Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 159

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Die letzte Rednerin in dieser Debatte ist Frau Abgeordnete Dr. Krammer. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Sie haben das Wort.

17.45

Abgeordnete Dr. Christa Krammer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Dr. Schmidt, bei aller Wertschätzung: Ich denke schon, daß die Dringliche heute einen gewissen Populismus inkludiert. Wir haben uns wirklich intensiv mit diesem Thema beschäftigt – warum gerade heute? (Abg. Marizzi: Da hat sie recht!)

Ich möchte ein bißchen auf das eingehen, was Sie gesagt haben. Es gäbe vieles, aber bei einem bin ich wirklich hängengeblieben. Sie haben gesagt, die Kinder wären durch die Klingelzeichen, die sie zwölf Jahre hindurch hören, geschädigt. (Abg. Dr. Schmidt: Das habe ich doch nicht gesagt, Frau Kollegin!) Das läßt, Frau Dr. Schmidt, den Schluß zu, daß Sie die Lehrer erst recht für geschädigt halten, die hören das nämlich ein ganzes Berufsleben lang. – Na danke schön! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Eine echte Krammer!)

Zur verbalen Beurteilung: Was wird denn bitte – und ich appelliere an alle Lehrer – bei der verbalen Beurteilung herauskommen? – Walzen werden herauskommen! Es wird das Sprücherl für "Sehr gut" und das Sprücherl für "Gut" geben, weil man es nicht anders schafft. Also bleiben wir bitte auf dem Boden der Realität.

Frau Dr. Gredler, wie stellen Sie sich denn wirklich einen Schulbetrieb vor? Wie stellen Sie sich denn Lehrer vor? Sie haben allen Ernstes anklingen lassen, es sei denn, ich habe Sie mißverstanden, daß die Schüler ihre Note bekommen – und damit Punkt. Man spricht – stellen Sie sich vor! – mit den Schülern, das gibt es! (Abg. Schaffenrath: Manchmal, die Guten!) Die Lehrer besprechen mit den Schülern die Noten, sie reden mit den Schülern, wenn sie hinunterzusacken drohen in Richtung "Nichtgenügend". (Abg. Mag. Peter: Warum tun das nicht alle Lehrer?)

Zu Frau Dr. Petrovic möchte ich bezüglich der Schülerselbstmorde sagen – leider ist sie nicht da, aber sie wird mich ja im Klub, nehme ich an, hören –: Für die Schülerselbstmorde sind nicht die Lehrer verantwortlich – mag sein, daß es Ausnahmen gibt. Der Druck, der von der Familie kommt, ist oft schuld, weil manche Eltern ihre Kinder in Schulen schicken, für die die Kinder nicht geeignet sind. Bleiben wir doch bitte auch da auf dem Boden der Realität! Das ist die Wahrheit. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Wissen Sie, ich habe das Gefühl, alle Jahre wieder, so wie die Schwalben kommen und die Störche ins Burgenland, kommt zum Schulschluß die Lehrerhatz. Anders kann ich mir das, was Sie heute auf den Tisch gelegt haben, nicht erklären. (Neuerlicher Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Man gibt den Lehrern die Schuld dafür, wenn zum Beispiel ein Kind wegen schulischen Mißerfolges von zu Hause davonläuft. Wer ist schuld? – Die bösen, bösen Lehrer. (Abg. Schaffenrath: Vielleicht auch die Lehrer!) Ein "Nichtgenügend" wird als Willkür der Schule bezeichnet. Ich bitte Sie, das ist ungerecht und unfair! Ich bin im Schulbetrieb, Frau Schaffenrath, schauen Sie sich einmal eine Schule an! Ich bin dort drinnen (Abg. Schaffenrath: Ich auch!), ich weiß, wie viele Sorgen sich die Lehrer machen. Sie machen sich die Entscheidung nicht leicht, bitte glauben Sie das! (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie des Abg. Dr. Pumberger. )  – Herr Dr. Pumberger, bleiben Sie bei Ihrem Geschäft, davon verstehen Sie wenig genug, mischen Sie sich bitte nicht in die Schule ein! (Heiterkeit und neuerlicher Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Aber Ihr Kollege Grollitsch wäre mir recht (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen)  – ich bin am Mikrophon, ich bin die Lautere –, wenn Ihr Kollege Grollitsch jetzt da wäre, wäre das schön. (Abg. Aumayr: Frau Kollegin, darum sind Sie als Gesundheitsministerin abgesetzt worden!) Nein, ich bin freiwillig gegangen, aber wissen Sie, was meine größte Leistung als Gesundheitsministerin war? – Ich habe den Pumberger als Ausschußvorsitzenden ausgehalten! (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich möchte zu Herrn Dr. Grollitsch noch etwas sagen. Er hat vom Frühwarnsystem geredet, und da habe ich gehört, daß er gesagt hat – ich weiß nicht, an wessen Adresse gerichtet –, man


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite