Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 170

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Mit der Einführung der verbindlichen Übung lebende Fremdsprache in der ersten und zweiten Schulstufe machen wir meines Erachtens ebenfalls einen sehr mutigen Schritt. Wir von seiten der Sozialdemokraten begrüßen das! Eine lebende Fremdsprache wird dabei integrativ in spielerisch-kommunikativer Form vermittelt, sei es im täglichen Morgenkreis, sei es im Bereich Musikerziehung, sei es im Bereich der bildnerischen Erziehung, der Werkerziehung. Es bieten sich zahllose Möglichkeiten an, eine zweite Sprache in das Unterrichtsgeschehen einfließen zu lassen, und zwar ohne Vokabellernen, ohne Angst vor Grammatik, Schularbeit oder Test, aber mit der Zuversicht, das Gefühl für eine zweite Sprache zu erfahren und eine zweite Sprache in spielerischer Form zu erlernen.

Keine Frage, daß Lehreraus- und Fortbildung ganz besonders gefordert sind, keine Frage, daß die Bereitschaft und das Engagement der Schulaufsicht ebenfalls ganz besonders gefordert sein werden.

Zum Schluß kommend möchte ich Ihnen, Frau Bundesministerin, danke sagen, danke unserem Koalitionspartner, danke auch für die Geduld und Zuversicht der Beamten Ihres Hauses. Diese Gesetzesmaterie zu erarbeiten war mühsam, aber es war ein sehr fairer und offener Gedankenaustausch. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

19.57

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte.

19.57

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Werter Herr Präsident! Werte Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ja fast schade, daß ich an diesem Unterrichtsausschuß nicht teilnehmen konnte, weil da einiges in der Luft liegt, aber ich fürchte, auch der Unterrichtsausschuß hätte mich von der quälenden Frage nicht befreit, was die Argumente sind, die Kollegen Höchtl noch immer bewegen, außer daß er Angst hat, Angst vor Veränderung (Abg. Dr. Höchtl: Also bitte! Ich habe Angst? Ich bin ja nicht der Öllinger!), Angst davor, etwas loszulassen und sich von etwas verabschieden zu müssen, was man als unumstößliche Sicherheit über Jahrzehnte hinweg sozusagen auf den Thron gestellt hat.

Was sind die Argumente, Herr Kollege Höchtl, die Sie noch immer dazu bewegen, die Ziffernnote in den Himmel zu erheben? (Abg. Dr. Höchtl: Die größte Klarheit im Ausdruck!) Ich meine, es geht gar nicht um die Ziffernnote allein – nicht nur bei Ihnen –, es geht um ein Monument und um Ihre Angst. Es geht aber wirklich nicht um die Ziffernnote allein, denn selbstverständlich könnte man darüber streiten, ob man beispielsweise aufsteigen kann, auch wenn man in der Ziffernnote negativ beurteilt wird. Und ich sehe überhaupt keinen Grund, warum das nicht möglich sein soll.

Denn eines, Herr Kollege Höchtl, können Sie mir nicht weismachen: daß Sie in allem so gut sind, daß Sie dazu befähigt sind, die Notwendigkeit, die Verpflichtung einzufordern von den Schülern, die es ihnen verunmöglicht (Abg. Dr. Khol: Schau einmal, wie du da wieder herauskommst!), eine Teilleistungsschwäche oder eine Schwäche in einem ganz spezifischen Bereich – zum Beispiel im sprachlichen Bereich – zu haben und trotzdem die Schule fortsetzen zu können. Denn Ihr Festhalten an der Ziffernnote als Aufstiegskriterium heißt ja nichts anderes (Abg. Mag. Kukacka: Sie sind argumentierbar!), als daß Sie noch immer von jenem universalgebildeten, humanistisch orientierten Menschen ausgehen, der seine Welt beisammen hat, der sozusagen in allen Teilbereichen gut ist und dem nichts fehlt, der sich überall zumindest ein bißchen auskennt und der alles beherrscht. Von diesem Menschenbild gehen Sie aus – und ich glaube, nicht nur im Bereich der allgemeinbildenden Schulen, sondern im besonderen auch im Bereich der berufsbildenden Schulen. (Abg. Dr. Höchtl: Der Mensch wird immer beurteilt, sein ganzes Leben lang!)

Dieses Menschenbild und diesen Zugang zur Ziffernnote müßten Sie sich abschminken. Denn selbstverständlich ist es so, daß weder Sie noch ich noch Kollegin Schaffenrath noch Kollege Antoni uns anmaßen können – und ich behaupte das auch gar nicht und Sie wahrscheinlich


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