Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 53

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Erinnern wir uns an die Diskussionen, als wir auch eine Ausbildung in Englisch für Lehrlinge an Berufsschulen oder die Möglichkeit der Freifahrt für Lehrlinge forderten. Diesbezügliche Initiativen gingen von unserer Fraktion aus.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Erinnern wir uns an den letzten Plenartag im Nationalrat vor der Sommerpause. Der ursprünglich von mir und ÖGB-Präsident Verzetnitsch eingebrachte Entschließungsantrag wurde ergänzt durch Vorschläge der anderen Fraktionen und auch mehrheitlich beschlossen. Dieser Antrag fand bei Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, keine Zustimmung, und das, meine sehr verehrten Damen und Herren, obwohl Ihre Absichten vollinhaltlich Eingang in diese Entschließung gefunden haben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dies ist ein sehr ernstes Thema. Abschließend: Bemühen wir uns nochmals gemeinsam, diese sehr schwierige Situation zu meistern. Es geht, wie ich meine, um unser wichtigstes Kapital, nämlich um unsere Jugend. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP und der Grünen.)

12.05

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Moser. Ich erteile ihr das Wort.

12.05

Abgeordnete Dr. Sonja Moser (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Berufsausbildung hat in Österreich ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Ungefähr 80 Prozent der Jugendlichen treten nach Absolvierung der Pflichtschule in ein weiterführendes berufsbildendes System ein. Die Motivation für mehr Qualifikation stieg. So ging auch die Zahl der Pflichtschulabsolventen in den letzten Jahren stark zurück. 1981 waren es noch 41 Prozent, 1992 26 Prozent.

Der Grund liegt sicher in der Besonderheit des österreichischen Bildungssystems: einerseits in der Unterscheidung in vollschulische und duale Ausbildungszweige und andererseits in der Einbeziehung der Wirtschaft. Am Rande sei hier bemerkt, daß sich auch Bundesminister Hums dezidiert gegen eine Öffnung der Berufsschule für Lehrlinge ohne Lehrvertrag ausgesprochen hat, konterkariert von Landesschulratspräsidenten Dr. Scholz. Vielleicht kann sich diese Fraktion in dieser Beziehung einigen.

Ich fordere die Stärkung der Motivation der Auszubildenden und die Verbesserung des Beratungssystems. Auch die Bildungsbereitschaft muß gesichert, gefördert und optimiert werden. Möglichkeiten würden sich im Fernunterricht oder durch elektronisch unterstützte Unterrichtstechnologien ergeben.

Im Koalitionsübereinkommen formulierte die Bundesregierung eindeutige Ziele: Durch sinnvolle Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den berufsbildenden Schulen und den Polytechnischen Lehrgängen soll deren Akzeptanz erhöht werden. Besonders für Absolventen der dualen Ausbildungen von Fachschulen soll die Durchlässigkeit zu weiterführender Bildung gesichert werden.

Der wirtschaftliche Strukturwandel erfordert mehr denn je die Lehrlingsausbildung. In den meisten europäischen Ländern ist die Jugendarbeitslosigkeit längst ein Problem. In Österreich ist sie mit 5,4 Prozent noch relativ gering im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 20,8. In unserem Nachbarland Deutschland liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 8,7 Prozent, Spanien führt mit 40,8. Betrachtet man also die internationale Landschaft, haben wir kein Problem. Wir sehen auch weiterhin in Österreich die wesentliche Beschäftigungschance für Jugendliche in der Qualifikation der Ausbildung. (Beifall bei der ÖVP.)

Daß es aber Probleme gibt, davon möchte ich natürlich genauso sprechen.

Problem eins ist das Anreizsystem für Lehrstellenanbieter. Das muß überdacht werden. Oft sind es nur Details, die hemmen. Auch in diesem Fall brauchen wir eine Flexibilisierung der Arbeits


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