Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 156

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es zu lösen gilt. Ich stimme dabei mit dem Vorsitzenden der christlichen Lehrergewerkschaft Hermann Helm vollkommen überein, der in der letzten Ausgabe des "Pflichtschullehrer" fordert, daß die Hauptschule und die AHS-Unterstufe gleichzustellen sind, was eine logische Forderung ist. (Abg. Schaffenrath: Er hat das nur finanziell gemeint, nicht inhaltlich!)

Wir haben wortidentische Lehrpläne, wir haben unterschiedliche örtliche Gegebenheiten, die da und dort zu intensiverem Besuch der einen oder anderen Schulform einladen. Ich frage mich nur: Warum brauchen wir überhaupt diese Selektion? Genügt es uns nicht, eine Sekundarstufe 1 zu haben, wo die entsprechenden Bedürfnisse unserer Schüler abgedeckt werden, um damit auch der Heterogenität all der Begabungen und Fähigkeiten der Schüler besser entsprechen zu können. Ich möchte mich auch in diesem Bereich für die Form der inneren Differenzierung aussprechen. Wir haben gemerkt, daß die äußere in der Hauptschule nicht zum Ziele führt. Heute wurde die Volksschule bereits so gelobt und dargestellt, daß dort Großes geleistet wird. Dort gibt es diese innere Differenzierung, und sie funktioniert bestens.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ein Problem ist mir persönlich aber noch besonders wichtig, nämlich das der arbeitslosen Junglehrer. Es kann nicht so sein, daß wir diese, obwohl wir sie brauchen, nur aus Kostengründen nicht einstellen. Diese Junglehrer werden in andere Bereiche abwandern, und sie werden uns dann spätestens im Jahre 2010 nicht zur Verfügung stehen, dann, wenn wir eine große Zahl von Lehrern brauchen werden, wenn nämlich die heute 40- und 50jährigen Lehrer in Pension gehen werden. Dann wird es zu spät sein, genügend Lehrer in so kurzer Zeit auszubilden.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Verehrte Frau Ministerin! Bildung muß uns etwas wert sein, weshalb wir auch die Lehrer für die verschiedensten pädagogischen Maßnahmen brauchen. Kostengründe dürfen nicht das einzige Argument sein, diese jungen Damen und Herren nicht anzustellen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.33

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schuster. 7 Minuten Redezeit stehen zur Verfügung. – Bitte.

17.33

Abgeordneter Johann Schuster (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Das Liberale Forum stellt eine Dringliche Anfrage betreffend "jahrelange Versäumnisse in der Bildungspolitik und Kostenexplosion im Schulbereich". (Abg. Mag. Peter: Bis jetzt stimmt’s, Herr Kollege !)

Lassen Sie mich eingangs aus dieser verteilten schriftlichen Dringlichen Anfrage einige Passagen zitieren: "Das österreichische Schulsystem hinkt diesen Entwicklungen nicht nur weit hinterher, die Bildungspolitik ist seit Jahrzehnten festgefahren und durch verschiedene Faktoren blockiert. Das österreichische Schul- und Bildungssystem, wenn es dennoch im internationalen Vergleich bestehen kann und die Ausbildung unserer Jugend nach wie vor auf hohem Niveau stattfindet, dann ist das nicht das Ergebnis der Bildungspolitik der letzten Jahre, sondern trotz der Bildungspolitik der seit mehr als zehn Jahren regierenden großen Koalition erreicht worden", et cetera, et cetera. (Abg. Schaffenrath: Das müssen Sie uns auch noch lassen! Das war wichtig!)

Meine Damen und Herren! Die Widersprüche in dieser verteilten Unterlage sind unüberlesbar. Es ist interessant, daß diese Bildungspolitik letztes Wochenende in Oberösterreich, in Linz, beim Liberalen Forum so breiten Raum eingenommen hat. Die Bildungspolitik ist aus meiner Sicht mehr als nur Bildungspolitik: Sie ist Gesellschaftspolitik, sie ist Zukunftspolitik und Familienpolitik. Die Volksschüler sind Stars, die besten Volksschüler Europas; das haben bereits einige zitiert, und das können wir in Zeitungen nachlesen.

Hohes Haus! Ist die Bildungspolitik in Österreich wirklich so schlecht, daß ein einziger "Scherbenhaufen" übrigbleibt, wie es einige Rednerinnen und Redner vom Liberalen Forum hier darzustellen versucht haben? Oder: Gibt es nicht wenigstens Bereiche, wo man sagen kann: Bildungspolitik in Österreich ist herzeigbar, sie ist aber in jedem Fall reformbedürftig, es gibt


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