Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 123

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich persönlich bin der Meinung, daß eine tiefgreifende Reform im Bundesverwaltungsbereich etwas ist, das wir alle immer wieder und gerne anstreben, das aber mit Schwierigkeiten verbunden ist, die uns ja mehr als bekannt sind. Das wissen wir auch aus anderen Bereichen. In der Tat gibt es daher erfolgreiche Modelle der Ausgliederung. Man muß sich nur ansehen, wie und unter welchen Bedingungen das stattfinden soll. Aber ich glaube, daß das eine Überlegung ist, die mit Sicherheit sehr sinnvoll sein kann, wenn man sie klug und verantwortungsvoll umsetzt.

Wenn es sich herausstellt, daß im Rahmen der bestehenden Organisationsstrukturen die Rationalisierungspotentiale im großen und ganzen ausgeschöpft sind, dann muß man wirklich über den Schatten springen und über neue Veränderungsperspektiven nachdenken. Irgendwie scheint es doch so zu sein – eine grundsätzliche Erkenntnis, an der schon ganze Gesellschaftssysteme mit diversen Reformprojekten gekiefelt haben, und die Jahre 1989 und 1990 stehen dafür, daß sich letztlich herausgestellt hat, daß auch hier Reformgrenzen im Rahmen des Bestehenden gegeben sind –, daß Marktfähigkeit und Dynamik die wohl beste Garantie sind, um kostensenkend in verschiedenen Organisationseinheiten wirken zu können. Das wird letztlich auch bei dem berühmten Musical-Beispiel die zentrale Frage sein.

Wenn es Konkurrenz gibt und wenn man sich nicht mehr auf Investitionen von außen einfach verlassen kann, wenn man sich selbst um Wirtschaftlichkeit kümmern muß, wenn man eine Rücklagefähigkeit der Mittel erreichen kann und wenn das eine Motivation ist, und wenn das alles letztlich dazu führt, daß man sich nicht mehr mit ungestrafften Verwaltungen, schwierigen Genehmigungsverfahren und schwerfälligen Koordinationsgremien auseinandersetzen muß, sondern der Kostenbereich absenkbar ist und die Effizienz gesteigert wird, und wenn es letztlich in Zeiten, in denen es mit dem Budget besonders schwierig ist, dazu führt, daß man Gelder einsparen kann, daß man im Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich einsparen kann, wenn das im Endeffekt den Kunstschaffenden dient und wenn es auch dem Konsumenten dient, dann, glaube ich, sollte man ernsthaft darüber nachdenken, ob nicht Ausgliederungskonzepte im Endeffekt in eine Richtung weisen, die wirklich sinnvoll ist. Deswegen werden wir uns das jetzt einmal anhören.

Wir haben ja unter anderem auch einen Experten genannt, der diesbezüglich schon Erfahrung gesammelt hat. Wir werden uns das in aller Ruhe anschauen. Das ist keine ideologische Frage, sondern es ist ausschließlich eine Frage der Zweckmäßigkeit, der Sinnhaftigkeit: Wie verwende ich Mittel, und wie kann ich schauen, daß die Kunstschaffenden möglichst viele Mittel in knappen Zeiten zur Verfügung haben? – Das ist alles, und ich glaube, das ist eine Entwicklung, die wir auch im Kulturausschuß weiter fördern und in den Diskussionen dort berücksichtigen sollten. Dann können wir hierher zurückkehren. Und wenn wir Differenzen haben, können wir uns in einer härteren und kontroversiellen Debatte wieder damit auseinandersetzen. (Beifall bei der SPÖ und des Abg. Morak. )

17.04

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. – Sie haben eine freiwillige Redezeitbeschränkung von 5 Minuten.

17.04

Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Herr Kollege Morak meint, man müßte die Koalition wegen der Gebarung der Bundestheater oder wegen des Geldes, das die Bundestheater bekommen haben, über den grünen Klee loben, so kann ich ihm nicht ganz beipflichten. Denn wenn man sich diesen Bericht anschaut, dann sieht man, daß die negative Entwicklung eigentlich fortgesetzt wurde. Wir sehen, daß das Publikum in Scharen ausbleibt, insbesondere im Burgtheater – Herr Kollege Morak hat es schon kurz erwähnt.

Im Berichtsjahr 1992/93 betrug die Auslastung im Burgtheater im Durchschnitt 77,32 Prozent. Sie ist im Berichtsjahr weiter, nämlich auf 71,69 Prozent, gesunken. Manche Vorstellungen hatten überhaupt eine katastrophale Auslastung von nur 59,35 Prozent, "Das goldene Vlies" oder "Die Geisel": 54,96 Prozent. – Ich glaube schon, daß man das auch erwähnen muß und daß es da wirklich keinen Grund gibt, irgend etwas über den grünen Klee zu loben.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite