Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 103. Sitzung / Seite 79

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Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Großruck. Ihre Redezeit ist wunschgemäß auf 6 Minuten eingestellt. – Bitte.

11.59

Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoch geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Bundesministerin, ich möchte Ihnen einleitend auch gratulieren, aber ausnahmsweise nicht zu Ihrem Geburtstag, sondern zu Ihrer hervorragenden Schulpolitik, die Sie seit Ihrem Antritt als Bundesministerin in Österreich gemacht haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Wir haben hier eine Frau als Unterrichtsministerin, die voll im Leben steht. Wer gestern bei ihrer Geburtstagsfeier dabei war und ihren Lebenslauf gesehen hat – schade, dass es nicht mehr waren –, der wird wahrscheinlich seine Meinung etwas ändern, speziell wenn er der Opposition angehört, denn die Frau Bundesministerin ist eine Frau der Praxis: Sie hat selbst unterrichtet und hatte damals 50 Kinder in einer Klasse. – Wer also wüsste besser, dass das nicht der Idealzustand ist, wenn viele Kinder in einer Klasse sind, und man sich bemühen muss, einen Idealzustand herzustellen? (Abg. Schwemlein: Die Zeiten haben sich geändert!)

Auch das soziale Engagement unserer Bundesministerin, ob in Albanien, in Südamerika oder sonst wo, beweist, dass sie eine Frau ist – und das darf ich wirklich sagen –, die mit beiden Beinen im Leben steht, die auch das, was sie tut, lebt. Das garantiert uns auch, dass wir eine ordentliche, eine zukunftsorientierte Bildungspolitik von ihr erwarten können. – Die Beweise sind erbracht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich versuche jetzt einmal, für die Argumente der Opposition Verständnis aufzubringen – dazu muss man natürlich einen ideologischen Zugang finden. Das marxistisch-materialistische Weltbild, das anscheinend maßgeblich für die Schulpolitik der Opposition ist, besagt: Der Mensch ist Materie, als solcher ist er form- und machbar. – Wir können ihn also formen! – Die Gesellschaft, das Kollektiv, übernimmt die Verantwortung über den einzelnen. Gleichmachen, gleichschalten, gleich sein: Das ist der bildungspolitische Bürstenhaarschnitt für alle. Gleiche Kindergartengruppen, gleiche Kindergruppen, gleiche Grundschule, gleiche Gesamtschule und so weiter.

Angesichts dessen, meine Damen und Herren von der Opposition, habe ich Verständnis dafür, dass hier diese Vorschläge kommen, nur: Das sind nicht unsere! Wir wollen keinen bildungspolitischen Bürstenhaarschnitt, der für alle gleich ist, sondern unser Zugang leitet sich ab vom christlich-sozialen Weltbild, das den Menschen im Wesen und in der Würde gleich, aber in den Eigenschaften, in den Talenten, in den Begabungen verschieden betrachtet. Die Eigenverantwortung soll gefördert werden, Chancengleichheit wird durch Chancengerechtigkeit ersetzt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Öllinger: Wollen Sie überhaupt einen Haarschnitt?)

Das, meine Damen und Herren, ist eine bildungspolitische Frisur, die zu dem einzelnen passt! Keine sozialistisch-grüne Rasenmäherbildungspolitik, sondern christlich-soziale Talente-Förderung – das ist unser Zugang!

Daher haben wir auch kein Verständnis dafür, wenn Sie die Bildungspolitik mit der Gesamtschule gleichschalten wollen. Mit Engelszungen, mit Samtpfoten, mit Schalmeientönen wollen Sie uns deren Einführung aufdrücken. Ihre Devise lautet: Probieren wir es einmal! Vielleicht wird die Kooperation zwischen Hauptschulen und Mittelschulen gesetzlich verankert! So hat es von Ihrer Seite im Ausschuss geheißen. – Wir brauchen keine gesetzliche Verankerung! Das klappt ohnehin bereits dort, wo es möglich ist, und dort, wo es geht. Aber Sie wollen durchs Hintertürl die Gesamtschule einführen. Dazu sagen wir ein klares Nein aus unserem Verständnis von Bildungspolitik heraus! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, wollen die duale Ausbildung, unsere hervorragende duale Ausbildung – unsere Lehrlinge gewinnen reihenweise Berufsolympiaden, weltweit – durch eine so genannte Vollzeitberufsschule ergänzen; vorerst einmal, denn Ziel ist das Ersetzen. – Das wollen wir nicht! Wir sagen, wir haben eine hervorragende duale Lehrlingsaus


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