Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 180. Sitzung / 47

gierde groß, als ich sah, daß es knapp davor, in einem Ort namens "Baldwin City" – wir würden sagen, in einem Dorf –, auch eine "university" gab! Ich habe mir einmal gedacht: Was machen denn die dort bloß? – Das war eigentlich nichts anderes als eine Mittelschule für "undergraduates", für das, was ein Bakkalaureat ist. – Diese Etikettenfälschung und Verwässerung wird jetzt auch bei uns mit diesen Privatuniversitäten betrieben.

Herr Kollege Lukesch! Natürlich sind wir Freiheitlichen für Privatuniversitäten, aber für echte Universitäten, die parallele Einrichtungen zu den staatlichen Universitäten darstellen, und nicht für irgendwelche Filialen – mir will hiezu ja nicht unbedingt gerade der Name "Webster University" einfallen. Aber genau das ist in diesem Gesetz klar spürbar: daß es ein Maßnahmengesetz für amerikanische Filialen ist. (Abg. Schwarzenberger: Der Haider hält so viel von den amerikanischen Universitäten!)

Denn wie – um den letzten Punkt zu erwähnen – erklären Sie sich sonst, daß an einer österreichischen Privatuniversität mit Sitz in Österreich, mit österreichischem Personal, mit österreichischen Studierenden – zumindest überwiegend! – Prüfungen abgelegt und akademische Grade erworben werden können, die ausländischen Prüfungen und akademischen Graden gleichzusetzen sind? – Ja, was soll denn das?! (Abg. Dr. Lukesch: Zum Schutz der Gleichwertigkeit, ganz einfach!) Ja, eben! Genau! Danke, Herr Kollege Lukesch, denn damit geben Sie zu, daß diese Universitäten keine Universitäten sind, weil Sie sie sozusagen vor den echten offenkundig schützen müssen. Anders ist das nicht zu verstehen, außer es ist etwas stehengeblieben.

Herr Minister! Ich möchte mit etwas Konstruktivem enden; das habe ich auch im Ausschuß schon so formuliert. Herr Bundesminister, tragen Sie mit Ihrer Aufsichtspflicht hinsichtlich der Studienpläne dafür Sorge, daß die Studienpläne so gestaltet sind, daß Magister-Studien wirklich in vier Jahren absolviert werden können, etwa, indem Sie den Fakultäten sagen: Streicht dieses oder jenes heraus, macht weniger Prüfungen!

Wenn Sie das machen, Herr Bundesminister, brauchen wir kein dreijähriges Bakkalaureat, das vielleicht in der Praxis ohnedies vier Jahre dauert. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Lukesch: Dann macht es nicht, ganz einfach!)

11.20

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt jetzt Herr Bundesminister Dr. Einem. – Bitte, Herr Minister.

11.21

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr Dr. Caspar Einem: Herr Präsident! Hohes Haus! Vielleicht darf ich Herrn Präsidenten Dr. Brauneder gleich antworten. Herr Präsident, wenn Ihnen so sehr an der Autonomie der Universitäten gelegen ist, wie aus Ihren Worten hervorleuchtet, ist es nur mäßig konstruktiv, wenn Sie mir ansinnen, daß ich die Universitäten hinkünftig dazu bewegen soll, was sie in die Studienpläne hineinschreiben und was nicht. Ich habe eine andere Vorstellung von der Autonomie der Universitäten.

Aber ich bin gerne – um ebenfalls konstruktiv zu bleiben – dazu bereit, mich mit Ihnen über diese Frage weiter zu unterhalten. Doch so, wie Sie es mir jetzt anempfohlen haben, denke ich, würde mit Recht die Kritik geübt werden, daß der Minister versucht, in den ureigensten Bereich der Universitäten, in die Universitätsautonomie, hineinzuregieren. Das lehne ich ab!

Hohes Haus! Lassen Sie mich ganz kurz rekapitulieren, weil es heute vermutlich das letzte Mal ist, daß wir uns in dieser Legislaturperiode mit Fragen der Wissenschaftspolitik beschäftigen.

Wir haben in dieser Legislaturperiode einen, wie ich glaube, nicht unbedeutenden Schritt in Richtung Modernisierung unserer Universitäten und in Richtung Verbesserung der Qualität in Lehre und Forschung getan, und ich meine, daß sich weder das Hohe Haus noch das Wissenschaftsministerium dafür zu genieren brauchen.


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