Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 176. Sitzung / 111

Parnigoni, Sie wissen, daß wir das nicht wollen. Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu diskutieren, indem wir einander quasi bewußt mißverstehen. Dafür werden wir beide zu hoch bezahlt für das, was wir hier tun.

Ich meine, es wäre angemessen, eine sachliche Diskussion darüber zu führen, welche Qualitätsstandards die ÖBB erfüllen müssen, wenn sie aus Steuergeld auch in Zukunft noch etwas haben wollen, und das werden wir erst sehen. (Zwischenruf des Abg. Parnigoni.) Bisher ist es nicht gemacht, und ich bin auch nicht zuversichtlich, daß es gemacht wird.

Diese Diskussion stellt aber eine Gelegenheit dar, das wieder einmal herauszustreichen und darauf zu dringen, daß das endlich gemacht wird. Es gibt Möglichkeiten, sie müssen nur genutzt werden! – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

15.26

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Kammerlander. – Bitte.

15.26

Abgeordnete Mag. Doris Kammerlander (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Auch ich kann den Beweis dafür antreten, ständige Bahnfahrerin zu sein. Aber, Herr Parnigoni, ich kann Ihnen auch zugleich die rote Karte zeigen dafür, was Sie ausgeführt haben. Denn Sie haben sich dahin gehend disqualifiziert, daß man gemerkt hat, daß Sie offensichtlich nicht Bahnfahrer sind oder zumindest nicht ständig kontinuierlicher Bahnfahrer. Ich sage Ihnen folgendes: Wenn man fünf Jahre lang mindestens einmal in der Woche zwischen Wien und Graz hin- und herfährt und mehrmals in der Woche in ganz Österreich herumfährt, dann hilft einem all das, was jetzt angeblich als Angebot in bezug auf die Grüne Bank kommt, überhaupt nichts. Darauf möchte ich dann noch näher eingehen.

Aber eines vor allem möchte ich Ihnen am Anfang sagen: Vor allem hier im Osten Österreichs können wir uns zu Recht als Opfer der Rationalisierungen und Einsparungen der letzten Jahre bezeichnen, denn die Qualität des Bahnfahrens hat rapide abgenommen, vor allem im Osten. Ich habe es eigentlich satt, mit Zügen zu fahren, die zu spät kommen, die im Winter nicht geheizt sind, die so dreckig sind, daß man nicht mehr aus dem Fenster hinaussieht, wo die Toiletten nicht funktionieren, wo es keinen Speisewagen gibt, wo nichts, absolut nichts funktioniert! Ich bin aber darauf angewiesen, damit zu fahren, und im übrigen zahle ich gleich viel wie jene, die im Westen mit guten Garnituren, mit modern ausgestatteten Garnituren fahren, und habe überhaupt kein Service. Nichts bitte! (Beifall bei den Grünen.)

Eigentlich müßten wir eine Debatte darüber führen, wieviel überhaupt jemandem zumutbar ist, daß er noch in einen Zug einsteigt. Aber wir führen eine Debatte darüber – und Sie versuchen da irgendwie so eine scheinheilige Debatte zu führen –, was nun statt der Grünen Bank kommt. Das letzte an Service, das ich gehabt habe als gestreßter Mensch – und da gibt es sicher viele –, wird nun auch abgeschafft! Ich rede auch mit Menschen, die beruflich viel mit der Bahn fahren. Ich habe keine Zeit, mich bei einem Bahnschalter anzustellen. (Abg. Parnigoni: Brauchen Sie auch nicht!) Ich habe oft kein Bargeld in der Tasche. Ich kann nicht mit der Scheckkarte beim Schaffner zahlen, also habe ich eine Grüne Bank gehabt. (Abg. Parnigoni: Jetzt haben Sie einen "Städtescheck!) Jetzt soll ich einen "Städtescheck" lösen. Ja, aber ich fahre nicht immer zwischen Wien und Graz, ich fahre manchmal von Salzburg nach Linz und von Linz nach Graz und so weiter. Das stammt doch bitte alles von Gehirnen von Menschen, die nicht Bahn fahren. Und ich habe das wirklich satt! (Zwischenruf der Abg. Ing. Langthaler.)

Schauen Sie sich diese Karte an (die Rednerin zeigt eine Chipkarte), diese hat einen Magnetstreifen hinten drauf. Wenn Sie schon nicht auf die altertümliche Art vorgehen wollen mit Ausfüllen, dann möchte ich Sie darauf hinweisen, daß der Schaffner einen Computer, einen Minicomputer hat. Diese Karte hat einen Magnetstreifen. Dann rüsten Sie das eben um, damit er von dieser Karte abbuchen kann. Wäre das zeitgemäß? Wäre es zeitgemäß, wenn solche Karten ausgestellt würden mit Unterschrift, mit Photo und Magnetstreifen? Dieses Angebot habe ich bis heute nicht von den ÖBB gehört! Da werden letztendlich völlig fadenscheinige Argumente vorgebracht. Es ist gesagt worden, es geht um die Einsparung von Personal.


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