Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 180. Sitzung / 58

Abschließend vielleicht noch ein Wort zur gestrigen Aufregung, als ich mit einem Satz Herrn "Jan Hase", wie ihn Frau Petrovic dann bezeichnet hat, erwähnt habe – und dafür gescholten wurde.

Meine Damen und Herren! Ich kann mir vorstellen, daß Vater Klima seinem Sohn aus einer früheren Ehe (Abg. Dr. Mertel: Na, wunderbar!) gute Einstiegschancen in das Berufsleben geben will. Welchem Vater könnte man das verdenken! Die Karriereleiter für Jan ist aufgestellt. Er ist derzeit bei McKinsey in Wien und nicht im Ausland "zwischengelagert", um einen lukrativen staatsnahen Abteilungsleiterjob zu übernehmen. (Abg. Dr. Mertel: Wunderbar! Gratuliere!) Das sind die Fakten. Hier ist nichts zurückzunehmen. Er ist am Tag nach Absolvierung seines Studiums auf den Arbeitsmarkt gekommen.

Zum Glück kommen Leobner Absolventen auch ohne die Dreigliedrigkeit relativ rasch ins Berufsleben hinein. Sechs Monate ist, wie ich gesagt habe, die durchschnittliche Wartezeit. Die Wartezeit für "Jan Hase", wie ihn Frau Petrovic genannt hat, war null.

Das ist ein Faktum, das soll man so nehmen, wie die Fakten eben sind. Leben Sie damit oder machen Sie daraus, was Sie wollen! Erzählen Sie es ruhig der Presse! Wir halten diesbezüglich jede Recherche aus. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.03

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Ablinger. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

12.04

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Verlieren wir doch bei dieser Gesetzesvorlage nicht den Blick aufs Wesentliche. Es wird ja so getan, als ob – Kollege Grollitsch hat gerade davon gesprochen – den Universitäten etwas "aufoktroyiert" würde. Also ich weiß nicht, wie man bei ernsthaftem, seriösem Studium dieser Vorlage überhaupt zu dieser Ansicht kommen kann.

Was tun wir damit? – Es geht nicht um ein Jahrhundertgesetz bei dieser Vorlage, sondern um eine Erweiterung der Möglichkeiten für die Universitäten. Es wird den Universitäten ermöglicht, zwei- oder dreigliedrige Studien anzubieten – wenn sie das wollen. Wenn sie das für sinnvoll erachten, können sie das anbieten. Wie man da auf "oktroyieren" kommen kann, ist mir ein absolutes Rätsel.

Viele Dinge sind von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern schon gesagt worden, aber mir ist es wichtig, bei dieser Diskussion um die Arbeitsmarktchancen folgendes festzuhalten: Natürlich gibt es Studien, die sich sehr viel mehr mit der Frage des Arbeitsmarktes beschäftigen müssen als andere. Mir geht es aber darum, festzuhalten – und das hängt auch mit dieser Vorlage zusammen –, daß die Universitäten nicht nur Zubringer für den Arbeitsmarkt sind, daß sie nicht bloß für die Arbeitsmarktchancen "zurichten" sollen, sondern daß es bei den Universitäten schon auch um mehr geht.

Es geht darum, daß wir in einer Gesellschaft, in der Wissen immer mehr zu einem wichtigen Faktor wird, da wir immer mehr zu einer wissensbasierten Gesellschaft werden, junge Leute in die Lage versetzen, Wissen zu analysieren, Wissen zu synthetisieren, Wissen zu bewerten. Gerade in einer solchen Gesellschaft kommt der Frage der Persönlichkeitsbildung, der Emanzipation, der kritischen Intellektualität immer mehr Bedeutung zu, und genau das ist im Umgang mit Wissenschaft notwendig. Das heißt, die Universitäten dürfen nicht in diesen Druck kommen, nur "Zurichter" für den Arbeitsmarkt zu sein, sondern es geht um die Persönlichkeitsbildung. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, den man beachten muß, wenn man über Studiendauer und Arbeitsmarktfragen redet.

Eine letzte Bemerkung noch zur Diskussion um die "Frauen-Falle". (Zwischenruf der Abg. Motter.) Es hat eine lange Diskussion darüber gegeben: Ist das Bakkalaureat eine Frauen-Falle oder nicht? Der entscheidende Punkt dabei ist meiner Ansicht nach, daß nicht der Titel, daß nicht sozusagen der Abschluß an sich die Frauen-Falle ist, wodurch Frauen in der Wissenschaft


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite