: Nein! Ergänzen!) und ergänzen will – das Religiöse soll entfallen –, dann noch weiter bestehen wird. (Beifall bei der ÖVP.)

17.44

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Stadler. – Bitte.

17.44

Abgeordneter Mag. Johann Ewald Stadler (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Konrad Paul Liessmann hat zum Thema Ethikunterricht folgendes geschrieben: Daß Tugend lehrbar sei, war eine der folgenreichsten Fehleinschätzungen der antiken Philosophie. Betrachtet man die jüngsten Debatten über die Einführung eines sogenannten Ethikunterrichts an Österreichs Schulen, so könnte man glauben, daß manche alles daran setzen, diesen Irrtum zu wiederholen.

Dann schreibt er weiter: Daß nach dem Vorschlag der zuständigen Ministerin ein kurzer Lehrgang an einem pädagogischen Institut zum Unterrichten der Ethik befähigen soll, läßt ohnehin das Schlimmste befürchten. Mehr als ein moralinsaurer Gesinnungsunterricht wird dabei wohl nicht herauskommen. – Zitatende.

Meine Damen und Herren! Herr Liessmann hat das nicht jetzt geschrieben, sondern das ist bereits im Juni 1997 im "Standard" nachzulesen gewesen. So lange ist es schon her, daß die Frau Ministerin mit dieser Idee schwanger geht – obwohl sie es jetzt abstreitet –, daß die Frau Ministerin – so wie übrigens der Kollege Khol, der es jetzt auch abstreitet – mit dieser Idee kokettiert, weil diese Idee am linken Rand der Österreichischen Volkspartei – denn man fürchtet, das Liberale Forum zu verlieren – natürlich populär ist. Das ist dem ÖVP-Klubobmann heute peinlich, aber es ist so. Deswegen besteht eine gewisse Rivalität in dieser Frage – Frau Kollegin Schaffenrath, da haben Sie völlig recht –, weil die ÖVP nicht so recht weiß, auf welche Seite sie jetzt fallen soll. Soll sie sozusagen auf Ihre Seite fallen oder soll sie auf unsere Seite fallen?

Wir Freiheitliche haben an sich festgelegt, wie wir uns zu dieser Frage verhalten. – Ich weiß, Sie auch. – Wir haben im Parteiprogramm ganz klar gesagt: Für uns kommt ein Ethikunterricht als Ersatz für konfessionellen Religionsunterricht nicht in Frage! – Dabei bleibe ich auch, meine Damen und Herren. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Dabei bleibe ich, Kollegin Schaffenrath, weil ich nicht haben möchte, daß ein über 2 000 Jahre entwickeltes moralisches, ethisches Gebäude, auf einer religiösen Haltung und Konfession basierend, durch irgendeine nebulose, von Sittenwächtern und irgendwelchen Moralkommissaren in irgendeinem Ministerium entwickelte Ethik ersetzt wird. Wissen Sie: Die Ethik, die wir


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