Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 185

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ben, mit einer schlechten Note heimzukommen. Dann brauchen sie eben etwas mehr Förderung und etwas mehr Zuwendung. – So sehe ich das.

Das Schulpaket 1998 ermöglicht es, auf die verschiedenen Lernentwicklungen unserer Kinder von der Volksschule bis zum Beruf stärker einzugehen. Es spannt einen weiten Bogen: von individuellen Lernabschnitten, in denen Begabte auch einen schnelleren Weg absolvieren können, bis hin zur Integration.

Frau Schaffenrath hat schon in vielen Aussendungen unserer Ministerin Reformpopulismus vorgeworfen – meiner Ansicht nach sehr zu Unrecht. Ich denke, das kann man wirklich nicht sagen, denn in der kurzen Zeit, in der unsere Ministerin zuständig ist, ist sehr viel weitergegangen. (Beifall bei der ÖVP.) Unsere Bundesministerin hat einen geraden und zukunftsorientierten Weg für unsere Jugend eingeschlagen – mit Vernunft und mit Augenmaß. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.07

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Stippel. – Bitte.

21.07

Abgeordneter Dr. Johann Stippel (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Das Schulreformpaket, das uns heute zur Beschlußfassung vorliegt, stellt sicher kein Jahrhundertwerk dar und ist mit Sicherheit kein Meilenstein. Immerhin ist es aber ein kleiner Schritt in Richtung Fort- und Weiterentwicklung der österreichischen Schule.

Die Schule stellt einen sehr sensiblen Bereich dar, weil ganz einfach jeder von uns einmal oder sogar mehrmals in seinem Leben mit dieser Institution zu tun hatte. Daher ist es nicht verwunderlich, daß es in der Begutachtung, im Ausschuß und auch heute hier Pro und Kontra gibt. Auch ich bin nicht mit allem hundertprozentig einverstanden, was wir heute beschließen, aber das Pro überwiegt auch aus meiner Sicht; zum Beispiel, was die Volksschule der zwei Geschwindigkeiten angeht; zum Beispiel, was die Einführung des Fremdsprachenunterrichtes betrifft – wenngleich ich da auch die Forderung erhebe, daß wir danach trachten müssen, Frau Bundesminister, daß die Lehrenden wirklich entsprechend ausgebildet sind –; zum Beispiel, was die Begabtenförderung anlangt.

Es wird sicher sehr selten der Fall sein, daß – wie die Medien kritisiert haben – ein Fünfzehnjähriger zur Matura zugelassen wird. Aber da oder dort wird es in Zukunft möglich sein, daß ein Kind, daß ein junger Mensch früher, als es bisher möglich war, seine Reifeprüfung ablegen und damit seine Lebensgestaltung andere Formen annehmen kann, als das bisher der Fall war.

Ich begrüße zum Beispiel auch die Tatsache, daß der Hauptschulabschluß nachgeholt werden kann. Ich bin keineswegs der Meinung des Kollegen Schweitzer, daß wir diese Maßnahme nur setzen, um die Arbeitslosenzahlen zu beschönigen. Vielmehr wird damit Menschen in einer kritischen Lebensphase die Chance gegeben, Bildungsinhalte nachzuholen, sich besser zu qualifizieren und es daher später in der Arbeitswelt leichter zu haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

 

Meine sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Ich hätte mit Ihnen gerne über manche Punkte diskutiert, die Sie in Ihrer "Pressestunde" angeschnitten haben, aber leider geht meine Redezeit zu Ende. Eines muß ich jedoch noch ansprechen, nämlich die Frage der gemeinsamen Schule der 10- bis 14jährigen. Klarerweise haben Sie sich in eine bestimmte Richtung ausgesprochen, aber ich frage Sie: Haben wir in Österreich nicht bereits diese gemeinsame Schule? – Sie ist im Bereich der 6- bis 10jährigen, in der Volksschule, unbestritten. Wir finden sie de facto auch bei den 10- bis 14jährigen bereits vor, und zwar dort, wo zum Beispiel in bestimmten Wiener Gemeindebezirken 80 bis 85 Prozent der Volksschulabgänger gemeinsam in der Unterstufe des Gymnasiums sitzen, und dort, wo in manchen ländlichen Hauptschulen bis zu 100 Prozent der Volksschüler gemeinsam die Hauptschule besuchen.

Wir würden uns so manches ersparen – das haben Sie auch schon angeschnitten –, nämlich den Unsinn des Repetierens auch in Gegenständen, in denen ein Schüler bereits positiv abgeschnitten hat. Wir verschwenden damit menschliche Talente. (Beifall bei der SPÖ.)


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