Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 135

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

prozeß, und zwar einerseits, damit unsere Einrichtungen ein genaueres Abbild der Gesellschaft bieten, die sie repräsentieren, andererseits jedoch auch deshalb, weil Frauen unterschiedliche Erfahrungen und neue Perspektiven einbringen werden. Dann heißt es weiters: ... verstärkte Beteiligung von Frauen in Entscheidungsorganen und Entscheidungsgremien für eine Erneuerung von Werten, Ideen, Verhaltensweisen sorgen würden, die der Gesamtheit der Gesellschaft zugute kommen.

Und weiters: Grundsätzlich kann man sagen, daß wir die Probleme unserer Gesellschaft nicht lösen werden, wenn die Hälfte dieser Gesellschaft vom Entscheidungsprozeß ausgeschlossen ist. Frauen müssen an der Gestaltung unserer Welt beteiligt werden.

Frau Ministerin! Könnten Sie bitte dem zukünftigen Herrn Bundeskanzler Klima ausrichten, er möge sich überlegen, ob er nicht eine dritte Frau in sein Team aufnimmt. Ich meine, daß wir in Österreich genügend Fachfrauen haben und er da in einem großen und weiten Teich sozusagen fischen kann. Und ich meine weiters, daß es an der Zeit wäre, daß auch er vielleicht ein Signal in diese Richtung setzt. Er hat ja noch nicht definitiv sein Team vorgestellt. Daher möchte ich diese Anregung, die für ihn bestimmt ist, Ihnen mit auf den Weg geben. (Abg. Dr. Schmidt: Notfalls finden sich auch parteifreie Frauen!) Notfalls gibt es auch parteifreie Fachfrauen, es ist auf jeden Fall ein weites Feld vorhanden.

Frau Bundesministerin Konrad! Im Namen des Liberalen Forums möchte ich Ihnen wirklich danken. Ich möchte Ihnen deswegen danken, weil Sie sich so engagiert haben in einem Bereich, in dem nicht alle Verständnis dafür haben, wo man nicht immer Lob kassiert, aber wo ich glaube, daß es wichtig ist, daß Frauen wie Sie auch in künftigen Regierungen präsent sind. – Danke. (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.03

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte. 7 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung.

18.03

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Lassen Sie mich zum Gleichbehandlungsbericht mit einem Zitat beginnen: "Berufliche Gleichstellung", heißt es da, "mit Männern verletzt nicht nur die Hierarchiegrenze der Höherwertigkeit von Männern und der Geringschätzung von Frauenarbeit, sondern stellt darüber hinaus arbeitsinhaltliche Geschlechtertrennung zur Disposition." – Ich füge hinzu: Deshalb tut sie den Männern auch so weh.

Welche Conclusio können wir daraus ziehen? Was ist damit gemeint? – Frauenpolitisch müssen wir im Sinne einer Gerechtigkeitspolitik genau dort ansetzen. Ich glaube, bisher haben wir zu sehr das Augenmerk auf die besonderen Qualitäten von Frauen gerichtet, auf ihre besondere Qualifikation und Neigungen. Ich nenne da welche, die in einem Absatz zusammengefaßt sind: Die Frauen sind tolerant, geduldig, emotional, flexibel, belastbar. Sie können gut Geschichten erzählen, Geburtstage merken, verlorene Socken wieder finden, unterhalten, chauffieren, zuhören, Ratschläge geben, das Aussehen – ihr eigenes und das ihrer Mitmenschen – verbessern und so weiter.

Das hat natürlich dazu geführt, daß wir auf die Herausbildung dieser Qualitäten so viel Augenmerk gerichtet und nicht gesehen haben, daß in ganz bestimmten Entscheidungs- und Machtbereichen andere Qualitäten besonders honoriert werden, daß sie wichtiger sind. In der öffentlichen Verwaltung zum Beispiel hat das dazu geführt, daß diese Tugenden des Zuhörens, Kommunizierens, Vorbereitens und so weiter ganz wunderbar für die zuarbeitenden Aufgaben der Frauen qualifizieren.

Die Männer kümmern sich natürlich um die wichtigen Positionen, um Entscheidungspositionen.

Carol Gilligan – sie kennen Sie wahrscheinlich, Frau Bundesministerin – hat in einer namhaften Studie nachgewiesen, daß Männer, wenn Sie von der Menschenpolitik reden, natürlich immer von der Männerpolitik reden, und daß Entscheidungsstrukturen, die Menschen meinen sollen,


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite