Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 136

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immer nur Männer berücksichtigen. Das heißt, wir müssen uns das einmal ganz genau anschauen, um Einfluß auf diesen Ebenen zu bekommen, um dann mit besseren Ergebnissen dazustehen.

Gegenwärtig gibt es im öffentlichen Dienst – das zeigt der Bericht – mehr Vertragsbedienstete als Beamtinnen, was schon angesprochen wurde, und mehr Männer in Führungspositionen. Wenn wir also nicht wollen, daß Frauen weiterhin in der Entscheidungsaufbereitungsarbeit dominieren, während das Entscheiden selbst und die Machtposition bei den Männern liegt, dann, meine ich, müssen wir vor allem in der Personalvertretung, in der Gewerkschaft, bei den Gleichbehandlungsbeauftragten mit einem sehr intensiven Motivations- und Mobilisierungsprogramm beginnen. Gleichstellungspolitik als Gerechtigkeitspolitik in diesem Sinne, nämlich teilhaben können an Machtpositionen, ist Weiterbildungspolitik, damit der Satz: Sie ist nicht qualifiziert! einfach als Ausrede demaskiert werden kann und gar nicht mehr gilt.

Frauen müssen also in die traditionellen Verwaltungsstrukturen, auch wenn sie sie nicht genügend zielführend finden, auch wenn sie sie als unzweckmäßig, umwegig und überholt finden, eindringen, um sie von innen zu verändern.

Meine Damen und Herren! Frauenpolitik verlangt Ausdauer, Konsequenz, Hartnäckigkeit, Widerstandskraft und Langmut. Die erfolgreichen Führungskräfte in den Ministerien, die Ministerinnen und Minister, die jetzt und heute gute Motivationsarbeit leisten, ernten diese Früchte nicht mehr. Das heißt, jene, die jetzt Mobilisierung betreiben, übergeben die gute Arbeit dann der zweiten und nächsten Ministergeneration. Das soll uns aber nicht traurig machen, Hauptsache ist, es geschieht das Richtige für Frauen.

Unsere Frauenpolitik muß sich daher auf mehr Frauen in qualifizierten Positionen richten, also mehr Frauen in Führungspositionen, um gleichzeitig die traditionell auf Männerwirklichkeit gerichteten Verhaltensmuster zu ändern. Das heißt, Frauenpolitik braucht zweierlei: einerseits natürlich 50 Prozent der Top-Positionen und auch eine andere Art und Qualität von Auffassung, damit Männer nicht im Namen von Menschenpolitik ihre eigene Männerpolitik machen können.

Wir haben jetzt viele Diskussionen über die Gehaltspyramide geführt und dabei von oben nach unten gearbeitet. In Wirklichkeit erleben wir vor allem im öffentlichen Dienst – und dazu nehmen wir heute Stellung – diese Pyramide auch, was die Geschlechterverteilung anlangt, also an der Spitze sind ganz wenige Frauen, unten hingegen viele.

Wenn wir eine gerechte Pyramide für die Bezüge bauen, so sollten wir auch einen gerechten Baukörper für die Geschlechtervertretung im öffentlichen Dienst bauen. Dabei wünsche ich mir boshafterweise nicht, daß die Pyramide auf den Kopf gestellt wird, sondern da wünsche ich mir einfach eine Säule mit einer gleichen Verteilung. Das wäre doch ein gutes Ziel – die Volkspartei sagt dazu: Vorsorge statt Fürsorge, also selbständige Frauen, die nicht abhängig sind. Mit Ihnen, Frau Bundesministerin, an einem anderen Platz und mit Ihrer Nachfolgerin an diesem hier werden wir gute Politik machen. Alle guten Wünsche mögen Sie begleiten! – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

18.08

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Buder. – Bitte. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung.

18.08

Abgeordnete Hannelore Buder (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses! Mit vielem, was meine Vorrednerinnen gesagt haben, kann ich teilweise beziehungsweise sogar ganz übereinstimmen.

Wenn wir heute die Berichte des Gleichbehandlungsausschusses diskutieren und über den Abbau von Benachteiligungen von Frauen sprechen, so wissen wir alle, daß diese Berichte erste Daten und Zahlen erfassen und wiedergeben. Dahinter steht aber vielmehr. Natürlich wissen wir alle, daß mit der Berichtlegung ja nicht genug getan ist. Es müssen diesen Berichten noch Taten folgen. Ich hoffe, daß der nächste Bericht, der bis zum Juni dieses Jahres vorzulegen ist, auf


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