Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 31. Sitzung / Seite 92

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– ich habe mir das aufgeschrieben –, Semperit soll in Österreich bleiben. Bleibt in Österreich, geht nicht in die Tschechoslowakei. Er hat noch immer nicht verstanden, daß es heißt: Geht in Österreich pleite oder geht in die Tschechoslowakei. Das ist das Thema, er sagt immer nur einen Halbsatz, er sagt: Bleibt in Österreich und produziert Autoreifen. Wunderbar! Bei einem internationalen Wettbewerb ist das eine Sache von ein paar Monaten, und dann heißt es: Bleibt in Österreich und geht in Österreich pleite.

Diese Starrheiten aufzubrechen, Herr Bundesminister, etwas in die Diskussion innerhalb Ihrer Fraktion einzubringen und damit die Voraussetzungen zu schaffen, daß wir eine vernünftige Wirtschaftspolitik gestalten können, das würde ich Ihnen wünschen, und dazu bekommen Sie meine Vorschußlorbeeren, dafür bekommen Sie – das verspreche ich Ihnen – ja auch mein Bemühen, das, was Sie tun und was Sie veranlassen, von zwei Seiten zu sehen und nicht nur von meiner.

Umgekehrt würde ich Sie aber bitten, daß Sie so wie Ditz und nicht wie vielleicht alle Ihrer Kollegen den einen oder anderen Vorschlag und Idee der Liberalen und der Opposition im allgemeinen mehr Aufmerksamkeit widmen als nur einem Stück Papier vom politischen Gegner, das man in den Papierkorb haut. In diesem Sinne danke ich. (Beifall beim Liberalen Forum.)

15.50

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Maderthaner. – Herr Abgeordneter! In neun Minuten ist die Dringliche aufzurufen, Sie haben also jetzt eine Redezeit von neun Minuten zur Verfügung.

15.51

Abgeordneter Ing. Leopold Maderthaner (ÖVP): Herr Präsident! Meine Herren Bundesminister! Meine Damen und Herren! Es bleibt nicht allzuviel Zeit, weil meine Vorredner ihre Zeit ausgenützt haben.

Herr Präsident Verzetnitsch ist leider nicht im Saal, ich muß aber trotzdem einige Anmerkungen machen, nachdem er kräftige Worte gegen die Wirtschaftskammer und gegen die Arbeitgeber gefunden hat.

Ich möchte erstens einmal etwas zur Lehrlingsausbildung sagen: Wir wollen keine Verschulung, denn da könnte man sie gleich in die Fachschule schicken. Wir wollen, daß die Lehrlinge auch in der Praxis etwas lernen. Das ist der Grund! (Beifall bei der ÖVP.)

Im Zusammenhang mit den älteren Arbeitslosen weise ich grundsätzlich die verallgemeinernden unqualifizierten Vorwürfe zurück, daß die Alten von den Unternehmern heimgeschickt werden. Ich möchte einmal ganz deutlich in diesem Haus feststellen: Dieses Thema der älteren Arbeitnehmer, sie nach Hause zu schicken, wenn man sie nicht mehr braucht, wurde erst durch die Sanierung der Verstaatlichten hoffähig gemacht. Wir sollten das einmal klar aussprechen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich habe mir die Mühe gemacht und nachgesehen, wie viele ältere Arbeitnehmer vor diesen Aktionen nach Hause geschickt wurden, nämlich fast überhaupt keine. Erst als man diese Sanierungsaktion der Verstaatlichten gemacht hat, ist das hoffähig gemacht worden. So ist die Geschichte! Die Gesetze wurden von Ihrer Fraktion eingebracht, nicht von uns. Man hat es begünstigt, daß ältere Arbeitnehmer nach Hause geschickt werden. Das möchte ich einmal klar und deutlich festhalten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Das ist der Punkt!)

Ich möchte auch sagen, daß die Gewerkschaft mehr Verantwortung hat, als nur höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten zu verlangen. Wenn ich mir vor Augen führe, was in Deutschland in der Autoindustrie los ist, dann braucht man sich nicht zu wundern, daß die Betriebe auswandern. Im Vorjahr hat die Gewerkschaft 6 Prozent Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich verlangt. Das belastet die Autoindustrie mit zusätzlichen 11 Prozent, und darum braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Firmen andere Standorte suchen. (Beifall bei der ÖVP.)


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