Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 78

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fallen! Sie ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und deutet uns den Weg in die Zukunft. Ich hoffe nicht, dass Sie Ihre Politik nach dem Zitat von Karl Farkas ausrichten: Wir Österreicher blicken hoffnungsvoll in die Vergangenheit. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.00

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Weiters zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte. (Abg. Mag. Schweitzer: Wittmann ist besser als der Kostelka! – Abg. Schwarzenberger: Das ist ein Märchen!)

14.00

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Bitte nicht zuletzt weil Sie heute Geburtstag haben – Frau Ministerin, auch mein Glückwunsch! –, meine Bitte, sich daran zu erinnern, was eigentlich in Ihrer Kindheit, in Ihrer Schulzeit, in Ihrer Zeit der Ausbildung für Sie wichtig war. Ich glaube, da war etwas sehr wichtig für Sie, was heute in dieser Diskussion, in dieser Auseinandersetzung sehr zu kurz kam. Ich glaube, da war etwas wichtig, was da heißt Persönlichkeitsbildung, was da heißt Zeit zur Entwicklung persönlicher Fähigkeiten, was da heißt auch Muße. Da zitiere ich ein Wort von Kollegin Brinek, die das in die Diskussion eingebracht hat. Da war sicherlich auch etwas wichtig, was ungefähr mit dem Begriff Zuwendung, Zeit haben für Jugendliche, für Kinder umschrieben werden könnte. Ich glaube, das waren auch für Sie zentrale Begriffe.

Diese Begriffe haben mir gefehlt in dieser Auseinandersetzung, wo es vorrangig ging um Schule neu, um Schule als Betrieb, als Unternehmen, um Universität als Kompetenzzentrum. Ich sehe die Zielorientierung der bildungspolitischen Diskussion insgesamt als nur relativ vage und nicht geklärt. Ich möchte deshalb von grüner Seite sehr deutlich in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stellen, dass unser Ziel die allseits entwickelte Persönlichkeit ist. Uns geht es darum, dass wir in Österreich in Zukunft gesellschaftlich, solidarisch eingestellte Menschen haben, die sich engagieren, die sich in der Wirtschaft engagieren, die sich in der Gesellschaft engagieren, die auch privat ein erfülltes Leben führen können. Da wehren wir uns gegen die reduktionistische Herangehensweise, die sozusagen hinter Worten wie Laptop zu stehen scheint. Bitte ich möchte die Schule nicht reduziert haben auf den Zugang zu den so genannten I- und E-Medien. (Beifall bei den Grünen.)

Herr Kollege Khol! Ihnen dürfte das als sehr konservativ erscheinen, aber gerade diese Haltung vermisse ich in letzter Zeit auch bei der Volkspartei. Es geht um Werte, und es geht um Werte der Persönlichkeit, es geht um zutiefst humanistische und um humane Werte. Diese scheinen mir in diesem Getriebe, wo es sich nur mehr um Kosten und Gebühren dreht, sehr stark an den Rand, wenn nicht überhaupt ins Abseits gedrängt zu sein.

Deshalb mein Plädoyer: Stellen Sie nicht nur Überlegungen in Richtung Bildung als Gebührensystem, Bildung als Kostenfaktor, Bildung als Element irgendwelcher Zukunftstechnologien in Österreich an, sondern reden Sie in erster Linie über Bildung als Chance für alle ÖsterreicherInnen – ich unterstreiche: alle Österreicherinnen und Österreicher –, damit sie ein möglichst erfülltes Leben führen können, denn dann sind sie zufrieden sowohl am Arbeitsplatz als auch dann insgesamt im gesellschaftlichen Diskurs! Das ist für mich die Voraussetzung dafür, dass diese Gesellschaft nicht gespalten wird.

Noch ein Wort an Sie persönlich, Frau Bundesministerin: Vielleicht war es Ihnen auch als Lehrerin oder als Lehrkraft, je nachdem wie man es titulieren will, wichtig, dass Sie wirklich Schülerinnen und Schüler erziehen, die einfach den aufrechten Gang lernen. Das Bekenntnis zum aufrechten Gang, das Bekenntnis zur Zivilcourage ist für mich persönlich etwas sehr Wesentliches, was die Schule vermitteln soll – jenseits von EDV-Kenntnissen, jenseits von Fachwissen und jenseits von kommerziell verwertbaren Dingen.

Sie, Frau Kollegin Fekter, schätzen sicherlich auch in Ihrem Unternehmen Persönlichkeiten, die zu ihrer Meinung stehen, die ihre Meinung argumentieren und dann fähig sind, gewisse Projekte in Teamarbeit, in solidarischer Kooperation durchzuführen. Dafür muss auch die Schule, muss


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