Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 34. Sitzung / Seite 123

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Wenn man in Zukunft an Studiengebühren denken wird – ich fürchte nicht, dass Denken verboten ist –, so wird dieses Denken, fürchte ich, zu Konsequenzen führen, die Studiengebühren heißen. Die privaten Beiträge zum Studium liegen bereits jetzt bei 63 Prozent und jene des Staates, also der öffentlichen Hand, bei 37 Prozent. Die öffentlichen Ausgaben für StudentInnen sind – man kann gerne erklären, warum – seit 1970 um 60 Prozent gesunken. Eine einfache und auch durchaus nicht unfreundliche Erklärung ist, dass die StudentInnenzahlen wesentlich stärker gestiegen sind, als der Personalstand an den Universitäten zugenommen hat. Dadurch wurde es billiger.

Jeder glaubt, dass StudentInnen ungeheuer teuer sind. Ich kann Ihnen sagen, dass die Kosten pro Kopf bei zirka 40 000 S im Jahr liegen und daher billiger sind als Schüler und Schülerinnen an vielen Volksschulen, wobei ich aber gleich der Frau Ministerin zu Ehren erklären möchte, dass mir VolksschülerInnen diesen Preis wert sind, dass man aber nur nicht glauben soll, dass StudentInnen unfinanzierbar wären, wenn man sie mit Studienförderungen bedenkt. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte nun auf das Bakkalaureat und auf gewisse Befürchtungen, die ich auf Grund der Äußerungen eines Sektionschefs bei den Verhandlungen darüber habe – Äußerungen, die vielleicht unvorsichtig getätigt wurden –, zu sprechen kommen. Dieser Sektionschef hat nämlich gemeint, das Bakkalaureat-Studium werde das Regelstudium der Zukunft.

"Regelstudium der Zukunft" kann für mich nur heißen, dass Magisterium-Studien und Doktorat-Studien die Ausnahme bedeuten, dass gedacht oder befürchtet werden muss, dass Magisterium-Studien und Doktorat-Studien nicht heute, aber übermorgen oder in einigen Jahren als eine Art Zweitstudium angesehen werden, das möglicherweise gebührenpflichtig wird. Ich bitte ernsthaft darüber nachzudenken, welche Folgen es hat, wenn Bakkalaureat das Regelstudium wird und das Doktorat-Studium ausgedünnt wird. Das hat Folgen für die Wissenschaft an den Universitäten, für die Wissenschaft und Forschung in Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

Ich glaube, dass auch die Verdienstfreigrenzen im Prinzip neu zu diskutieren sind. Ich meine, dass sie angehoben werden sollten, und zwar den Studenten und Studentinnen zuliebe, wobei ich durchaus verstehe, dass man sich um die soziale Ausgewogenheit, um die soziale Heterogenität von jenen, die nebenbei viel arbeiten und noch dazu Stipendien beziehen, Sorgen macht. Ich würde vorschlagen und ersuchen, Studien in der Weise zu ermöglichen, dass ein Arbeiten nebenher aus existenziellen Gründen nicht mehr notwendig ist, und weitere Maßnahmen zu setzen, damit Studien auch in der Regelzeit abgeschlossen werden können. Aber das geht allein mit Sparen nicht, und es geht auch allein über ein Dienstrecht nicht, sondern da muss etwas passieren, das viele Gesetzesmaterien betrifft und auch zeigt, dass Studien den Staat etwas kosten dürfen, und das schlägt sich vorwiegend im Budget nieder. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte, bevor ich meine Ausführungen beende, über eine kleine Recherche aus Innsbruck berichten, die Herrn Klubobmann Khol interessieren wird. Ich war im letzten Plenum sehr schockiert, als ich von Herrn Klubobmann Khol hören musste, dass er froh ist, nicht mehr auf der Uni zu sein. Ich war zuerst schockiert, dann war ich verwundert und dann war ich verärgert. Ich habe mich jetzt in Innsbruck erkundigt, und meine Informationen gehen dahin, dass auch andere froh sind, dass Sie nicht mehr an der Innsbrucker Universität sind, und dass Sie dort niemand vermisst. Das ist die Replik – als Ergebnis meiner Recherche – auf Ihre Antwort, die für die Universität nicht freundlich war und auch, wie ich glaube, nicht klug und nicht fair. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.58

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Antoni. – Bitte.

16.58

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Es wurde schon darauf hingewiesen, dass das Klischee vom klassischen Vollzeitstudenten längst nicht mehr der heutigen Realität entspricht. Immer mehr Studierende sind aus den


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