Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 180. Sitzung / 54

angenommen haben. Ich erinnere etwa nur daran – es ging das durch alle Medien –, daß sich sogar Politiker mit sehr viel Geld im Ausland den letzten Schliff über die "flat tax" geholt haben.

Ich möchte auch das Konkurrenz-Argument entkräften. Es wird ja sicherlich nicht so sein, daß die Privatuniversitäten plötzlich derart boomen, daß sie den staatlichen Universitäten alle Studenten und Professoren entziehen. Sollte das aber der Fall sein, dann war diese Konkurrenz – umgekehrt – offenbar notwendig! – Ich finde vielmehr, daß diese Angebote ergänzende Angebote für Österreich sind, um unser Land als Wissenschaftsstandort mit einer vernetzten Gesellschaft noch mehr hervorzustreichen.

Besonders gut ist meiner Meinung nach, daß sich der Bund mit Ausnahme der notwendigen Akkreditierungskosten diesbezüglich ein Finanzierungsverbot auferlegt hat und sehe es als Vorteil, solche Bildungseinrichtungen nützen zu können, da Österreich durch Zukauf von Lehrangeboten mitunter das eine oder andere Angebot billiger stellen kann, als das sonst über eine staatliche Universität gehen könnte.

Ich bin – wie Herr Abgeordneter Posch – überzeugt davon, daß uns erst die Zukunft zeigen wird, wie sehr diese Privatuniversitäten ergänzende Angebote liefern werden – zum Wohle nicht nur der Wissenschaft in Österreich, sondern auch zum Wohle des lebensbegleitenden und lebenslangen Lernens. (Beifall bei der SPÖ.)

11.46

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Schöggl. 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

11.46

Abgeordneter Dipl.-Ing. Leopold Schöggl (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Minister! Es wurde in der heutigen Debatte gesagt, daß die Studienkommissionen ihre Arbeit eingestellt hätten, weil sie auf dieses Gesetz warten. – Herr Minister, ich denke, daß die Studienkommissionen überhaupt geneigt sind, zu warten, weil sie sich bei dieser Fülle an Änderungen in der letzten Zeit meiner Ansicht nach sagen: Warten wir doch gleich auf das nächste Gesetz! Und ich bin überzeugt davon, daß einige darauf warten werden, was Sie, wenn Sie wieder Minister werden, als nächstes aufs Tapet bringen werden, denn dann warten auch wir gleich auf die nächste Reform.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das Ziel dieses Gesetzes und des Ministeriums ist die Einführung eines dreistufigen Studiensystems. Es wird immer wieder behauptet, daß es sich hiebei um eine europäische Struktur handelt, die durch die Vergleichbarkeit der Studien Mobilität und Karrieren fördern werde. – In Wirklichkeit ist das nicht so! In Wirklichkeit sind nicht einmal die im anglikanischen Raum eingeführten dreigliedrigen Studiensysteme miteinander vergleichbar: weder was Karriereplanung und Karriereaussichten noch was die Wertigkeit der dort verliehenen akademischen Titel betrifft.

Herr Minister! Unser System ist historisch gewachsen, es ist ein zweistufiges und sehr erfolgreiches System. Wenn man nun eine Veränderung in Richtung eines dreistufigen Systems will, dann muß man den Leuten die Wahrheit sagen! Dann muß man sagen, daß wir unser historisch gewachsenes System nicht mehr für ideal halten und ein dem anglikanischen Raum angepaßtes System einführen wollen. Diesen Weg hat man aber auch konsequent zu gehen, anstatt permanent an einer bereits häufig diskutierten Materie "herumzudoktern". (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Unser Ziel muß, wie auch Professor Brauneder gesagt hat, sein, Bedingungen zu schaffen, damit die Studien in der Regelstudienzeit absolviert werden können. Dann können unsere Leute in vier bis fünf Jahren ein Regelstudium absolvieren, und dann brauchen wir diese Ausbildung, die vielfach auch als "Schmalspurausbildung" apostrophiert wird, nicht.

Wir sind der Meinung, daß auch die Kosten, vor allem was die systemimmanente permanente Prüfungssituation betrifft, noch nicht entsprechend ermittelt sind.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite